Kommunalwahl in Altomünster:Begehrter Platz an der Spitze

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Die Entscheidung steht kurz bevor, wer bald im Rathaus von Altomünster das Sagen hat. Allein: Spannung will noch nicht recht aufkommen. (Foto: Toni Heigl)

In Altomünster könnte die Wahl des Bürgermeisters spannender werden, als manche in der Klosterkommune vermuten: Amtsinhaber Anton Kerle will seinen Posten verteidigen. Doch sein Herausforderer Michael Reiter ist in Lauerstellung.

Von Horst Kramer, Altomünster

Wilhelm Liebhart wiegt nachdenklich den Kopf. "Nein, von Spannung ist hier nichts zu spüren", antwortet der Historiker und Altomünster-Kenner auf die Frage nach der politischen Stimmung in der Marktgemeinde. Dabei ist der Wahlkampf in der Klosterkommune in vollem Gange.

CSU-Amtsinhaber Anton Kerle, der vor sechs Jahren zum ersten Mal gekürt wurde, will seinen Posten verteidigen. Im Oktober des vergangenen Jahres warf zudem der Zimmerermeister, Energieexperte und langjährige FWG-Gemeinderat Michael Reiter seinen Hut in den Ring und forderte Kerle heraus.

Eigentlich ist der Altomünsterer Bürgermeisterposten ein Job für den Rest des Berufslebens: Wer einmal gewählt wurde, dem ist die Wiederwahl sicher. Kerles Vorgänger Konrad Wagner (FWG) war 24 Jahre im Amt. Nur beim ersten Mal, im Jahr 1990 musste sich er mit einem CSU-Kandidaten messen: Josef Mederer, der aktuelle Bezirkstagspräsident.

Vor Wagner prägte der CSU-Bürgermeister Anton Hofberger junior eine zwei Dekaden währende Ära. Auch bei Kerle sah es vor sechs Jahren so aus, als ob er sich auf eine unumstrittene Amtszeit einstellen könnte. Immerhin hatte der CSU-Mann den FWG-Kandidaten Hubert Güntner bei der Kommunalwahl 2014 mit 59,5 Prozent zu 40,5 Prozent deutlicher als erwartet besiegt. Gleichwohl fand sich die FWG nie so recht mit der Niederlage ab. Zumal die Gruppierung mit zehn Sitzen ein Ratsmitglied mehr stellt als die CSU-Fraktion, die neun Sitze hat. Die Christsozialen wussten in den vergangenen Jahren freilich den Bürgermeister an ihrer Seite. Den Ausschlag bei Patt-Ergebnissen hätte theoretisch Josef Haltmayr (erst SPD, dann parteifrei) geben können. In der Praxis spielte die Listenzugehörigkeit bei den Gemeinderatsentscheidungen kaum eine Rolle - diskutiert wurde in der Regel in der Sache, ohne persönliche Angriffe.

Michael Reiterfordert ist der Herausforderer im Kampf um den Bürgermeisterposten in Altomünster. (Foto: Horst Kramer)

Es ist bezeichnend, dass Kerle größte Niederlage in der ablaufenden Periode durch die Wortmeldung eines Parteifreundes eingeleitet wurde. Der Bürgermeister plante, eine Handvoll Sozialwohnungen gemeinschaftlich mit der Wohnungsbaugesellschaft des Landkreis Dachau (WLD) an den Ortsrand zu setzen. CSU-Rat Roland Schweiger kippte die Idee, als er vorrechnete, dass die Gemeinde besser fährt, wenn sie Wohnungen auf eigene Kappe vermarktet - dass das Soziale dabei auf der Strecke bleibt, konnte der Hochbauunternehmer verkraften. Ebenso wie die FWG. Auch wenn sich deren Kandidat Michael Reiter zuversichtlich gibt, dass die Kommune aus eigener Kraft Wohnraum zu Sozialwohnungspreisen schaffen könnte, ist das eher ein Ding der Unmöglichkeit, da sind sich Fachleute sicher. Doch Kerles Vorhaben ging mit 17 zu drei Stimmen unter.

