Konzert:Fest der Klänge

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Harmonie und Erhabenheit bis ins kleinste Detail: Das Dachauer Bläserensemble, Organist Christian Baumgartner und Andreas Langanki an der Pauke lösen bei den Konzertbesuchern in Sankt Jakob Hochstimmung aus

Von Adolf Karl Gottwald, Dachau

Das Streichquartett ist unbestritten die anspruchsvollste und edelste Formation der klassischen Musik, aber als "Festliche Musik zum Jahresende" eignet sich besser das Blechbläserquartett, zwei Trompeten und zwei Posaunen. Wenn dazu noch Pauken und die Orgel das festliche Gepränge unterstützen, ist beim Publikum eine Festtagsstimmung garantiert, ja geradezu unvermeidlich. Es war also ein glänzender Gedanke des Dachauer Kirchenmusikers und Organisten Christian Baumgartner, bei seiner "Festlichen Musik zum Jahresende" seinen Kirchenchor unter die Zuhörer zu setzen, sich selbst an der Orgel zurückzuhalten und das Musizieren weitgehend dem Dachauer Blechbläserensemble zu überlassen.

Schon von einer Fanfare des englischen Barockkomponisten Jeremiah Clarke aus dem 17. Jahrhundert, ausgeführt vom Blechbläserquartett mit Pauken und Orgel, wurde man in ausgesprochen festliche Stimmung versetzt. Die Fanfare ist ohnehin eine Domäne der Blechmusik und hat die vorherrschende Bedeutung als Signalmusik. Hier, in der Dachauer Pfarrkirche Sankt Jakob, signalisierte sie ein Fest der Klänge und der musikalischen Hochstimmung. Dazu passte auch eine Folge von Tänzen, wobei allerdings nicht an Foxtrott, Samba oder Salsa gedacht ist, sondern an Branle, Pavane und Tourdion. Aufgeführt wurde nämlich die "Suite de Danses" von Pierre Attaignant, der in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts wirkte. Kenner verbinden den musikalischen Stil dieser Zeit gern mit dem Begriff der Renaissance, und diese "Wiedergeburt" steht für Harmonie und Erhabenheit bis ins kleinste Detail der künstlerischen Gestaltung.

Das Blechbläserquartett, verstärkt durch Paukenklänge, brachte festliche Stimmung in die Kirche Sankt Jakob. (Foto: Toni Heigl)

Was wäre eine wahrhaft festliche Musik zum Jahreswechsel ohne Händel, den Inbegriff erhaben festlicher Musik? In Sankt Jakob vereinigten sich Blechbläser, Pauken und die Orgel zu einer Aufführung der Ouvertüre aus der "Wassermusik" von Georg Friedrich Händel. Das ist eine Musik, die wohl jeder Freund der sogenannten klassischen Musik, also auch der barocken und der romantischen Musik, "im Ohr hat", die immer wieder in den verschiedensten Besetzungen gespielt wird und doch nie abgeleiert oder abgenützt wirkt.

Auch zeitgenössische Komponisten haben sich an festlicher Musik versucht, auch daran wollte Christian Baumgartner in seinem Festkonzert nicht vorbeigehen. Johannes Matthias Michel, geboren 1962, und James Biery, Jahrgang 1956, sind auf Nummer sicher gegangen und haben das Festliche bereits im Titel festgelegt, Michel in seinem 2007 geschriebenen "Präambulum Festivum" und Biery in seiner "Sinfonia Festiva". Beide haben den festlichen Ton vor allem durch Fanfarenklänge getroffen. Biery ging auch an populären harmonischen Wendungen seiner Zeit nicht vorbei. Das Dachauer Blechbläserensemble musizierte diese für die Bläser offensichtlich dankbaren Stücke glänzend.

Christian Baumgartner trug auf der Orgel auch Festtagsmusik zeitgenössischer Komponisten bei. (Foto: Toni Heigl)

Christian Baumgartners "Festliche Musik zum Jahresende" erschöpfte sich aber keineswegs an rauschenden Sätzen im Fanfarenstil, auch Ruhigeres - man sagt heute gern "Besinnliches" - wurde gespielt, etwa Musik von Edward Elgar und Edvard Grieg, dessen Ballade op. 65 man als "schön traurig" aufnehmen konnte. Der festliche Jahresschluss in Sankt Jakob bestätigte eine Feststellung des schwäbischen Publizisten Schubart aus der Mozart-Zeit: "Die musikalische Schreibart ist so verschieden wie die poetische. Sie kann erhaben und populär, einfältig und geschmückt, prächtig und simpel, hoch und niedrig, ernst und scherzend, tragisch und komisch, tiefsinnig und leicht, stark, aber nie schwach sein." Das Konzert war mit seiner Vielzahl an Stücken abwechslungsreich, aber gewiss nie schwach. Doch das geht aus dem bisher Gesagten ohnehin klar hervor. Zu ergänzen wäre nur noch, dass auch die Musiker - Christian Bühn und Constanze Gillmann, Trompete, Alfred Menzinger und Marianne Reissler, Posaune, Andreas Langanki, Pauke und Schlagwerk, sowie Christian Baumgartner an der Orgel durchgehend ausgezeichnet und absolut nie schwach waren.

© SZ vom 02.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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