Kommentar:Streit, aber auf Augenhöhe

Die Jugendlichen haben es verdient, dass man mit ihnen auf Augenhöhe verhandelt. Doch ihr Engagement scheint manchen Kommunalpolitikern nur willkommen zu sein, wenn es deren Ziele unterstützt

Von Viktoria Großmann

Der Jugendrat Dachau ist im politischen Tagesgeschäft angekommen. Welpenschutz hat er von den Lokalpolitikern wenig zu erwarten. Was er jetzt braucht, sind gute Vorbilder. Ganz ähnlich wie bei der Kritik an den Schülern, die zu den Fridays-for-Future-Klimaschutz-Demonstrationen gehen, müssen sich auch die Jugendlichen, die sich in Dachau auf die Seite des ESV gestellt haben, nun von manchen anhören, dass sie vielleicht nicht allzu viel Ahnung haben. Politisches Engagement, so erscheint es, ist nur willkommen, wenn es die eigenen Ziele unterstützt.

Natürlich müssen die Jugendlichen lernen, sich umfassend zu informieren, wenn sie sich für etwas einsetzen. Leider finden sie in der Diskussion um die Eissporthalle wenige gute Vorbilder. Die Debatten in den beiden Ausschüssen, in denen das Sportprojekt bisher verhandelt wurde, hätte die jungen Leute abschrecken können. Bereitschaft, miteinander zu reden, einander zuzuhören, Argumente zuzulassen und von einer Entscheidung abzurücken, wenn eine bessere Option auftaucht, war kaum erkennbar.

Wenn die Jugendlichen sich engagieren wollen, sollten sie unterstützt werden. Das darf auch der Hinweis sein, die Sitzungsunterlagen gründlich zu lesen. Es kann auch die Frage ein, ob dieses Engagement vielleicht von Parteiinteresse getragen ist. Sowohl die ESV-Vorstände als auch der Jugendratssprecher sind SPD-Mitglieder, und die SPD samt Oberbürgermeister unterstützt die Pläne des ESV. Dazu steht der Jugendrat. Seine Kompetenz als Gremium sollte anerkannt werden. Wenn der Jugendrat einen Bolzplatz an der Wallbergstraße auch in kleinerer Form oder an anderer Stelle ersetzbar findet, kann das nicht abgebügelt werden. Dann muss das zumindest diskutiert werden. Wer nach Fakten ruft, muss sie auch akzeptieren können. Die Jugendlichen haben es verdient, dass man mit ihnen auf Augenhöhe verhandelt.

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