Süddeutsche Zeitung

Kommunalwahl in Pfaffenhofen:Susanne Vedova fordert Helmut Zech heraus

Lesezeit: 2 min

Die Pfaffenhofener Grünen nominieren die 55-Jährige zu ihrer Bürgermeisterkandidatin. Auf der Liste stehen fünf Frauen und fünf Männer

Von Horst Kramer, Pfaffenhofen a.d. Glonn

Die Pfaffenhofener Grünen machten es spannend. Erst als alle Tagesordnungspunkte rund um die Wahl der Kandidatinnen und Kandidaten für den Gemeinderat der kleinsten Landkreiskommune abgearbeitet waren und der Kreistagskandidat Ludwig Gasteiger aus dem kommunalpolitischen Leben berichtet hatte, ergriff der Sprecher der Ortsgruppe Tobias Hartmann-Brockhaus das Wort und lüftete das Geheimnis: "Ich schlage Susanne Vedova als Kandidatin für das Bürgermeisteramt vor."

Vedova, 55, ist die Co-Sprecherin der Pfaffenhofener Grünen. Die gebürtige Schongauerin lebt seit 25 Jahren in Pfaffenhofen, ist Pädagogin und arbeitet derzeit in der Mittelschule Dachau-Süd. Zuvor war sie an der Fachoberschule in Friedberg tätig. Vedova trat Bündnis 90/Die Grünen im vergangenen Jahr bei. Warum sie und ihre Partei so lange mit der Nennung ihres Namens warteten, erklärte so: "Wir haben erst abgewartet, ob die AWG (Allgemeine Wählergruppe - d. Red.) einen Kandidaten aufstellt." Dass dies nicht der Fall sei, sei erst seit kurzem klar gewesen. Daraufhin habe sie die Entscheidung getroffen, so die Kandidatin.

Vedova ist sich durchaus bewusst, dass ihre Chancen gering sind, den amtierenden Bürgermeister Helmut Zech (CSU) zu enterben. Ihr geht es um ein demokratisches Prinzip: "Eine Wahl ist erst dann eine Wahl, wenn man zwischen unterschiedlichen Personen wählen kann." Vedova will die Stimme derjenigen sein, die sich einen anderen Rathauskurs wünschen.

In ihrer Bewerbungsrede wählte Vedova starke Worte: "Seit 18 Jahren macht ein CSU-lastiger Gemeinderat eine nicht nachvollziehbare und beliebige Politik, die ich falsch finde." Viele Beschlüsse des Pfaffenhofener Gemeinderats seien "nicht nachvollziehbar." Sie vermisse eine Perspektive und setze sich daher für einen Gemeindeentwicklungsplan ein. "Viele Entscheidungsprozesse sind nicht transparent", fuhr Vedova fort. "Ich wundere mich über die vielen Zu-Null-Abstimmungsergebnisse." Es säßen doch viele unterschiedliche Persönlichkeiten in dem Gremium, "das müsste sich doch in den Abstimmungsergebnissen bemerkbar machen." Sie wolle sich daher für mehr Transparenz und Bürgerbeteiligung bei den politischen Prozessen einsetzen. Zu ihren inhaltlichen Zielen zählen bessere ÖPNV-Verbindungen, eine ökologische Bewirtschaftung aller kommunalen Flächen sowie eine Abkehr von einer Politik des weiteren Wachstums. "Ich glaube, dass es vielen Einheimischen Angst macht, wenn sie sehen, wie viele Baugebiete in den vergangenen Jahren ausgewiesen wurden", berichtete die Herausforderin. In den vergangenen zehn Jahren ist der Ort von 1868 Einwohnern auf 2334 Einwohner gewachsen.

Flächenfraß, ÖPNV, erneuerbare Energien, ein nachhaltiger Haushalt - das waren die Stichworte, die sich bei den meisten der insgesamt zehn Bewerberinnen und Bewerbern für einen Sitz im Pfaffenhofener Gemeinderat fanden. Vedova führt die Liste an. Auf dem zweiten Platz steht Dieter Stoll, 64, ein Diplom-Ingenieur, der in der Kfz-Industrie an alternativen Antrieben gearbeitet hat. Platz drei nimmt die Erzieherin Margarete Klein-Kellerknecht, 34, ein, die Leiterin des neuen AWO-Kinderhauses in Odelzhausen-Höfa. Auf dem vierten Platz rangiert Vedovas Sprecher-Kollege Tobias Hartmann-Brockhaus, 59, ein Gärtnermeister, der sich auf biologische Landwirtschaft spezialisiert hat. Auf den weiteren Plätzen kandidieren Christina Aschenbrenner, 65, eine Gartenbau-Ingenieurin, der Diplom-Sportlehrer Volker Haberland, 61, die Agrarwissenschaftlerin Tabea Reisländer, 22, der Chemiker Josef Eiblmeier, 35, die Ärztin Doris Eiblmeier-Fischhaber, 33, und der Betriebswirt Antonius Keller, 35.

Dass die frisch gegründete Gruppe in der Lage ist, fünf Frauen auf ihre paritätische Liste zu setzen, ist durchaus bemerkenswert: Im Dachauer Land haben viele alteingesessene politische Gruppierungen - auch in den größeren Orten - erhebliche Probleme, mehr als zwei oder drei Frauen zu finden, die sich bei ihnen engagieren wollen. Gegenwärtig umfasst der Pfaffenhofener Gemeinderat zwölf Mitglieder (plus Bürgermeister), künftig werden es 14 (plus Bürgermeister) sein. Da bei den Grünen nur zehn Personen kandidieren, werden die ersten vier doppelt auf dem Wahlzettel aufgeführt - damit wachsen deren Chancen, in das Gremium gewählt zu werden.

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Quelle:
SZ vom 18.11.2019
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