SZ-Serie: Kommunalwahl in Sulzemoos:Beginn einer neuen Ära

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Im Rathaus wird es nach der Kommunalwahl einen Generationswechsel geben. CSU-Kandidat Johannes Kneidl beerbt voraussichtlich den langjährigen Bürgermeister Gerhard Hainzinger. Auch viele altgediente Gemeinderäte treten nicht mehr an

Von Renate Zauscher, Sulzemoos

In Sulzemoos geht eine Ära zu Ende: Der langjährige Gemeindechef Gerhard Hainzinger tritt nicht mehr zur Wahl an. Da der Gemeinderat bereits vor geraumer Zeit entschieden hatte, dass künftig ein hauptamtlicher an Stelle eines bislang ehrenamtlichen Bürgermeisters die Gemeinde führen soll, gilt fortan die entsprechende Altersgrenze, die Hainzinger bereits überschritten hat. Er selbst fand offenbar auch, dass 24 Jahre Dienst als Gemeindeoberhaupt genug sind: Die Entscheidung im Rat war einstimmig getroffen worden. Hainzingers Nachfolger wird aller Voraussicht nach Johannes Kneidl. Der 44-jährige, in Sulzemoos lebende Banker geht ohne Gegenkandidaten ins Rennen um das Bürgermeisteramt.

Blick auf Wiedenzhausen, einem Ortsteil der Gemeinde Sulzemoos. (Foto: Toni Heigl)

Verändern wird sich zudem auch die Zusammensetzung des Gemeinderats. Eine Reihe altgedienter Ratsmitglieder tritt nicht mehr an. Neben dem SPD-Vertreter Paul Schmid sind dies Johann Stumpferl und Richard Wohlmut von der Wiedenzhausener Ortsliste sowie Siegfried Ketterl und Josef Kraut aus Einsbach, die dem Gemeinderat zum Teil ebenso wie Hainzinger seit bereits 24 Jahren angehört haben. "Es wird einen Generationswechsel geben" sagt Wolfgang Huber, der bei der Wählergemeinschaft Wiedenzhausen auf Platz eins kandidiert. Nicht nur viele jüngere Leute würden nachrücken, sondern wohl auch mancher Neubürger. "Das soll auch so sein", betont Huber, das entspreche schließlich den Veränderungen innerhalb der stark gewachsenen Gemeinde.

Der Umstand, dass Sulzemoos mittlerweile mehr als 3000 Einwohner hat, bewirkt zum einen, dass heuer erstmals 16 statt bisher nur 14 Personen in den Gemeinderat einziehen werden, und hat zum anderen auch zur Folge, dass künftig nicht mehr, wie in Gemeinden unter 3000 Bürgern, die doppelte Anzahl von Stimmen vergeben werden darf. Im konkreten Fall bedeutet das, dass jeder Wähler 16 Stimmen hat, die er verteilen darf statt bisher 28. Für Huber wird dies deutliche Auswirken haben: Er glaubt, dass nicht mehr wie früher der Einfachheit halber einfach über die Liste gewählt wird, sondern gezielt nach Personen. Manches ältere Ratsmitglied wird dann vielleicht nicht wieder mit dabei sein, glaubt auch Gemeinderätin Elfriede Heinzinger von der Wählergemeinschaft Sulzemoos, die heuer auf Platz drei kandidiert, nach Markus Winter und Michael Schmid junior. Sie schätzt, dass sich der Gemeinderat "bis auf die Hälfte erneuert". Ein neuer, wenn auch bekannter Name steht auch auf der Liste der Einsbacher Wählergemeinschaft: Hier belegt mit Veronika Hainzinger eine der Töchter des ausscheidenden Bürgermeisters den dritten Listenplatz nach Matthias Schlatterer und Christian Huber; auch ihre Schwester Bettina Hainzinger kandiert für Einsbach.

(Foto: oh)

Für Orthofen gehen Michael Fried, Martina Trout und Michael Birkmeier auf den vorderen Plätzen ins Rennen. Trotz der zu erwartenden Änderungen in der Zusammensetzung des Rats ist von "Wahlkampf" im eigentlichen Sinn in Sulzemoos wenig zu spüren. Das hat natürlich auch damit zu tun, dass hier nicht Parteien, sondern die Ortslisten der vier Gemeindeteile gegeneinander antreten. Lediglich die SPD hat hier eine Sonderrolle. Sie konnte mit Paul Schmid, dem langjährigen zweiten und jetzt dritten Bürgermeister, und mit Annegret Braun zuletzt zwei Ratsmitglieder stellen. Braun führt heuer die aus fünf Namen bestehende SPD-Liste an, gefolgt von Roger Corradini und Petra Frank.

Gelassen schaut man in Sulzemoos auf die kommende Wahl wie auf die gemeindliche Zukunft insgesamt auch aus anderen Gründen. So herrscht weitgehend Zufriedenheit mit dem, was in den vergangen Jahrzehnten in der Gemeinde erreicht wurde. Einhellig wird auf Investitionen in Gewerbegebiete und Wohnbauland verwiesen, auf den Bau einer neuen Kläranlage, auf gute Angebote bei der Kinderbetreuung oder geregelte Finanzen.

Auch was die Vorstellungen bezüglich der gemeindlichen Zukunft angeht, herrscht weitgehend Übereinstimmung. Johannes Kneidl, der so wie Gerhard Hainzinger der CSU angehört, will zum einen das bisher Erreichte konsolidieren, möchte darüber hinaus aber auch für Jugendliche wie für Ältere mehr in der Gemeinde tun. Die Einrichtung einer Tagespflege sei für ihn "ein Herzenswunsch", sagt er. Elfriede Heinzinger fürchtet allerdings, dass das am akuten Mangel von Pflegepersonal scheitern könnte. Sie denkt alternativ an die Einrichtung betreuter Wohngruppen. Defizite sieht sie, was die Wohnsituation junger Leute angeht. Es sei dringend nötig, Mehrfamilienhäuser zu bauen, in denen man kleinere bis mittelgroße Wohnungen kaufen oder mieten könnte. Heinzinger ist sich in dieser Sache einig mit Johannes Kneidl. Der betont auf der einen Seite, "konsistente" Gemeindepolitik machen zu wollen, zeigt sich andererseits aber auch offen für Neues. Vor allem, was die drängenden Verkehrs- und Mobilitätsfragen angeht, müsse neu in die Zukunft gedacht werden. Was Kneidls Position stärkt ist die Tatsache, dass ihn jeder in der Gemeinde kennt. Als Sohn einer alteingesessenen Familie, als Gemeinderat, als Organisten in der Kirche und nicht zuletzt als jemanden, den Kunst und Ortsgeschichte interessieren.

Änderungen könnte es vielleicht im Umgangsstil zwischen Bürgermeister und Gemeinderat geben. Zumindest nach außen hat Gerhard Hainzinger oft den Eindruck vermittelt, mit starker Hand, gelegentlich auch kompromisslos zu regieren. Zwar berichtet etwa Paul Schmid von guter, sachbezogener Zusammenarbeit mit Hainzinger, dennoch gibt es Stimmen, die sich mehr "Miteinander" wünschen. Auch wenn Johannes Kneidl mit Sicherheit gesunden Ehrgeiz ins neue Amt mitbringt: Verbindlichkeit ist eine seiner Stärken.

© SZ vom 21.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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