Kommentar:Nichts als Vorurteile

Dachaus Stadträte verpassen die Chance, ein Zeichen für den Tierschutz zu setzen. Stattdessen schweigen sie - oder wissen einfach nicht Bescheid

Von Helmut Zeller

Das erhoffte Signal für einen Umschwung in der Tierschutzpolitik ging von dieser Sitzung nicht aus. Im Gegenteil: In der Debatte wurden bereits überholt geglaubte Vorurteile vorgebracht. Dabei hatten doch die Bürgermeister Stefan Kolbe von Karlsfeld, Marcel Fath aus Petershausen und Richard Reischl aus Hebertshausen nach einer Besichtigung des Tierheims eindeutig erklärt: "Es gibt leider von außen ganz viele falsche Gerüchte über das Tierheim. Wir sind der Auffassung, dass hier hervorragende Arbeit geleistet wird." Nein, das Tierheim hortet keine Tiere. Das könnte man wissen, wenn man die Zahlen zur Kenntnis nehmen würde. Wenn Stadtrat Forster zum ersten Mal eine Jahresrechnung des Vereins sieht, dann liegt das am Oberbürgermeister. Er bekommt wie alle anderen im Landkreis die umfangreiche Aufstellung jedes Jahr.

Edgar Forster will zu Recht auch die anderen Gemeinden in die Pflicht nehmen - nur hätten es die Stadträte ja in der Hand gehabt, ein entsprechendes Signal zu setzen. Die Vertagung des Antrags und die negative Begleitmusik spielt denjenigen in die Hände, die für den Tierschutz kein weiteres Geld ausgeben wollen. Es ging um einen freiwilligen, regelmäßigen Zuschuss zu den Ausgaben für Abgabetieren. Wieder wurde das mit der Fundtierpauschale verwechselt, die von den Kommunen bezahlt werden muss, weil der Verein ihnen eine Pflichtaufgabe abnimmt. Nicht erwähnt wurde, dass der Verein diese Pauschale versteuern muss. Von einer erneuten Erhöhung, wie Stadtrat Schiller meinte, kann überhaupt nicht die Rede sein. Die Stadt hat im Januar die Fundtierpauschale erhöht. Einen freiwilligen Zuschuss zahlt bisher weder Dachau noch eine Gemeinde - deshalb hätte die Stadt in dieser Frage eine Vorreiterrolle übernehmen können. Der Landkreis lehnt das ab, er zahlt einmalige Zuschüsse für besondere Ausgaben.

Dachau ist nicht, wie behauptet, immer vorne dran: Karlsfeld erhöhte die Pauschale schon im Jahr 2014. Die Debatte krankte daran, dass die Stadträte offenbar nicht wussten, worüber sie entscheiden sollen. Auch wurde das Angebot des Vereins unterschlagen: Er hätte im Falle eines Zuschusses auf eine Erhöhung der Fundtierpauschale bis 2020 verzichtet. Aber das hätte die Grünen-Stadträte aus ihrem unerklärlichen Schweigen wohl auch nicht aufgeweckt.

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