Kommentar:Schleichender Abschied

Ein Skulpturenweg in Dachau darf getrost als gescheitert betrachtet werden. Neue Ideen sind gefragt

Von Wolfgang Eitler

Der Wunsch erreicht die Stadt Dachau in einer regelmäßigen Wellenbewegung. Alle paar Jahre kommt jemand auf die Idee, dass irgend etwas in der Bildhauerei passieren müsste, vergleichbar am liebsten mit Münster in Nordrhein-Westfallen. Dort gibt es den international beachteten Skulpturenweg. Die Eruption von Künstlern und Kulturpolitikern aus dem Jahr 2009 dürfte die endgültig letzte gewesen sein. Denn die Idee darf aus mehreren Gründen als gescheitert betrachtet werden.

Für einen solchen Park oder Weg braucht es die angemessene Umgebung. Im Dachauer Fall Zugänge und Spazierpfade zu den Flüssen, die im Zentrum des Skulpturenwegs stehen sollten. Außerdem war die Begründung der Künstlerinitiativen damals hanebüchen esoterisch, weswegen sich niemand in der Kommunalpolitik fand, der diese Idee auch konsequent verfolgen wollte.

Günstigerweise ging Dachau 2010 das Geld aus, so dass der Stadtrat das Projekt stillschweigend beendete. Wie wenig attraktiv es die Künstler letztlich selbst einschätzten, ergibt sich aus der Tatsache, dass keiner der Antragsteller beim Kulturamt nachgefragt oder protestiert hätte. Jetzt kommt noch hinzu, dass die Erhaltung solcher Kunstwerke in oder am Wasser teuer ist, wie das Mühlrad von Ulrich Brüschke belegt. Das Auftaktwerk zum Skulpturenweg ist, man kann schon sagen, ständig kaputt.

Deswegen muss sich Dachau nicht aus der Förderung der Bildhauerei verabschieden. Die Idee des städtischen Kulturamtsleiters Tobias Schneider, sich auf, wie er sagt, "Interventionen im Stadtbild" zu konzentrieren und auch zu beschränken, besticht. Künstler können sich auf die unmittelbare Umgebung und auf aktuelle Themen einlassen. Sie können versuchen, Anstöße zum Stadtbild zu geben. Außerdem ist dadurch ein ständiger Wechsel im Stadtbild möglich, weil die jeweiligen Skulpturen zeitlich begrenzt zu sehen wären. Auch ein Beitrag gegen die Langeweile des immer Gleichen.

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