Kommentar:Zum Wohl der Allgemeinheit

Die Debatte um das Windrad in Pellheim zeigt: Es wäre hilfreich, wenn die Gemeinden ihre gemeinsamen Pläne für geeignete Standorte von Windkraftanlagen reaktivieren würden

Von Wolfgang Eitler

Wie sehr die bayerische Energiepolitik gegen Windkraftanlagen die Kommunen und deren inneren Frieden beeinträchtigt, lässt sich an dem Pellheimer Windradstreit exemplarisch darlegen. Wenn schon Ministerpräsident Horst Seehofer der Überzeugung ist, dass eine solche Anlage einen Abstand zu Wohngebieten von mindestens des Zehnfachen ihrer Größe haben soll, muss man sich über die Aufgeregtheit der Bürger nicht wundern. Die Regelung schützt nichts und niemanden, aber sie schürt die Vorbehalte gegenüber dieser Energiequelle.

Bedauerlicherweise hat das Landratsamt darauf verzichtet, den Pellheimern öffentlich Rede und Antwort zu stehen, beispielsweise auf einer Informationsveranstaltung. Sie wird jetzt vom Antragsteller im Januar nachgeholt. Dass sie die Gemüter beruhigen wird, ist unwahrscheinlich. Denn die Kritiker fühlen sich nicht von Hörl und Hartmann unverstanden, sondern von der Kommunalpolitik und der Landkreisverwaltung.

Aber die Fakten sprechen für den Bau einer solchen Windkraftanlage. Gerade erst ist in Paris während der Klimakonferenz deutlich geworden, wie sehr es auf die Kommunen ankommt, um die Energiewende zu schaffen. Das Windrad in Pellheim mit sieben Millionen Kilowattstunden jährlich ist ein aus Dachauer Sicht maßgeblicher Beitrag dafür. Denn eine Ziegelei mit einem enormen Energieverbrauch könnte 80 Prozent des Stroms aus eigener Kraft erzeugen. Deshalb greift die Kritik aus Pellheim nicht, dass das Landratsamt sich in diesem Fall an dem Vorteil eines Unternehmers orientiert und nicht an den Interessen der Allgemeinheit.

Im Übrigen verdeutlicht die Debatte, wie hilfreich es wäre, wenn die Gemeinden ihre gemeinsamen Pläne für geeignete Standorte von Windkraftanlagen reaktivieren würden. Als sachliche Vorlage für künftige Diskussionen wäre sie auf jeden Fall geeignet, trotz und auch wegen der bayerischen Energiepolitik.

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