Kommunalwahl in Altomünster:Weiblicher, umweltbewusster, jünger

Kommunalwahl in Altomünster: Einstimmig nominiert die CSU Rathauschef Anton Kerle erneut zum Bürgermeisterkandidaten.

Einstimmig nominiert die CSU Rathauschef Anton Kerle erneut zum Bürgermeisterkandidaten.

(Foto: Toni Heigl)

Altomünsterer CSU zieht mit sechs Frauen, einem Umwelt-Professor und jungen Kandidaten in die Kommunalwahl. Anton Kerle soll Bürgermeister bleiben

Von Horst Kramer, Altomünster

Die Altomünsterer CSU hat Rathauschef Anton Kerle, 57, erneut für das Bürgermeisteramt sowie als Spitzenkandidaten für ihre Gemeinderatsliste nominiert - natürlich einstimmig. Alles andere wäre eine Sensation gewesen. Indes, der weitere Abend brachte einige Überraschungen mit sich. "Weiblicher, umweltbewusster, jünger." Unter dieses Motto hatte der im vergangenen Frühjahr neu gewählte CSU-Ortschef Christian Schweiger die Liste mit den zwanzig Aspiranten für einen Sitz im Marktgemeinderat gestellt. So treten im kommenden Jahr sechs Frauen für die CSU an, darunter auf Platz sechs die ehemalige Sozialdemokratin, langjährige frühere Kulturreferentin und EUMWA-Organisatorin Claudia Geisweid, 60. "Sie ist nicht auf uns zugekommen, sondern wir auf sie", stellte Kerle klar. "Er hat so charmant um mich geworben, da konnte ich nicht nein sagen", bekannte Geisweid mit einem Augenzwinkern.

Nach ihrem Austritt aus der SPD hatte sie vor fünfeinhalb Jahren ihr Glück bei der FWG gesucht, war aber in der Nominierungsversammlung nach hinten durchgereicht worden. "Ich habe die Tätigkeit im Gemeinderat vermisst", gestand Geisweid. Sie würde gerne an damals liegen gebliebene Projekte anknüpfen, etwa ein Kultur-Wochenmarkt.

Mindestens ebenso sensationell wie Geisweids CSU-Auftritt ist der Listenplatz drei für den Nachhaltigkeits- und Klimawandel-Experten Florian Hörmann, 42, der an der Hochschule Augsburg unter anderem Betriebswirtschaft für Ingenieure lehrt. Der gebürtige Indersdorfer hat im Laufe des Jahres mehrere Vorträge zum Thema "Klimawandel" gehalten - mit Folgen: So konstituierte sich in Altomünster eine überparteiliche Arbeitsgruppe "Klimaschutz". Hörmann predigt nicht nur Nachhaltigkeit, sondern lebt sie auch. Er lebt autofrei und radelt jeden Tag nach Augsburg, Hörmann und seine Familie leben praktisch "völlig Plastikverpackungs-frei", wie er im Gespräch mit der Dachauer SZ erzählte.

Auf Platz zwei setzten die CSU-Mitglieder Maria Buchberger, 53, ebenfalls parteilos. Die in der Kommune bestens bekannte, weil vielfältig engagierte Altomünstererin will sich für die Interessen der Selbstständigen einsetzen sowie einen Pfarrsaal beim Erzbistum einfordern - ein Projekt, das seit rund einem halben Jahrzehnt auf Eis liegt. Weitere prominent platzierte Frauen sind Schweigers Stellvertreterin Martina Englmann, 49. Die Hohenzeller Volks- und Betriebswirtin tritt der Verwaltung, den Kollegen und auch dem Bürgermeister durch akribisches Hinterfragen oft auf die Füße. "Vielleicht bin ich ja zu akribisch", seufzte sie selbstironisch, "mir bleibt das Augenrollen von manchem Kollegen nicht verborgen."

Starke Auftritte legten die Wollomooser Landwirtin Marianne Kerle, 50, die Altomünsterer IT-Expertin Christiane Vogt, 52, sowie die Plixenrieder Landwirtin Theresia Stegmeir, 54, hin. Über Vogt sagte Englmann: "Ihre Kompetenz können wir im Rat gut gebrauchen. Ich hätte mir für sie einen Platz weiter vorne gewünscht." Profilierte Kommunalpolitiker wie der Agrar- und Umweltexperte Josef Riedlberger, 58, und der Bauunternehmer Roland Schweiger, 57, begnügten sich laut eigenem Bekunden mit zweistelligen Listenplätzen. Die Blockabstimmung über den Wahlvorschlag sorgte für eine weitere Überraschung. Drei der mittlerweile 28 anwesenden Mitglieder lehnten die Liste komplett ab. Auf den restlichen 25 abgegebenen Wahlzetteln seien "einige Namen" durchgestrichen worden, berichtete Christian Schweiger.

Nicht mehr antreten werden die bewährten Räte Wolfgang Graf, Wolfgang Grimm, Karl Reiter und Maria Riedlberger (die aber als Ersatzkandidatin fungiert) sowie Stephan Schultes. "Es werden mindestens neun neue Köpfe im Gemeinderat zu sehen sein", prophezeite Roland Schweiger, die ausscheidenden FWG-Kollegen mit einrechnend, "das wird ein völlig anderer Gemeinderat." Landrat Stefan Löwl hatte die Versammlung geleitet. Er gab eingangs den Laudator für Anton Kerle. Der Wollomooser trete als "mahnende Stimme" in den Bürgermeister- und Kreistagsrunden auf. Kerle gebe sich "vielleicht nicht so populistisch wie andere", arbeite dafür aber "sehr effektiv und kollegial", sagte der Landrat weiter.

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