Kommunalpolitik:Vom Bierbrauer zum Bezirkstagschef

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Josef Mederer an seinem letzten Arbeitstag als Bürgermeister in Schwabhausen im Jahr 2011. (Foto: Toni Heigl)

Bezirkstagspräsident Josef Mederer feiert am Samstag seinen 70. Geburtstag. Er blickt auf eine bewegte Karriere zurück.

Von  Walter Gierlich

Als "Fix- und Leuchtstern" und als "Kommunalpolitiker aus Leidenschaft" hat der frühere bayerische Wissenschaftsminister Thomas Goppel (CSU) seinen Parteifreund Josef Mederer bezeichnet. 2014 war das, bei einer Feier zu dessen 65. Geburtstag. Fünf Jahre später zu Mederers 70. Geburtstag an diesem Samstag gelten diese Lobesworte für den oberbayerischen Bezirkstagsprädidenten uneingeschränkt weiter. Das damalige Geburtstagsfest fand im Kleinen Theater auf dem Gelände des Isar-Amper-Klinikums in Haar statt, einer der wichtigsten Einrichtungen des Bezirks Oberbayern.

Für die Aufarbeitung von deren Geschichte hat Mederer viel getan. Im Nationalsozialismus, als das Krankenhaus noch Heil- und Pflegeanstalt Eglfing-Haar hieß, war es grausige "Musteranstalt", die als Drehscheibe für den Transport in den Tod fungierte. Damit sich so etwas nie wiederhole, wollen Klinik und Bezirk Oberbayern an diesem Tatort nationalsozialistischer Verbrechen eine Erinnerungskultur etablieren, wie Mederer erst vor wenigen Tagen bei einer Gedenkfeier wieder betonte. Aber nicht nur die Aufarbeitung der Euthanasie-Verbrechen wurde in Mederers Amtszeit an der Spitze des Bezirks seit 2008 in Angriff genommen, sondern auch eine Dezentralisierung der psychiatrischen Versorgung sowie der Krisendienst der Psychiatrie als bundesweit einmaliges und flächendeckendes Notfallsystem.

Mederer begann nach dem Hauptschulabschluss eine Lehre als Brauer

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(Foto: Toni Heigl)

Josef Mederer Ende 2011 an seinem letzten Arbeitstag als Schwabhauser Bürgermeister.

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(Foto: Toni Heigl)

Als Bezirkstagspräsident besuchte er das Dachauer Isar-Amper-Klinikum.

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(Foto: Niels P. Jørgensen)

Auch gesellschaftliche Termine wie die Dachauer Redoute nahm er wahr.

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(Foto: Niels P. Jørgensen)

Die Bürgerversammlung Schwabhausen war politischer Pflichttermin.

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(Foto: Harry Wolfsbauer)

Sein handwerkliches Können zeigte er in der Schaubrauerei Glentleiten.

Neben der Gesundheit gehören Sozialhilfe, Bildung und Kultur zu den Aufgaben des Bezirks, der wohl unbekanntesten kommunalen Gebietskörperschaft - während Landkreise und Gemeinden für jeden ein klarer Begriff sind. Dabei verwaltet die von Mederer geleitete Behörde einen Haushalt von knapp zwei Milliarden Euro. Ein ziemlich dicker Brocken ist mit dem bayerischen Teilhabegesetz seit 2018 dazugekommen, denn nun sind die Bezirke statt der örtlichen Sozialhilfeträger auch für die ambulante Pflege von Menschen zuständig, deren Einkommen oder Rente nicht ausreicht. Bisher zahlten sie nur für stationäre Pflege. Für die Betroffenen werde vieles einfacher, weil sie nur noch einen einzigen Ansprechpartner haben, erklärte Mederer kürzlich.

In die Wiege gelegt war es dem am 26. Januar 1949 geborenen Buben aus Altomünster nicht, dass er es einmal in so hohe Ämter schaffen würde. Mederer machte 1963 den Hauptschulabschluss. Er begann dann eine Lehre als Brauer und Mälzer beim Maierbräu in Altomünster und war danach dort in der Bierherstellung beschäftigt. Nebenher bildete er sich im Telekolleg des Bayerischen Rundfunks fort, ehe er 1972 zum Landratsamt Dachau wechselte, später zur Großen Kreisstadt und schließlich 1979 als Verwaltungsleiter zur Gemeinde Schwabhausen.

Nach einer vergeblichen Kandidatur um das Bürgermeisteramt 1990 in seinem Heimatort Altomünster wurde Mederer, seit 1986 Mitglied der CSU, schließlich zum Rathauschef in Schwabhausen gewählt. Das Amt hatte er bis 2011 inne. In diese 18 Jahre fiel unter anderem der Neubau des Rathauses wie auch die Schaffung von Hort- und Krippenplätzen. Dem Dachauer Kreistag gehört er schon seit 1990 an, dem Bezirkstag seit 1998. Im Jahr 2000 wurde er zu dessen Vizepräsidenten gewählt, 2008 dann zum ersten Mann an der Spitze. 2013 bis 2018 war er sogar Vorsitzender des Bezirketags, des Verbands aller sieben bayerischen Bezirke. Nach der Bezirkstagswahl im Herbst 2018 verlor er diesen Posten, vielleicht wegen seiner Hartnäckigkeit bei finanziellen Forderungen an die Staatsregierung, wie er selbst gegenüber der Nachrichtenagentur dpa mutmaßte.

Ausgeprägte soziale Ader

Doch Mederer, ein Mensch mit ausgeprägter sozialer Ader, ist nicht nur politisch tätig. Seit 50 Jahren bereits engagiert er sich ehrenamtlich beim Roten Kreuz und gehört seit 2001 dessen Landesvorstand an. Ehrenämter sind auch die Mitgliedschaft im Landesdenkmalrat (seit 2000) und das langjährige Engagement in der Kolpingfamilie. Lange setzte er sich für den Erhalt des Klosters an seinem Wohnort Altomünster ein, dessen Auflösung jedoch nicht mehr zu verhindern war.

Mederer, der 2017 von Bayerns Innenminister Joachim Herrmann mit der Kommunalen Verdienstmedaille ausgezeichnet wurde, wird seinen runden Geburtstag offiziell in Schwabhausen feiern, er ist Ehrenbürger der Gemeinde. Dazu wird es am Donnerstag, 31. Januar, um 11 Uhr einen Empfang zu Ehren des Jubilars im Sitzungssaal des Rathauses geben.

© SZ vom 25.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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