Kommentar:Riskanter Imageverlust

Warum sich der Dachauer Kreistag endlich der hausgemachten Probleme am Helios Amperklinikum annehmen muss

Von Wolfgang Eitler

Die große Ankündigung der Berliner Helios Kliniken GmbH einer modernen Reorganisation der Kliniken in Dachau und Markt Indersdorf für eine bessere Pflege hat sich nicht erfüllt. Im SZ-Interview vom 14. November 2014 erklärte Personalchefin Karin Gräppi selbstbewusst, wie ihr Unternehmen erfolgreich Kliniken gestalte. Zur These von Gewerkschaften, dass allein ein guter Pflegeschüssel erfolgreiches Arbeiten ermögliche, antwortete sie: "Die Gegenfrage ist, ob mehr Personal wirklich mehr Qualität und mehr Patienten- und Mitarbeiterzufriedenheit bringt." Damit stellte sie sich auf die Seite der Deutschen Krankenhausgesellschaft als Vertreter der Arbeitgeber.

Gräppi führte ihre Position weiter aus: "Es könnte aber auch sein, dass wir deutlich differenziertere Ansätze benötigen. Wir erzielen Gewinne, die wir wieder reinvestieren. Um das zu erreichen, schauen wir sehr genau darauf, wie viel Personal mit welcher Qualifikation wir wo einsetzen, um eine sehr gute Patientenversorgung sicherzustellen."

Aber die aktuellen Klagen und Beschwerden sind ein starkes Indiz dafür, dass in Dachau klare Vorgaben darüber fehlen, wie viel Personal für eine gute Pflege aus fachlicher Sicht eingesetzt werden muss. Wenn in Deutschland zurzeit überhaupt in eine solche Richtung gedacht wird, beziehen sich die Daten auf die Arbeitssituation um Mitternacht. Damit taucht eine 120, 130 oder 150-prozentige Überlastung am Tag nicht auf. Hämisch sprechen Kritiker deswegen von der "Mitternachtsstatistik".

Es verwundert deshalb nicht, wenn immer weniger junge Menschen bereit sind, einen Pflegeberuf zu ergreifen. Auch deswegen herrscht besonders in den Ballungsräumen Pflegenotstand. Aber der Dachauer Kreistag kann und muss sich der hausgemachten Helios-Probleme einer noch zusätzlichen Überforderung des Personals annehmen, die der Betriebsrat seit Jahren beredt und erfolglos anprangert.

Die Klagen auch aus der Kommunalpolitik sind außerdem ein starkes Argument dafür, dass der Landkreis dringend einen Ombudsmann oder sogar ein entsprechendes Gremium braucht. Nur auf diese Weise könnten Beschwerden an eine kompetente Stelle übermittelt, gebündelt und sachlich stichhaltig formuliert werden. Auf diese Weise entstünden aus Gerüchten Fakten. Und Kritik könnte in sinnvolle Vorschläge münden. Noch wichtiger wäre der Imagegewinn. Denn der hohe Wert der Identifikation mit den ehemals kommunalen Kliniken in der Bevölkerung bricht ein.

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