Konzert:Auferstehung eines Vergessenen

Konzert: Das Barockensemble aus Lohhof um Leiter Günter Holzhausen spielt ein Telemann-Portait im kirchlichen Ambiente der Basilika.

Das Barockensemble aus Lohhof um Leiter Günter Holzhausen spielt ein Telemann-Portait im kirchlichen Ambiente der Basilika.

(Foto: Toni Heigl)

Das Consortium Lohhof widmet sich bei einem Konzert in der Petersberg-Basilika dem Komponisten Georg Philipp Telemann. Der Barock-Musiker und Zeitgenosse von Johann Sebastian Bach erfährt erst seit einigen Jahren wieder mehr Beachtung

Von Adolf Karl Gottwald, Petersberg

"Du bist verflucht, o Schreckensstimme", steht auf dem Programmzettel zu lesen. "Ja, um Himmelswillen, wo bin ich denn da hineingeraten!", war der erste Gedanke. Es war ein "Telemann-Portrait", dargeboten in der Basilika am Petersberg vom Consortium Lohhof. Doch schon beim ersten Stück, einem "Hochzeits-Divertissement", stellte sich heraus, dass die "Schreckensstimme" nicht auf die Stimme der Sängerin Annette Dünnbier - ein angenehmer Sopran - zu beziehen war.

Günter Holzhausen, der Leiter des Consortium Lohhof, spielt Viola da gamba und weiß viel von Georg Philipp Telemann. In seiner ausführlichen Moderation erzählt er, dass Telemann, Zeitgenosse von Johann Sebastian Bach und Händel, zu seiner Zeit hochberühmt und außerordentlich geschätzt, dann vergessen und im 19. Jahrhundert als Vielschreiber sogar verachtet war. Erst gegen Ende des 20. Jahrhunderts und jetzt, im beginnenden 21. Jahrhundert, wird er vor allem im Zuge der historischen Aufführungspraxis wieder mehr beachtet.

Wie sehr Telemann, der hauptsächlich in Hamburg wirkte und dort 1767 gestorben ist, noch gegen Ende des 18. Jahrhunderts geschätzt wurde, zeigt der schwäbische Publizist Schubart. Er sieht in Telemann einen der ersten Tonsetzer Europas und schreibt. "Sein Geist blieb bis ins graueste Alter immer groß und lebhaft. Kurz vor seinem Ende entschloss er sich noch, einen Hymnus aus der "Messiade" (von Klopstock) in Musik zu setzen. Aber er starb - und lauscht nun den Chören der Engel." Da tut er auch gut daran, denn wenn er sich anhören müsste, wie seine Musik von Laienmusikern gespielt wird, hätte er wohl wenig Freude.

Günter Holzhausen hat es richtig zum Ausdruck gebracht, warum man auf Telemanns Musik so herabschaut. Telemann wird überwiegend von Amateuren und Schulorchestern gespielt, während die professionellen Solisten und Ensembles ihre Kunst in der Barockmusik vor allem dem Werk von Johann Sebastian Bach widmen.

Auf dem Petersberg hörte man einige sehr hübsche Stücke, allen voran eine Triosonate g-Moll für Altblockflöte, Viola da gamba und Basso continuo, bei der die beiden führenden Musiker im Consortium Lohhof als Solisten hervortraten. Es sind dies Marianne Schiela aus Dachau, die neben Blockflöten auch das Spiel auf der Chitarrone beherrscht, und Günter Holzhausen an der Viola da gamba.

Schubart hat die Musik Telemanns köstlich und überdies treffend charakterisiert: "Korrekter konnte niemand schreiben als Telemann, doch nagte die Korrektheit nicht am zarten Spross der Melodie" (das große Problem der Barockmusik). Das bestätigte dieses Konzert an vielen sehr schönen Stellen, doch leider auch die Beobachtung, dass Telemanns Musik auch heute noch meist laienhaft gespielt wird, was das alte Vorurteil gegenüber Telemann nur bekräftigte. Der Beifall in der Basilika war dennoch kräftig und anhaltend.

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