Süddeutsche Zeitung

Kommunalwahl in Dachau:Die Sieger heißen Hartmann und Löwl

Der Dachauer SPD-Oberbürgermeister erhält in der Kommunalwahl 76 Prozent der Stimmen und verdreifacht damit sein Ergebnis von 2014. Landrat Stefan Löwl (CSU) erringt im ersten Durchgang überraschend die absolute Mehrheit

Von Helmut Zeller, Dachau

Die SPD hat am Sonntagabend in ihrer Parteizentrale im Willy-Brandt-Haus in Berlin mit wachsendem Staunen auf Dachau geschaut: Ein Genosse hat in der Oberbürgermeisterwahl 76,04 Prozent der Stimmen eingefangen; ein Ergebnis, von dem in Bayern selbst CSU-Politiker lange schon nicht mehr zu träumen wagen. Das politische Wunderkind heißt Florian Hartmann. Der 33-jährige Sozialdemokrat hat sein Ergebnis von der Wahl vor sechs Jahren fast verdreifacht. Hartmann sagte der Süddeutschen Zeitung am Wahlabend: "Ich freue mich riesig, ich bin überwältigt, damit hatte ich wirklich nicht gerechnet." Weit abgeschlagen wurde der CSU-Kandidat Peter Strauch, der es in der einstigen Hochburg seiner Partei nur auf 14,05 Prozent der Stimmen brachte. Einen Grund zur Freude hatte die CSU dennoch. Landrat Stefan Löwl errang auf Anhieb die absolute Mehrheit: Er muss nicht, wie bei insgesamt sieben Bewerbern befürchtet wurde, in die Stichwahl.

Florian Hartmann hatte am Wahlabend, wie er sagte, ein Déjà-vu. In der Kommunalwahl 2014 zwang er den amtierenden Oberbürgermeister Peter Bürgel (CSU) völlig überraschend in die Stichwahl und gewann sie. Nun dieser triumphale und ebenso überraschende Erfolg für den gemeinsamen OB-Kandidaten von SPD, Grüne und Bündnis für Dachau. "Ich fühle mich an meine erste Wahl erinnert", sagte Hartmann. "Diese Vorschusslorbeeren der Wähler verpflichten mich, mit voller Kraft die nächsten sechs Jahre die wichtigen Dinge für die Dachauerinnen und Dachauer voranzubringen."

CSU-Bewerber Peter Strauch meinte in seiner ersten Reaktion auf das Wahlergebnis: "Was soll man da noch sagen. Ich bin überrascht, wir alle sind überrascht." Strauch sieht die Ursache für sein schlechtes Abschneiden darin, dass Kommunalwahlen reine Persönlichkeitswahlen seien. Hartmann habe in seiner Amtszeit keine großen Fehler gemacht. "Es gab kein Aufregerthema." Er und seine Partei, so Strauch, seien mit ihren Themen Verkehr, Finanzen und Wohnen nicht zu den Menschen durchgedrungen. Sie hätten deren Bedeutung wohl auch noch nicht richtig erfasst, sagte der CSU-Stadtrat.

Die Wahlbeteiligung in der Stadt Dachau mit 35 622 Wahlberechtigten lag dieses Mal wesentlich höher, bei 55 Prozent. Vor sechs Jahren gingen dagegen nur knapp 44 Prozent zur Wahl. Im Landkreis waren 111 000 Bürgerinnen und Bürger wahlberechtigt, wie im Jahr 2016 lag die Beteiligung bei 55 Prozent.

In der Großen Kreisstadt waren insgesamt fünf Kandidaten für das Amt des Oberbürgermeisters ins Rennen gegangen. Der ÜB-Bewerber, Stadtrat Peter Gampenrieder erreichte fünf Prozent, ein Drittel des Ergebnisses seines Vorgängers Rainer Rösch in der Wahl 2014. Die Freien Wähler Dachau hatten erstmals einen OB-Kandidaten aufgestellt, Markus Erhorn, der es auf lediglich 1,93 Prozent der Stimmen brachte. Stadtrat Wolfgang Moll von Gruppierung "Wir" erlangte 2,98 Prozent der Wählerstimmen.

Einziger Lichtblick an diesem schwarzen Tag der CSU war das Ergebnis der Landratswahl. Stefan Löwl muss nicht, wie in der Partei angesichts von sieben Kandidaten befürchtet wurde, in die Stichwahl. 2016 hatte er noch die absolute Mehrheit im ersten Durchgang verfehlt und musste 14 Tage später gegen den SPD-Bewerber Martin Güll, damals Landtagsabgeordneter, antreten. Er gewann knapp. Diesmal kam Löwl auf 55,3 Prozent der Stimmen und ließ die Konkurrenten weit zurück. Löwl sagte: "Das ist ein deutlicher Vertrauensbeweis aus der Bevölkerung und eine Anerkennung meiner Arbeit der verfangenen sechs Jahre." Er habe natürlich gehofft, einer Stichwahl entgehen zu können. Gleichwohl sei es angesichts der Anzahl der Kandidaten stets unklar gewesen, zumal er starke Gegner gehabt habe.

Der Grünen-Kandidat Achim Liebl konnte offenbar von dem Aufwind seiner Partei in Bund und Land ebenso wie andere Kandidaten seiner Partei in Bayern nicht profitieren. Er schaffte 15 Prozent. "Mein Ergebnis überrascht mich nicht. Was mich überrascht ist, dass es nicht zu einer Stichwahl kommen wird", sagte Liebl. SPD-Kandidat Hubert Böck, der bis zum Wahltag als Corona-Verdachtsfall in häuslicher Quarantäne bleiben musste, erreichte gut elf Prozent. Dagmar Wagner, Kandidatin der Freien Wähler, brachte es nur auf die Hälfte des Ergebnisses von Michaela Steiner, die 2016 rund 20 Prozent der Stimmen einfing. ÖDP, Linkspartei und Freie Wähler Dachau blieben marginal.

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SZ vom 16.03.2020
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