Kommentar:Fehlende Souveränität

Warum Erdwegs Altbürgermeister Michael Reindl seinen Nachfolger Georg Osterauer besser nicht attackiert hätte. Der Streit um den Straßenausbau in Langengern und seine Folgen

Von Wolfgang Eitler

Der Röhrmooser Altbürgermeister Hans Lingl schweigt, obwohl der Gemeinderat mit Nachfolger Dieter Kugler eine seiner Herzensangelegenheiten, eine neue Ortsmitte, beerdigt hat. Kugler verweist dezent, aber deutlich darauf, dass er die Idee seines Vorgängers für nicht realisierbar hält. In Markt Indersdorf verabschiedet sich Franz Obesser von der Sparpolitik seines Vorgängers. Ähnlich wie Richard Reischl in Hebertshausen. In allen drei Fällen könnten die Vorgänger obendrein noch ein parteipolitisches Fass aufmachen, weil ihre Nachfolger in der CSU sind, sie aber bei den Freien Wählern.

Nur einer schweigt nicht. Altbürgermeister Michael Reindl, ebenfalls Freie Wähler. Dass er die Kritik der Bürger aus Langengern zurückweist, ist noch verständlich. Allerdings wäre das persönliche Gespräch beispielsweise im historischen Gasthof Schmaus (nur donnerstags geschlossen) der angemessenere, weil bürgernahe Weg gewesen. Dass er aber die öffentliche Stellungnahme, die er offiziell als "Altbürgermeister der Gemeinde Erdweg" unterzeichnet hat, zu einer Volte gegen den Nachfolger Georg Osterauer (ebenfalls Freie Wähler) nutzt, ist ein in der Geschichte der Kommunalpolitik des Landkreises einmaliger Vorgang. Der Titel "Altbürgermeister" ist eine Ehrenbezeichnung, die den Träger über die tägliche kommunale Diskussion erhebt und ihm den Status eines herausragenden Bürgers verleiht.

Reindls fundamentale Schelte ist unnötig, weil der Landtag die Straßenbeitragssatzung eben erst modifiziert hat. Noch weiß niemand, wie sich die Novellierung auf die Kommunen auswirkt. Alle hoffen, dass die Bürger entlastet werden. Die Gemeinde Karlsfeld mit Bürgermeister-Obmann Stefan Kolbe (CSU) will den Sachverhalt stellvertretend für alle 17 Kommunen des Landkreises bei einer öffentlichen Anhörung am Dienstag, 18. Oktober, definitiv klären. Auch deswegen hätte Altbürgermeisters Reindl auf seine Attacke auf Georg Osterauer verzichten können. Dass er nicht geschwiegen hat, ist ein starkes Indiz für fehlende politische Souveränität.

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