Kommentar:Vor ungewisser Zukunft

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Der lokale Bezug der Sparkassen ist in Gefahr - das befürchten Kritiker aller Lager

Von Helmut Zeller

Der Streit um eine Bankenhochzeit ist noch nicht vorbei, auch wenn es jetzt um nur noch zwei Partner geht - die stärksten, die in dem gescheiterten Dreierbund das Sagen gehabt hätten. So gesehen könnte man sagen, die Landsberger haben im letzten Moment noch die Notbremse gezogen. Befürworter wie Gegner einer Fusion von Dachau mit Fürstenfeldbruck haben gute Argumente. Eine Großsparkasse könnte völlig anders auf die Herausforderungen der Zukunft reagieren: Große Kredite müssen zurzeit mit anderen Partnern vergeben werden, die dann natürlich am Gewinn partizipieren; gemeinsam ließen sich besser Einsparpotenziale ausschöpfen, die nun jede Sparkasse für sich finden muss; gemeinsam ließen sich die Chancen des Marktes viel besser generieren, und schließlich könnte eine fusionierte Bank viel mehr Experten beschäftigen.

Aber das alles ist weitgehend unumstritten. Die Frage der Skeptiker ist nur: Um welchen Preis wären diese Vorteile zu erhalten? Die beiden Gutachten, deren Details weitgehend unter Verschluss gehalten worden sind, legen dem Vernehmen nach eine Fusion zwar aus rational nachvollziehbaren Gründen nahe, halten aber auch einen Fortbestand des Status Quo für möglich. Letztlich ist es also eine Abwägungsentscheidung: Was ist den Trägern, Kommunen und Landkreis, und damit den Bürgern wichtiger? Die Profitabilität oder die Verankerung eines überschaubaren Instituts möglichst nahe am privaten wie geschäftlichen Kunden?

Die Furcht der Kritiker vor einem anonymen Großgebilde, das sich dereinst aus der regionalen Verankerung lösen könnte, ist nachvollziehbar. Wirklich transparent empfinden doch heute schon die meisten Bürger die Bankenpolitik nicht mehr. Groß muss nicht immer gut sein, das zeigt sich an der Helios-Amperkliniken AG. Auch wenn das Beispiel nicht vergleichbar ist: Die Dachauer Kommunalpolitik - und damit der Bürger - hat vor vielen Jahren mit der Privatisierung das Kreiskrankenhaus aus der Hand gegeben und heute überhaupt keinen Einfluss mehr auf die Konzernpolitik. Eine Katastrophe wäre der Abgesang auf das ganze Projekt mitnichten. Die Sparkasse Dachau zählt zu den erfolgreichsten in Bayern. Sie muss jetzt nicht fusionieren, nur die Fürstenfeldbrucker haben in der Vergangenheit schon mehrmals angeklopft. Landrat Löwl warnt aus gutem Grund: Wenn später einmal München oder Augsburg das Dachauer Institut aufsaugen sollte, dann können die Dachauer wirklich von "unserer Sparkasse" Abschied nehmen.

© SZ vom 07.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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