Kommentar:Verkehrsinfarkt durch Pendler

Die Gemeinde Altomünster schafft an ihrem S-Bahnhof mehr Parkplätze - und zieht damit auch mehr Autofahrer aus der oberbayerisch-schwäbischen Grenzregion an

Von Horst Kramer

Straßen schaffen Verkehr, das ist eine alte Planerregel. Sie wird jeden Tag auf der Autobahn A8 bestätigt - die zusätzlichen beiden Spuren, die dort vor einigen Jahren an die Straße angeklebt wurden, brachten nur für wenige Wochen Erleichterung. Doch nicht nur Straßen, sondern auch Parkplätze fördern den Individualverkehr. Mit einem Auto von A nach B zu kommen, ist eine Sache, die Karosse am Zielort vernünftig abstellen zu können, bekanntlich eine ganz andere. Wer sich auf einen sicheren Parkplatz verlassen kann, der nutzt ihn auch.

Daher ist absehbar, dass viele Bewohner der oberbayerisch-schwäbischen Grenzregion, die in der Landeshauptstadt München ihren Lebensunterhalt verdienen, das Altomünsterer Angebot von bald 350 Parkplätzen dankbar aufgreifen werden und den Bahnhof als Umsteigestation nutzen. Park-und-Ride. Genauso ist das ja gedacht. Dass damit ein Verkehrsinfarkt im Herzen der idyllischen Marktgemeinde programmiert ist, scheint bisher niemanden zu stören. Dass die Kommune dafür freiwillig etliche hunderttausend Euro in die Hand nimmt, offenbar ebenso wenig. Für einen Bruchteil dieser Summe hätte die Gemeinde das Angebot des öffentlichen Nahverkehrs auf ihrem Gemeindegebiet fördern oder sich zum Beispiel an der Buslinie nach Aichach beteiligen können. Somit hätten vielleicht weniger Pendler mit dem eigenen Auto zur S-Bahn kommen müssen.

Es sollte sich also niemand wundern, wenn demnächst nicht nur Park-und-Ride, sondern auch Stop-and-Go zum Altomünsterer Alltag gehören werden. Außer Autos mit dem heimischen Kennzeichen DAH werden vermutlich auch viele mit den Beschriftungen AIC, ND, A oder sogar DON - Aichach, Neuburg an der Donau, Augsburg und Donauwörth - zu sehen sein.

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