Kommentar:Ein neuer Lebensmittelpunkt

Das Projekt, wie es zurzeit konzipiert ist, eröffnet völlig neue Perspektiven auf die Identität, auf den Umgang der Dachauer mit ihrer Stadt und deren Geschichte

Von Helmut Zeller

Stadtrat Moll hat es treffend formuliert. Ein Museumsforum wäre wirklich ein großer Wurf für die Stadt, man könnte fast von einer Jahrhundertentscheidung sprechen, zumindest für den Kulturstandort Dachau. Das Projekt, wie es zurzeit konzipiert ist, könnte sich zu einem Lebensmittelpunkt der Dachauer entwickeln und eröffnet völlig neue Perspektiven auf die Identität, auf den Umgang der Dachauer mit ihrer Stadt und deren Geschichte, sofern denn die inhaltliche Ausrichtung - gerade im Bereich der Zeitgeschichte - am Ende, wie vorgesehen, bleibt und die beabsichtigte Öffnung nach außen verfolgt wird. Ein Marktplatz der Ideen, des bürgerschaftlichen Engagements und der demokratischen Auseinandersetzung. Das beantwortet auch schon die Frage der CSU-Stadtratsfraktion, was denn der Dachauer von dem Projekt haben soll? Ein reicheres, tieferes Erleben seiner Stadt und ihrer Geschichte.

Das Projekt würde neben der Lebensqualität das Renommee der Stadt, kulturell, auch mit Blick auf die Inklusion, weithin steigern, eine wachsende Zahl von Besuchern anlocken - mit allen positiven Folgen nicht nur für die einheimische Gastronomie und Hotelbranche. Das Museumsensemble und Kulturzentrum könnte für Dachau auch zu einem wichtigen Standortfaktor werden, der mehr Unternehmen anlockt - und nicht nur in die Große Kreisstadt.

Selbstverständlich muss eine verantwortungsbewusste Kommunalpolitik die Frage nach den Kosten stellen. Zum Nulltarif wird dieser Modernitätsschub jedoch nicht zu haben sein. Wer die Kosten zur Grundlage seiner Entscheidung macht, muss auch in Rechnung stellen, was aus einer Investition am Ende herauskommt. Das kann fairerweise heute niemand ganz genau sagen. Aber ein finanzielles Debakel muss die Stadt nicht befürchten, allein schon durch die Konstruktion des Museumsforums mit drei Trägern. Und auch das ist schon klar: Das Projekt würde die längst überfällige Konversion der MD-Industriebrache vorantreiben; gerade jetzt, da der Stadtrat beschlossen hat, das Gelände stückweise zu gestalten.

Es ist doch so: Endlich hat einmal einer, in diesem Fall der Bezirkstagspräsident Josef Mederer, eine Vision, etwas, was in der heutigen Politik eher selten zu finden ist. Mit einigen Mitstreitern entwickelte er diese Vision weiter - und es wäre doch sehr traurig, würde sie an Kleinmut oder Desinteresse in den kommunalpolitischen Gremien scheitern. Der Schaden wäre immens: Die Chance, Dachau zu einer wirklich lebendigen Stadt am Rande Münchens zu machen, bietet sich nicht jeden Tag.

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