Kommentar:Mehr Voraussicht wäre nötig

Millioneninvestitionen treiben die Gemeinde Karlsfeld in die Verschuldung. Sie ist dabei aber auch Opfer ihres rasanten Wachstums

Von Christiane Bracht

Schulden in Höhe von 28 Millionen Euro, nächstes Jahr voraussichtlich sogar 38 Millionen Euro. Ist das wirklich nötig? Die Grundschule ist aus den 1960er Jahren, marode, ein Fass ohne Boden. Zudem wird sie nie den heutigen Ansprüchen der rasant wachsenden Gemeinde entsprechen: sechs Parallelklassen und Ganztagsbetreuung. Der Bau ist also nicht nur wahnsinnig teuer, sondern auch dringend nötig. Klar, bei dem ein oder anderen kleineren Posten kann man natürlich fragen, ob das nicht verschiebbar gewesen wäre, etwa bei Skaterpark, Bürgerhausstühlen, Imagefilm oder Flutlichtanlage beim TSV. Der Wahlkampf 2020 hat aber längst schon begonnen, das ist inzwischen unübersehbar. Kein Wunder, dass die Gemeinderäte in dem ein oder anderen Punkt spendabler geworden sind. Radikales Sparen ist nicht sexy. Doch Verschwendungssucht kann man den Kommunalpolitikern auch nicht vorwerfen. Denn ganz überflüssig sind die Sachen nicht. Jedes hat so seine Berechtigung. Manches ist schon lang aufgeschoben.

Es ist wohl eher die große Politik, die man kritisieren muss. Sie dürfte es nicht zulassen, dass eine Gemeinde sich derart hoch verschulden muss, nur um Pflichtaufgaben zu bewältigen. So berechnet sich der Anteil der Einkommenssteuer auf der Basis der Bevölkerungszahl von 2013. Bei einer so rasant wachsenden Kommune wie Karlsfeld, das damals noch knapp 19 000 Einwohner hatte und jetzt bereits 3000 mehr, kann das nur in einer finanziellen Schieflage enden. Zumal der Schulneubau vor allen Dingen wegen des Bevölkerungswachstums nötig geworden ist. Es wäre dringend an der Zeit, die Berechnungsgrundlagen zu ändern. Engere Zeiträume zu wählen oder zumindest Zusatzkalkulationen anzustellen für boomende Gemeinden. Schließlich ist Karlsfeld im Großraum München nicht die einzige Kommune, die explodiert und nun mehr oder weniger in der Schuldenfalle sitzt.

Denn wann soll diese hohe Summe je abgestottert werden? Schaut man sich den Schuldenabbau der vergangenen Jahre an, sieht man wie lange die Rückzahlung dauert. 2007 musste Karlsfeld erstmals hohe Kredite aufnehmen: 2,7 Millionen. Erst nach fünf Jahren sank der Schuldenstand wieder unter die Marke von zwei Millionen. Ähnlich war es 2013, als Karlsfeld auf 7,79 Millionen aufstockte.

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