Konzert:Schumanns Gefühlskosmos

Konzert: Bestens vorbereitet und (noch) entspannt sind die Protagonisten des Auftaktkonzertes an diesem Freitag im Indersdorfer Barocksaal.

Bestens vorbereitet und (noch) entspannt sind die Protagonisten des Auftaktkonzertes an diesem Freitag im Indersdorfer Barocksaal.

(Foto: Universität Augsburg/oh)

Mit dem Liederabend "Es war als hätt der Himmel. . ." startet der 12. Europäische Musikworkshop Altomünster. Zu hören sind drei Liederzyklen von Robert Schumann im Indersdorfer Barocksaal

Von Dorothea Friedrich, Altomünster

Heutzutage organisiert der Wedding Planer alles - von der extraordinären Location bis zum edlen Geschenk des Bräutigams für seine künftige Angetraute. Für den Komponisten Robert Schumann (1810- 1856) war Letzteres eine leichte Übung. Er widmete Clara Wieck, die er erst heiraten konnte, nachdem er deren Vater Friedrich Wieck die Erlaubnis per Gerichtsentscheid abgetrotzt hatte, seine Liedersammlung "Myrthen". Der Zyklus ist eine Vertonung nach Gedichten von Johann Wolfgang von Goethe, Friedrich Rückert, George Gordon Byron, Thomas Moore, Heinrich Heine, Robert Burns und Julius Mosen. Die Myrthen sind Teil des Auftaktkonzertes des 12. Europäischen Musikworkshops Altomünster (Eumwa). Das Konzert findet am Freitag, 26. Januar, im Barocksaal der Vinzenz-von-Paul-Schule Indersdorf statt. Beginn ist um 19.30 Uhr.

Dieser Liederabend ist dem Schaffen Schumanns gewidmet und hat den Titel "Es war, als hätt der Himmel . . ." Kenner der Dichtung und Musik der Romantik, die nichts mit dem heute unter diesem Begriff subsumierten Kitsch zu tun hatte, wissen: Das ist die erste Zeile der "Mondnacht" von Joseph von Eichendorff (1788-1857). Mit seinem "Liederkreis" hat Schumann eine Symbiose seiner Musik und der Lyrik des Freiherrn von Eichendorff geschaffen. Der Komponist nannte den Zyklus sein "aller Romantischstes". Eichendorff selbst sagte, Schumanns Musik habe seinen "Liedern erst Leben gegeben". Der "Liederkreis" gehört zu den bekanntesten Werken des Romantikers. Er entstand wie die Myrthen und die "Liederreihe nach Kerner" im Jahr 1840, Schumanns von Musikwissenschaftlern so genanntem Liederjahr.

Der heute fast vergessene Schriftsteller und Arzt Justinus Kerner (1786-1862) gehörte zum Schwäbischen Dichterkreis um Ludwig Uhland. Seine schlichte, volkstümliche Poesie inspirierte Schumann lange, bevor er die Liedersammlung komponierte. "Kerner's Gedichte, die mich durch jene geheimnißvolle, überirdische Kraft, die man oft in d. Dichtungen Göthe's und Jean Paul's findet, am meisten zogen, brachten mich auf den Gedanken, meine schwachen Kräfte zuerst zu versuchen, weil in diesen (Gedichten) schon jedes Wort ein Sphärenton ist, der erst durch Noten bestimmt werden muss", schrieb der Komponist in seinem Tagebuch, wie Sigrid Lange auf schumann-portal.de mitteilt.

Ein anspruchsvolles Programm also für das Auftaktkonzert des Eumwa. Die Erwartungen an die Sängerinnen und Sänger sind entsprechend hoch. Doch die Sopranistinnen Julia Heiler, Natalija Radosavljevic, und Hyunju Kim, die Tenöre Ian Spinetti, Moritz Kugler, Jeayoun Kim und Wanting Li sowie die Baritone Dabo Liu, Matthias Lika, Songheon Kim und Jun Ting Wan sind bestens vorbereitet. Sie studieren Gesang am Leopold Mozart Zentrum (LMZ) der Universität Augsburg. Dort unterrichtet auch ihr Begleiter am Flügel und Moderator des Abends, Markus Kreul. Er ist zudem von Anfang an künstlerischer Leiter des Eumwa und kürzlich vom renommierten Schumann-Netzwerk zum Schumann-Botschafter ernannt worden.

Auch der Eumwa netzwerkt. Er kooperiert erstmals mit dem Leopold Mozart Zentrum und der Universität Augsburg. Dieser Zusammenarbeit ist die Vielzahl von Solisten an diesem Liederabend zu danken. Die Sänger kommen aus Brasilien, China, Deutschland, Korea, Serbien und Taiwan und haben sich intensiv mit Schumanns Werk und dessen Beziehungsgeflecht als Komponist, Gründer und Autor der "Neue Zeitschrift für Musik" auseinandergesetzt. Sie wollen ihrem Publikum Schumanns Gefühlskosmos von Verlangen, überschäumender Liebeslust, Verlustängsten, Wut, Trauer, Melancholie und unfreiwilligem Verzicht, von Schönheit und Schrecken nahebringen. Auch der Anlass dieses Konzerts setzt auf künstlerische Beziehungen. Von Sonntag, 31. März, bis Samstag, 7. April, steht Altomünster im Zeichen der Kammermusik. Kinder und Jugendliche, die die Grundfertigkeiten ihres Instruments beherrschen, sowie Studenten von Musikhochschulen, Instrumentalpädagogen, Musikschüler und ambitionierte Laien können am Workshop Improvisation Music teilnehmen. Er wird von Andrea Friedhofen geleitet. Anmeldungen sind bis Freitag, 20. Februar, möglich. Weitere Infos gibt es unter www.eumwa.de.

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