Kommunalwahl:Mit breiter Brust

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Hubert Güntner bläst mit seiner Freien Wählergemeinschaft zum Angriff auf CSU-Bürgermeister Anton Kerle. (Foto: Toni Heigl)

Die Freie Wählergemeinschaft Altomünster will 2020 den Chefsessel und die Mehrheit im Rathaus erobern

Von Horst Kramer, Altomünster

In den vergangenen Monaten hielten sich die führenden Köpfe der Altomünsterer Freien Wählergemeinschaft (FWG) bedeckt, wenn es um die Bürgermeisterwahlen im kommenden Jahr ging. Nun kam der FWG-Vorsitzende Hubert Güntner bei der Jahreshauptversammlung der Gruppierung aus der Deckung: "Ich halte es für wichtig, dass die FWG einen eigenen Bürgermeisterkandidaten stellt." Mehr noch: "Wir wollen die Mehrheit der Gemeinderatssitze erobern." Mit anderen Worten, die FWG rüstet sich zum Angriff auf Bürgermeister Anton Kerle (CSU) und dessen Fraktion.

Die rund vierzig Besucher im Thomastüberl des Kapplerbräu - darunter nur zwei Frauen - begrüßten beide Aussagen erst mit Raunen, dann mit Beifall. Doch wer gegen den Amtsinhaber in den Ring steigen soll, ließ Güntner offen. Er selbst war es, der vor vier Jahren das Erbe des beliebten FWG-Bürgermeisters Konrad Wagner antreten wollte, der aus Altersgründen auf eine weitere Amtsperiode verzichtet hatte. Mit einem überraschend deutlichem Ergebnis: Güntner verlor gegen Kerle mit 41 Prozent zu 59 Prozent. Seine erneute Kandidatur gilt in Kreisen der Freien Wählergemeinschaft als nicht erfolgversprechend. Im Gespräch mit der SZ wollte Güntner weder bestätigen noch dementieren, dass er einen zweiten Anlauf wagt: "Dazu kann ich noch nichts sagen. Wir sind im Findungsprozess." Die FWG werde die Öffentlichkeit jedoch "in naher Zukunft" informieren.

Zudem muss die Gruppierung wohl noch weitere Kandidaten und Kandidatinnen für ihre Listenplätze finden. "Wir sind schon seit geraumer Zeit in Gesprächen", berichtete Güntner der Versammlung. Ende März oder Anfang April will die FWG polit-affine Interessenten zu einer kommunalpolitischen Einführungsveranstaltung einladen. Dabei soll es beispielsweise um Fragen gehen: "Wie sind die Freien Wähler in der Kommune, im Kreis und in den Ebenen darüber aufgebaut? Welche Aufgaben und Kompetenzen hat ein Gemeinderatsmitglied?"

Im Marktgemeinderat halten sich derzeit FWG und CSU mit je zehn Sitzen die Waage. Theoretisch könnte daher der einzige SPD-Vertreter Josef Haltmayr den Ausschlag geben, doch praktisch wird in Altomünster selten entlang der Parteilinien abgestimmt. Die FWG hat allerdings zwei Probleme, die auf der Veranstaltung ebenfalls angesprochen wurden: ihr vertrackter Wahlmodus zur Bestimmung der Listenplätze sowie ihre geringe Frauenquote - beides hängt direkt miteinander zusammen. Die Altomünsterer Freien Wähler verteilen die Platzierungen in einem Blockverfahren, bei dem es sein kann, dass eine Kandidatin oder ein Kandidat von Block zu Block durchgereicht wird und schlussendlich auf einem chancenlosen Platz landet - so erging es 2014 der renommierten Kulturreferentin Claudia Geisweid oder der im Duell mit Güntner gescheiterten Bürgermeisterkandidatin Susanne Allers, die anschließend auf der Liste der Freien Wähler Dachau zu finden war. Die FWG ist derzeit nur mit einer einzigen Frau im Marktgemeinderat vertreten. Das ist Elisabeth Glas.

Güntner sagte deswegen: "Wir müssen uns überlegen, mit welchem Verfahren wir unsere Plätze vergeben." Eine Fünfzig-Prozent-Quote für Frauen und Männer - wie zum Beispiel bei den Grünen seit langem üblich - hält der Automobil-Manager allerdings für unrealistisch: "So viele Kandidatinnen finden wird gar nicht." Dass es bei der weiblichen Wählerschaft Steigerungspotenzial für seine Gruppierung gäbe, räumte er indes durchaus ein; zumal auch die CSU nur zwei Gemeinderätinnen stellt, die Ortsvorsitzende Maria Riedlberger und die Hohenzellerin Martina Englmann. Bis zur eigentlichen Nominierung des Kandidaten ist noch eine Weile hin: Die große Kandidatenkür soll erst Ende Oktober oder Anfang November im Kapplerbräusaal über die Bühne gehen.

Der Altomünsterer Markus Zieglwallner stellte in der Diskussion die Schlüsselfrage, mit der sich jede Partei oder Gruppierung vor einer Wahl beschäftigen muss: "Mit welchen strategisch interessanten Themen können wir die Wählerinnen und Wähler im kommenden Jahr mitnehmen?" Er nannte drei Stichworte: "Verdichtung, Verkehr, Infrastruktur." Auf der Bürgerversammlung Ende November im Maierbräu habe man gesehen, wie sehr diese Fragen die Menschen bewegten, erinnerte Zieglwallner. Der Pipinsrieder Wolfgang Henkel griff den Gedanken auf: "Ich vermisse ein Ortsentwicklungskonzept. Nicht nur im Hauptort, sondern auch in den Dörfern." Es gäbe in vielen Ortschaften ehemalige landwirtschaftliche Flächen, die nicht mehr genutzt werden und aus denen irgendwann einmal Bauland wird. Der Theatermacher mahnte: "Die Gemeinde muss dafür schon jetzt Konzepte entwickeln, um nicht überrascht zu sein, wenn ein Investor eines Tages Mehrgeschossgebäude in diese Lücken hinsetzen will." So wie im vergangenen Jahr am Vogelgarten. Güntner brachte das Stichwort "Bürgerbeteiligung" ins Spiel. Nicht zuletzt, weil Bürgermeister Anton Kerle (CSU) bei den aktuellen Neubaugebieten in die Kritik wegen seiner vermeintlichen Intransparenz geraten war. Die Freie Wählergemeinschaft schränkte allerdings ein: "Wir müssen zuerst intern einiges gerade rücken."

© SZ vom 12.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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