Konzert:Glänzender Höhepunkt

Serenade

Während das Sinfonieorchester Modest Mussorgskis Komposition "Bilder einer Ausstellung" spielt, werden auf der Leinwand im Bürgerhaus Arbeiten von Schülern der vierten Klasse der Grundschule an der Krenmoosstraße eingeblendet, die sich von der Musik haben inspirieren lassen.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Das Karlsfelder Sinfonieorchester unter der Leitung von Bernhard Koch übertrifft sich bei seiner Serenade zum "Kulturwochenende" selbst

Von Adolf Karl Gottwald, Karlsfeld

So gut wie am vergangenen Sonntag hat man das Karlsfelder Sinfonieorchester noch nie gehört. Das war ein wunderbar strahlender Orchesterklang, beinahe wie bei professionellen Orchestervereinigungen. Die Ersten Geigen strahlten, die Soli der Bläser leuchteten hervor, das Ganze, sowohl das Streichorchester als auch die Harmoniemusik, klang bestens zusammen, nichts blieb blass oder stach unangemessen heraus.

Was ist geschehen? Beflügelte das erste "Karlsfelder Kulturwochenende" das Karlsfelder Sinfonieorchester zu einer Glanzleistung oder waren es die Schüler der vierte Jahrgangsstufe der Grundschule an der Krenmoosstraße, die mit ihren von Modest Mussorgskis Komposition "Bilder einer Ausstellung" angeregten Bildern die Musiker des Orchesters samt seinem Dirigenten Bernhard Koch begeisterten? Oder war es die Volkstanzgruppe "D'Knödldrahra" samt Jugendvolkstanzgruppe, die mit ihrer "Münchner Française" zur Fledermaus-Quadrille von Johann Strauß und ihrem Tanz zur Polka française "Feuerfest" von Josef Strauß das Musizieren des Orchesters verklärten? Oder war es gar die Zusammenarbeit mit Karlsfelder Chören, die - man staune - eine Aufführung der "Ode an die Freude" aus der neunten Sinfonie von Beethoven möglich machten? Der Fragenkatalog enthält fast das ganze hinreißende Programm der Serenade im Rahmen des Karlsfelder Kulturwochenendes, aber nicht die richtige Antwort. Das Karlsfelder Sinfonieorchester hat sehr gut gespielt, doch nicht besser als bei seinen Konzerten der vergangenen Jahre. Bernhard Koch dirigierte absolut souverän und feurig, doch seine dirigentischen Fähigkeiten hat er früher schon bei schwierigeren und größeren Werken, etwa bei seinen Aufführungen großer Sinfonien, gezeigt. Das Entscheidende, das dem Orchester zur bisher noch ungewohnten Klangschönheit verhalf, war die Akustik. Auf der Bühne des Karlsfelder Bürgerhauses schlucken die Vorhänge die Obertöne und nehmen damit dem Klang den Glanz. Vor der Bühne postiert, kam musikalisch und vor allem auch klanglich alles bestens rüber.

Das Programm war anspruchsvoll wie die Programme früherer Konzerte des Karlsfelder Sinfonieorchesters unter der Leitung von Bernhard Koch. Das "Te Deum" von Marc-Antoine Charpentier, heute vor allem als Eurovisionsmelodie bekannt, machte den Anfang. Mussorgskis "Bilder einer Ausstellung" sind ein recht schwieriges Klavierwerk für erstklassige Pianisten; Maurice Ravel hat es für großes Orchester instrumentiert. Das Karlsfelder Sinfonieorchester spielte die Bilder in einer etwas weniger üppigen Instrumentierung, doch das tat dem Werk keinen Abbruch. Die glänzende Idee, Bilder zur Musik von Karlsfelder Schülerinnen und Schülern zu zeigen, ist Ingrid Reh zu verdanken, der Seele des Orchesters. Die Schülerbilder zur Musik waren so faszinierend, dass sie einerseits auf die erklingende Musik hinwiesen, andererseits stellenweise sogar ablenkten. Das Orchester spielte so plastisch, dass man sich als Zuhörer wirklich "ein Bild machen" konnte. Bei der Musik der Wiener Strauß-Dynastie ist Bernhard Koch ohnehin in seinem Element. Der Walzer "An der schönen blauen Donau" erklang in einer Festaufführung, die Fledermaus-Quadrille und die Polka "Feuerfest" (von Josef Strauß) waren die ideal gespielte Musik zum Tanz auf der Bühne. Wagt sich das Karlsfelder Sinfonieorchester jetzt auch noch an die Neunte von Beethoven?

Nicht ganz! Bei seiner Serenade erklang nur die "Ode an die Freude" als Auszug aus dem vierten Satz dieser Sinfonie als großartige Leistung von Chor (Einstudierung: Wolfgang Kraemer) und Orchester. Das Publikum jubelte und wurde von Bernhard Koch so lange zum Weiterjubeln ermuntert, bis Chor und Orchester bereit waren zu einer Zugabe der besonderen Art. Das Orchester intonierte Musik von Edward Elgar, und der Chor stimmte ein in die jedermann bekannte Melodie "Land of Hope and Glory". Doch plötzlich brach Koch ab, und lud das Publikum zum Mitsingen ein. Zu Elgars bekannter Melodie fand das Publikum auf der Rückseite des Programmheftchens eigens für das Kulturwochenende gedichtete Verse, die es absingen konnte. Sie gipfeln in der Feststellung: "Dank unsrer Gemeinde sind wir heute hier. Unsere Gemeinschaft eint die Kultur."

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