Süddeutsche Zeitung

Kommentar:Duale Bildung boomt

Die neue Fachoberschule in Markt Indersdorf kommt gut an. Längst haben Schüler und Eltern erkannt, dass die duale Ausbildung eine gute Perspektive bietet

Von Robert Stocker

Er sei überwältigt vom Besucherandrang, sagte Realschulrektor Anton Wagatha. Mehr als 200 Eltern und Schüler kamen am Montagabend in den Barocksaal des Klosters, um sich über die neue Fachoberschule in Markt Indersdorf zu informieren. Selbst der Schulleiter war über das große Interesse erstaunt, gleichzeitig aber auch hoch erfreut. Denn Wagatha hat das Projekt maßgeblich angestoßen und mit Landrat Löwl einen großen Unterstützer gefunden. Auch deswegen wurde die Erzbischöfliche Fachoberschule so schnell auf den Weg gebracht. Die neue Einrichtung profitiert vom Einzugsgebiet der Realschulen Weichs und Indersdorf und der dort vorhandenen Infrastruktur.

Das Interesse an der neuen Bildungseinrichtung unterstreicht den Boom, den Fachoberschulen und Berufsoberschulen derzeit erleben. Längst haben Schüler und Eltern erkannt, dass eine duale Ausbildung gute Perspektiven bietet. Durch die vorgeschriebenen Praktika können junge Leute wertvolle Kontakte zu Firmen knüpfen, bei denen sie später vielleicht einen Arbeitsplatz finden. Frühe Erfahrungen in der Berufswelt machen sich bei der Jobsuche oft bezahlt, potenzielle Arbeitgeber legen darauf großen Wert. Das gilt besonders für den Technik-Bereich, eine Fachrichtung, die Indersdorf zunächst nicht anbieten kann. Eine Lücke, die etwa der SPD-Bildungsexperte Martin Güll kritisiert: Im Landkreis wird es in Karlsfeld und Indersdorf bald zwei private Fachoberschulen geben, die mit den Fachrichtungen Soziales und Wirtschaft / Verwaltung ein deckungsgleiches Angebot haben. Das Angebot Technik fehlt bisher. Das sollte schon vor Jahren mit einer staatlichen Schule in Dachau entstehen. Warum die Probeeinschreibung damals unter den Erwartungen blieb, ist nicht nur für Experten rätselhaft. Die Tür zu einer staatlichen Fachoberschule bleibt deshalb geschlossen.

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Quelle:
SZ vom 20.01.2016
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