Kontroverse zwischen Stadt und Investoren:Hörhammerumbau: Die Uhr tickt

Lesezeit: 2 min

Die Stadt stellt sich quer, weil seit langem ein Gutachten fehlen soll. Auch die Anzahl der Stellplätze ist ungeklärt. Wenn das Projekt nicht bald steht, könnte Dachau das Modehaus, eines der letzten Ankergeschäfte, verlieren

Von Petra Schafflik, Dachau

Im Sommer erst haben die Investoren Franz und Andreas Scherm der Öffentlichkeit noch optimistisch ihre ehrgeizigen Umbaupläne präsentiert, mit denen sie das ehemalige Kaufhaus Hörhammer attraktiver gestalten möchten. Nun aber gibt es bei dem Projekt "Birgmannforum", wie die Bauherren ihr Konzept nennen, offenbar Unstimmigkeiten zwischen Investoren und Stadtbauamt Dachau. Von "unterschiedlichen Auffassungen", spricht Andreas Scherm, während Bauamtsleiter Michael Simon fehlende Unterlagen moniert. Am Ende könnte das Bekleidungsgeschäft Rübsamen, das seit Jahren schon in dem Gebäude logiert, zum Leidtragenden der Kontroverse werden. Denn nur wenn der Umbau kommt, will das Modehaus offenbar seinen Mietvertrag zum Stichtag 14. Dezember um weitere zehn Jahre verlängern. Der Altstadt, die ohnehin nicht gerade viel Einzelhandel beherbergt, ginge mit dem Modehaus Rübsamen ein wichtiges Ankergeschäft verloren.

Besorgt hatte sich CSU-Stadträtin Gertrud Schmidt-Podolsky im Bauausschuss des Dachauer Stadtrats erkundigt, ob sie sich "auch im kommenden Jahr noch Winterkleidung im Modehaus Rübsamen kaufen kann." Die Antwort von Bauamtsleiter Michael Simon fiel nicht sehr zuversichtlich aus. Auch er finde es "schade, wenn Rübsamen rausgeht". Doch den vorliegenden Bauantrag könne das Bauamt derzeit nicht genehmigen. Noch fehlten wichtige Unterlagen, "und das zum Teil schon sehr lange." So warte er dringend auf ein Immissionsgutachten, betonte Simon. Tatsächlich sei dieses Gutachten aber erst im Oktober eingefordert worden und bereits in Arbeit, hält Andreas Scherm dagegen. "Aber so ein Gutachten, das dauert halt seine Zeit." Auch über die Fassadengestaltung gehen die Meinungen auseinander. Aktuell ist das Gebäude in einem sonnigen Gelbton gestrichen, die Scherms hätten gerne ein "helles Mokka". Allerdings scheint in Sachen Farbgestaltung eine Einigung möglich. "Ich denke schon, dass man sich da treffen kann", betont Andreas Scherm. Auch ob die momentan mit Kupfer verkleideten Dachgauben künftig nach den Vorgaben der Stadt verputzt oder, so hätte es die Familie Scherm gerne, mit einem neuartigen Blech verkleidet werden, sollte sich klären lassen. Auch wenn Bauamtsleiter Simon den Stadträten eindringlich erklärte, das neuartige Blech, das verwendet werden soll, gebe es bisher nicht in der Stadt und dieser Werkstoff sei "wirklich greislich".

Deutlich grundlegender dagegen ist offenbar der Dissens um die Stellplätze, der jetzt schon Juristen beschäftigt. Das Bauamt fordert, dass für den Umbau 15 weitere Stellplätze entweder gebaut oder für eine Summe von je 10 000 Euro abgelöst werden. Eine Forderung, die Andreas Scherm nicht nachvollziehen kann. Für das ursprünglich auf allen Etagen als Kaufhaus genutzte Gebäude seien mehr Parkplätze nötig gewesen, als künftig noch für die jetzt geplanten Wohnungen. Allerdings sind beim Bau des Gebäudes 1971 nicht alle geforderten Parkplätze gebaut worden. Wenn er jetzt einstehen soll für die Fehler der Vergangenheit, finde er das "moralisch nicht so toll und juristisch nicht haltbar". Doch Andreas Scherm braucht auf ein Entgegenkommen des Stadtbauamts in dieser Frage offenbar nicht zu hoffen. "Wir müssen alle Bauherren in der Altstadt gleich behandeln", betonte Bauamtsleiter Michael Simon.

Noch im Sommer war das Projekt, um das jetzt gerungen wird, vom Stadtrat begrüßt worden. Denn mit dem Umbau sollen nicht nur in den seit Jahren nicht mehr genutzten Gebäudeetagen künftig Praxen, Büros und zwölf Wohnungen entstehen. Auch ein Lebensmittelladen sollte ins Untergeschoss des ehemaligen Hörhammer einziehen. Dafür wollte die Stadt sich sogar finanziell beteiligen an der baulichen Umgestaltung des wenig attraktiven, versteckt liegenden Zugangs.

"Da wäre es schade, wenn dieses Projekt jetzt an der Fassadenfarbe scheitert", sagte denn auch Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD) im Bauausschuss. Die Familie Scherm setzt, wie sie im Gespräch mit der SZ erklärt, auf weitere Gespräche. "Wir hoffen, dass wir die Kuh noch vom Eis bringen". Aber die Uhr tickt.

© SZ vom 27.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: