Kommentar:Eine Zäsur für die CSU

Der Nachfolger von Gerda Hasselfeldt muss in die großen Fußstapfen der populären Politikerin treten. Die vier Bewerber für eine Bundestagskandidatur werden sich noch profilieren müssen

Von Robert Stocker

Die CSU im Landkreis Dachau sieht sich für die Bundestagswahl im nächsten Jahr gut präpariert. Die Partei werde die Phase der Vorbereitung noch gut nutzen, kündigte die scheidende Bundestagsabgeordnete Gerda Hasselfeldt an. Das wird auch, wie es aussieht, nötig sein. Ihr Rückzug nach 30 Jahren von der Berliner Bühne ist nicht nur für die 67-Jährige selbst, sondern auch für die CSU eine tiefe Zäsur. Die CSU-Landesgruppenvorsitzende und ehemalige Ministerin war Jahrzehnte lang ein Garant für den Erfolg der Partei bei Bundestagswahlen. Die Fußstapfen, welche die erfahrene und populäre Politikerin hinterlässt, sind für eine Nachfolgerin oder einen Nachfolger groß.

Gerade deshalb verwundert es, dass die CSU nicht schon vor einiger Zeit ihr Feld bestellte. Die Partei hat es offenbar versäumt, rechtzeitig einen Nachfolger aufzubauen und in Position zu bringen. Jetzt wurden vier Kandidaten aus dem Hut gezaubert, deren bundespolitisches Profil eher unscharf ist. Katrin Mair ist als Funktionärin in der Partei verwurzelt, als Politikerin im Landkreis aber unbekannt. Ähnliches gilt für Georg von Hundt, dessen Familie hier einen Namen hat. Doch der alerte und gebildete Mann kann kaum politische Reverenzen vorweisen. Bauernpräsident Anton Kreitmair steht zwar für Bürgernähe, gilt aber in erster Linie als Lobbyist. Und Youngster Florian Schiller, der seit kurzem die CSU-Fraktion im Dachauer Stadtrat führt, will aus seiner Jugend eine Tugend machen. Ob Ehrgeiz allein für eine Kandidatur genügt, wird sich zeigen. Der 33-Jährige wollte schon Landrat werden, zog aber bei der parteiinternen Nominierung den kürzeren.

Dass eine personelle Zäsur selbst für eine erfolgsgewöhnte Partei gefährlich sein kann, zeigte sich bei der Landratswahl. Als der "ewige" Landrat Hansjörg Christmann abtrat, wurde es plötzlich eng für die CSU. Sein Nachfolger Stefan Löwl hatte in der Stichwahl gerade einmal hundert Stimmen Vorsprung auf seinen SPD-Konkurrenten Martin Güll. Und der Olchinger Michael Schrodi, Direktkandidat der Sozialdemokraten bei der Bundestagswahl, hat auch im Landkreis Dachau viele Sympathisanten. Womöglich hat Georg von Hundt Recht, wenn er sagt: "Die Bundestagswahl wird keine gmahde Wiesn sein."

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