(Foto: oh)

Roland Schweiger wie Michael Reiter trafen wohl die Stimmung mancher Einwohner besser als Kerle. Denn die Sorge einiger ist, dass "Ortsfremde" in die Wohnungen einziehen könnten.

Doch es gibt auch eine weltoffene Strömungen in der Klosterkommune. Dafür steht die Klima-AG um den Augsburger Professor Florian Hörmann. Aufgrund seiner Aussagen und seines Auftretens - seine Familie unterstützt eine solidarische Landwirtschaftsgemeinschaft, er verzichtet weitgehend auf Auto und Plastik - hätte man ihn eher bei den Grünen vermutet. "Wir wären gerne in Altomünster angetreten, doch uns fehlte ein Kopf", räumt der Grünen-Landratskandidat Achim Liebl ein. Dieser Kopf hätte Hörmann sein können. Doch die neue CSU-Führung um Christian Schweiger und Martina Englmann war schneller und akquirierte den "Klima-Professor", wie Hörmann seit einigen einschlägigen VHS-Vorträgen genannt wird. Ebenfalls überraschend: Die CSU tritt mit sechs Frauen an - so viele wie noch nie. Umweltbewusst und starke Frauen - das klingt soll das Erfolgsrezept für die CSU sein. Reiter setzt "Transparenz" und "Bürgerbeteiligung" dagegen. Die FWG hat nur vier Frauen gewinnen können, mit der Hohenzellerin Michaela Daurer jedoch ein rhetorisches Naturtalent.

Für frischen Wind im Rat könnte erstmals die FDP sorgen. Listenführer Christian Ofer, der sich auch im Elternbeirat der Grund- und Mittelschule engagiert, hat sich jedenfalls gut vorbereitet: Er hat seit Juli fast keine Gemeinderats- und Bauausschuss-Sitzung verpasst. Doch fraglich ist, ob das Thüringen-Debakel die Chancen der Liberalen mindert.

Zurück zum Duell um den Bürgermeisterposten: Kerle und Reiter unterscheiden sich eher stilistisch als inhaltlich. Reiter gilt als freundlich und zuverlässig. Er ist als Mitglied vieler Vereine bestens vernetzt und wird geschätzt wegen seiner geradlinigen Art und fachlichen Kompetenz. Kerle haftet hingegen das Image des diskreten Bankers an, der er sein gesamtes Berufsleben war. Dass der Wollomooser in allen kommunalen Fragen bestens bewandert ist, bestreiten nicht einmal seine Kritiker. Kerles Neigung, öffentlich relevante Themen in die nicht-öffentlichen Tagesordnung zu schieben, fiel ihm zuletzt mehrfach vor die Füße. Doch ob solche Verfahrensfragen einen Wechsel bewirken können, erscheint zweifelhaft. Zumal sich der Wollomooser in seiner Amtszeit deutlich verändert hat: Er ist offener geworden, beweist Witz und Schlagfertigkeit auch vor Publikum. Nicht jede Pointe sitzt. So klang es eher herablassend, als es beim Kandidatenduell im Kapplerbräusaal um das Altobad ging und Kerle zu Reiter meinte: "Da hast du gut bei meinen Bürgerversammlungen aufgepasst." Der Herausforderer reagierte schnell, verwies auf seine langjährige Mitgliedschaft beim Badeverein und hatte den Beifall für sich.

Der Historiker Liebhart hatte bei dieser Veranstaltung eine Beobachtung gemacht, mit der er seine These von der mangelnden Spannung stützt. "Nur dreißig oder vierzig Leute haben am Anfang die Hand gehoben, als die Moderatorin nach den Unentschlossenen fragte." Also nur zehn Prozent unter den dreihundert Anwesenden. "Die Entscheidungen stehen anscheinend schon lange fest", folgert der Professor. Wer wird dann der nächste Bürgermeister? "Ich weiß es nicht", gesteht Liebhart. Es wird also doch spannend.

Der Countdown zur Kommunalwahl am 15. März läuft. Wie sind die politischen Gegebenheiten im Landkreis Dachau? In einer Serie nimmt die SZ Dachau jede der 17 Kommunen gesondert in den Blick.

© SZ vom 24.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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