Kommentar:Riding lower

Die Polizei hat mit ihrem angekündigten Großeinsatz am Riding Higher ein Schreckgespenst aufgebaut - auf dass Veranstalter entspannt reagieren sollten

Von Wolfgang Eitler

Früher lag ein süßlicher Duft über der Sandgrube von Höfa bei Odelzhausen. Alle sangen, spielten und tanzten sich in einen gemeinsamen Rausch, der zwei Tage anhielt. Jimmy Cliff ließ grüßen. Reggae gibt es auch heuer. Sicherlich wird am nächsten Wochenende auch Marihuana geraucht. Aber warum die Polizeiinspektion im Jahr 2015 dieses zweitägige Festival am 25. und 26. Juli als Sicherheitsübung für vermutlich 45 Zivilbeamte samt eines Einsatzwagens in Odelzhausen auserkoren hat, bleibt ihr Geheimnis. Sie will es nicht erklären und hat dadurch das Fest zu einem Popanz aufgebaut, einer nur vermeintlichen Schreckensgestalt.

Denn das Riding Higher von früher ist ein nettes, alternatives Festival geworden mit Kinderangeboten und sicherlich der einen oder anderen Variante des Haschgenusses. Feinschmecker haben dort übrigens vor einigen Jahren eine interessante Komposition mit Kaffee und Kakao angeboten. Die kam gut an. Dieses Festival ist mit Sicherheit das harmloseste unter den zahlreichen Hallen-Saufereien, lukrativen Einnahmequellen wie der alljährlichen Hawaii-Trinker-Kur oder Volksfesten, bei denen der Alkohol nur so sprudelt.

Bedauerlicherweise haben die Veranstalter diesen Popanz der Polizei zu einem Scheinriesen aufgeblasen. Sie sehen ihr Fest als gefährdet an, weil 45 Zivilbeamte auf zwei Tage und mindestens zwei Schichten täglich verteilt auf dem Fest herumturnen. Sie wähnen eine Atmosphäre der Kontrolle. Politiker sekundieren und warnen vor der Gefahr der Kriminalisierung. Wie unnötig und wie sinnlos.

Josef Gasteiger und seine Freunde aus Odelzhausen haben noch eine Woche Zeit, entspannt zu reagieren. Wenn ihr Fest so verläuft, wie sie hoffen und wie zu erwarten ist, war die Polizei vergebens da. Die meisten der Beamten würden sich dann wohl wünschen, sie hätten samt Familien mitgefeiert. Bleibt also nur der Appell an die Polizei, nicht auf die befürchtete Omnipräsenz zu setzen, sondern mit Fingerspitzengefühl ihrer Arbeit nachzugehen. Die Empfehlung: Riding lower.

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