Süddeutsche Zeitung

Kommunalwahl in Haimhausen:Weibliche Welle

Die Grünen verdoppeln ihre Mandate und sind im Haimhauser Gemeinderat nun mit vier Frauen vertreten

Von Rudi Kanamüller, Haimhausen

Des einen Freud, des andren Leid: Das Ergebnis der Kommunalwahl in der Gemeinde Haimhausen hat nicht nur eine ganze Reihe von Verlieren, sondern auch eine strahlende Siegerin hervorgebracht: Sabrina Spalleck von den Grünen, die als absoluter Politikneuling gestartet war, blieb zwar bei der Bürgermeisterwahl (14 Prozent) hinter den selbst gesteckten Erwartungen zurück, dafür surfte sie zusammen mit ihrem Team bei der Wahl des Gemeinderates perfekt die grüne Welle: Bündnis 90/Grüne, das zeigt das Endergebnis von 18,6 Prozent, haben im Vergleich zu 2014 die Zahl ihrer Mandate verdoppelt. Sie sind im Gemeinderat künftig mit vier Sitzen vertreten. Aber nicht nur das. Alle Neuen sind Frauen. Drei von ihnen sind in dem Gremium erstmals vertreten, bis auf Dorothea Hansen, die dem Gemeinderat bereits seit der vergangenen Amtsperiode angehört.

Sabrina Spalleck war denn erst einmal sprachlos über das sensationelle Abschneiden, hat sich aber schnell gefangen: "Das Ergebnis hat meine Erwartungen übertroffen", sagt sie erfreut. Und das, obwohl das Zugpferd der Haimhauser Grünen, Armgard Körner, nicht mehr angetreten ist - und Willi Welshofer politisch die Seiten gewechselt hat.

Geglückt ist auch das kommunalpolitische Experiment der FDP. Die Liberalen hatten bewusst aus Umweltschutzgründen darauf verzichtet, im Wahlkampf äußerlich auf Plakaten Gesicht zu zeigen, sich aber dennoch gute Chancen ausgerechnet, in den Gemeinderat einzuziehen. Lohn des Gottvertrauens: ein Sitz und vier Prozent der Stimmen. Das Mandat wird Christian Stangl einnehmen.

Nicht ganz geklappt hat es bei der Bürgerstimme mit einer deutlichen Vermehrung ihrer Sitze. Sie hat ihr Ziel "sechs Sitze plus X" zwar klar verfehlt, konnte aber ihren Stimmenanteil auf 20,0 Prozent der abgegebenen Stimmen leicht erhöhen und die Anzahl von bisher vier Sitzen halten. Vorsitzender Ergun Dost machte keinen Hehl daraus, dass er sich ein, zwei Sitze mehr erwartet hätte. "Aber mit dem Erreichten kann ich gut leben", sagte er. "Ich bin nicht traurig." Gedanken, so Dost, müssten sich hingegen andere machen. Die CSU oder die SPD etwa, die beide Stimmen und einen Sitz verloren haben. Was ihn allerdings wundere, sei die Tatsache, dass "einige Kollegen, die fast nix im Wahlkampf gemacht haben", doch so viele Stimmen bekommen hätten.

Wo es Gewinner gibt, gibt es naturgemäß auch Verlierer. Und dazu gehört in Haimhausen diesmal die CSU, die insgesamt 39,3 Prozent der Stimmen erhielt. Und das aus mehrerlei Hinsicht. Die Christsozialen haben nicht nur einen Sitz im Gemeinderat eingebüßt und sind künftig mit acht, anstatt wie bisher mit neun Sitzen vertreten. Im Gremium sind bis auf die Neuzugänge und Shootingstars Georg Mayerbacher und Sepp Heigl Junior fast alle wieder vertreten, die bisher schon dem Rat angehörten. Mayerbacher, Sparkassenbetriebswirt, darf sich persönlich für einen echten Wahlgewinner und Häufelkönig halten: Er wurde von den Wählern von Platz 17 der CSU-Liste auf Rang drei nach vorne katapultiert. Ebenso Simon Käser, der von Platz sechs auf den zweiten Platz katapultiert wurde. Gerade noch geschafft hat es Anton Bredl. Auf der Strecke geblieben ist dagegen Sepp Heigl nach 36 Jahren Zugehörigkeit im Gremium. Aber er darf sich trösten. Sein Sohn Josef Maximilian Heigl wird ihn dort sicher würdig vertreten.

Haimhausen

Wahlergebnis 2020 (Vergleich 2014)

Gemeiderat (20 Sitze)

CSU8 Sitze (9)

SPD1 Sitze (2)

Grüne 4 Sitze (3)

Freie Bürger 4 Sitze (4)

ÜWG2 Sitze (2)

FDP1 Sitz (-)

Wahlergebnis

CSU39,3 % (46,20 %)

SPD7,0 % (12,43 %)

Grüne18,6 % (13,25 %)

Freie Bürger 20,0 % (18,28 %)

ÜWG11,1 % (9,83 %)

FDP4,0 % (- %)

Keine Chance auf einen Gemeinderatssitz hatten dagegen die vielen jungen Frauen, die bei den Haimhauser Christsozialen den politischen Umbruch hätten einleiten können. So bleibt die Riege der CSU-Gemeinderäte, bis auf Claudia Kops, fest in (älterer) Männerhand, sieht man von Thomas Kranz, der bereits im Rat vertreten ist und von Josef Heigl Junior ab, die nun die einzigen Repräsentanten der jüngeren Generation in der CSU-Fraktion sind.

Apropos Claudia Kops: Die derzeitige zweite Bürgermeisterin hat auch dieses Mal stimmentechnisch wieder richtig abgeräumt. Sie hat ihr Ergebnis von vor sechs Jahren auf 2980 Stimmen erneut verbessert und wurde mit riesigem Abstand wieder auf Platz eins der CSU-Liste bestätigt. "Das hat mich richtig gerührt", sagte sie. Kops sagt aber auch, dass sie sich mehr Frauen in der neuen Fraktion gewünscht hätte. "Ich verstehe ehrlich gesagt nicht, weshalb keine CSU-Frauen gewählt werden." Der Verlust des einen Gemeinderatsmandats ist die Folge des Stimmenzuwachses der Grünen und der FDP.

Was im Vorfeld bereits abzusehen war, hat sich auch bei den Haimhauser Genossen bestätigt. Die Wähler haben die Anzahl der Gemeinderatssitze der SPD von zwei auf einen halbiert, bei sieben Prozent Stimmenanteil. Jetzt muss Ludwig Meier allein das Fähnlein der Genossen aufrecht halten und auf bessere Zeiten hoffen.

Zu den Verlierern gehören aber auch noch zwei altgediente Kommunalpolitiker, die kurz vor den Kommunalwahlen die Seiten gewechselt haben: Willi Welshofer, der von den Grünen zur ÜWG gewechselt ist, ebenso wie Josef Brandmair, der die Bürgerstimme ebenfalls in Richtung ÜWG verlassen hatte. Beide scheiterten, landeten aber auf den Plätzen drei und vier. Die ÜWG (11,1 Prozent) werden künftig wieder Angelika Goldfuß und als Neuling Christina Meckel vertreten. Nicht geschafft hat es ÜWG-Neu-Gemeinderat Marc Rohnstein, der nach dem Tod von Theo Thönnissen als dessen Nachfolger ins Gremium nachrückte. Was wiederum zeigt, dass einige Monate als Gemeinderats nicht ausreichen, um beim Wähler einen so starken Eindruck zu hinterlassen, um dort wiedergewählt zu werden.

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Quelle:
SZ vom 17.03.2020
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