Kommentar:Musik bringt die Leute zusammen

Kultur ist nicht nur schön, sie ist auch elementar für ein lebendiges Gemeinwesen. Die Vorschläge der Karlsfelder CSU sind daher richtig, aber sie müssen auch zeitnah umgesetzt werden

Von Gregor Schiegl

Das einstige Straßendörfchen Karlsfeld ist groß geworden, mehr als 22 000 Einwohner zählt die Gemeinde zwischen Dachau und München mittlerweile. Das kann man gut finden oder nicht. Erfreulich ist, dass Karlsfeld als Kommune erwachsen geworden ist. Nach dem Krieg noch eine rückständige Moosgemeinde, die erst eine grundlegende Infrastruktur aufbauen musste, Schulen und Straßen, ist aus dem Siedlungsbrei nun doch so etwas wie ein Ort geworden. Es gibt ein Ortszentrum, es gibt Einkaufsmöglichkeiten, wahrscheinlich schon bald ein eigenes Gymnasium und in nicht allzu ferner Zukunft so etwas wie eine echte Karlsfelder Kulturpolitik. Das ist ein Novum.

Über Dekaden war Kultur in Karlsfeld etwas, das Künstler und Vereine mehr oder minder für sich praktizierten mit gelegentlicher freundlicher Unterstützung der Gemeinde. Ensembles wie das Karlsfelder Sinfonieorchester oder das Vivaldi-Orchester genießen bei Musikliebhabern zwar einen exzellenten Ruf, in der öffentlichen Wahrnehmung werden sie mit Karlsfeld aber kaum in Verbindung gebracht, was auch daran liegt, dass die Gemeinde kaum etwas getan hat, um sich als Kulturstandort zu profilieren. Das will die CSU mit ihrem Maßnahmenkatalog nun ändern. Angetreten, Karlsfeld vom Ruch der Schlafgemeinde zu befreien, hat sie viel für Handel und Gewerbe getan, aber das öffentliche Leben braucht auch Kultur, und zwar nicht nur als künstlerische Nische, sondern um die Menschen, die tagsüber irgendwo anders arbeiten, abends und am Wochenende zu Hause zusammenzubringen: als Publikum und als Bürger.

"Wir sind eine junge Gemeinde mit vielen Völkergruppen. Das kann eine ganz lebendige Szene werden. Aber die muss man fördern und dazu vielleicht auch mal einen Kulturetat ausweisen." Diese Worte stammen nicht etwa von der Karlsfelder CSU. Das hat der Bildhauer Klaus Herbrich der SZ im Jahr 2008 in einem Interview gesagt. Nun handelt die Kommunalpolitik - hoffentlich. Zeit gelassen hat man sich schon viel zu viel.

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