Süddeutsche Zeitung

Kommentar:Nur Gerede um Transparenz

Der Gemeinderat will die Karlsfelder Bürger an der Überplanung eines 40 000 Quadratmeter-Areals beteiligen. Die Frage ist: Warum erst jetzt?

Von Christiane Bracht

Transparenz ist gut und wichtig in der Demokratie. Doch ist es wirklich Transparenz, was die Karlsfelder Gemeinderäte mit ihrer Bürgerbeteiligung für die Pläne auf dem Ludl-Areal anstreben? Sie beteuern einmütig, dass sie eine offene Diskussion mit den Karlsfeldern führen wollen. Doch in der Gemeinderatssitzung ist nicht einmal die Größe des zu überplanenden Geländes genannt worden. Zwischen den Zeilen hat man von recht konkreten Entwürfen gehört, sogar einem Modell des Investors, dessen Name nicht genannt wird. Und dessen Vorstellungen bislang ebenfalls geheim gehalten werden. Auf die Frage, ob der Investor das Gelände gekauft hat, heißt es nur: "Dafür gibt's Optionen." Ist das Transparenz?

Der Grund, die Bürger könnten sonst meinen, dass alles schon feststeht, mutet merkwürdig an. Denn die eigentliche Frage ist: Wieso hat der Gemeinderat zwei Jahre, vielleicht sogar schon viel länger hinter verschlossenen Türen geplant und diskutiert über ein riesiges Projekt, viel größer als die Neue Mitte, ohne die Bürger zu informieren? Wo war da die jetzt so hoch gehaltene Transparenz? Warum kommen die Gemeinderäte gerade jetzt auf die Idee, die Bürger mit einzubeziehen? Und warum ist die Stimmung schon jetzt so angespannt, die Angriffe so heftig? Kommt man nicht weiter mit den Planungen? Traut man sich nicht, dem Investor mit seinen vermutlich überdimensionierten Vorstellungen eine Abfuhr zu erteilen? Nicht umsonst sagt Franz Trinkl, er freue sich auf die Begleitung. "Der Investor ist ja nur auf Seiten des Geldbeutels." Oder hat man Angst, dass sich die Karlsfelder gegen das Projekt stellen werden? Es sind viele Fragen, die im Raum stehen. Die Antworten verdecken bisher mehr, als dass sie etwas klarstellen.

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Quelle:
SZ vom 07.08.2018
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