Kommentar:Der Landkreis hat Verantwortung

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Gesetzlich ist der Landkreis nicht verpflichtet, eine Beratungsstelle für Wohnungslose einzurichten. Moralisch aber schon.

Von Anna-Elisa Jakob

Steigende Mietpreise, fehlender bezahlbarer Wohnraum, wachsende Einwohnerzahlen: Das alles verschärft das Problem der Wohnungslosigkeit, auch im Landkreis Dachau. Doch dem Landkreis mangelt es bislang an einer Strategie, um sich diesem Problem entgegenzustellen - auch weil bei Landrat Stefan Löwl und anderen Kommunalpolitikern der politische Wille fehlt.

Es wirkt wie ein klassisches Drama: Der richtige Weg ist klar, die Darsteller stehen vor verschlossenen Türen, die Lobby der Wohnungslosen im Landkreis ist zu schwach. Dabei dreht es sich um ein soziales Kernthema, die Mitte der Gesellschaft ist Publikum und Akteur zugleich. Der Kreistag ist die passende Bühne, der Landrat könnte der gekonnte Hauptdarsteller sein. Doch Löwl will diese Rolle nicht spielen. Jahrelang setzte sich die Arbeiterwohlfahrt Dachau für die Schaffung einer landkreisübergreifenden Fachstelle zur Prävention ein, wie sie nun in dem aktuellen Antrag im Kreistag gefordert wird, ihre Bemühungen führten ins Leere. Niemand nahm sich dem Thema an.

Zwar gibt Löwl das Gesetz Recht: Die Betreuung Obdachloser ist Aufgabe der Gemeinden, für den Landkreis wäre das eine freiwillige Aufgabe. Doch der Landkreis steht politisch in der Verantwortung. Eine zentrale Anlaufstelle für von Wohnungslosigkeit bedrohter Menschen im Landkreis wäre wichtig, die Sozialverbände im Landkreis sind sich einig, dass so Wohnungslosigkeit schnellstmöglich bekämpft werden kann. Bereits nach kurzer Zeit verschlechtert sich die Situation der Betroffenen, die Möglichkeit zur Selbsthilfe erscheint immer aussichtsloser - die Armutsspirale verselbstständigt sich. Dabei genügt in vielen Fällen eine allgemeine Beratung, um Personen aus der Notlage zu helfen. Das beweist die Fachstelle zur Verhinderung von Obdachlosigkeit (FOL) im Landkreis München.

Nun müssen die Mitglieder des Kreistages darüber entscheiden, ob ihnen eine solche Stelle auch im Landkreis Dachau die Investition wert ist. Sollte eine Mehrheit dafür stimmen, wäre das gut. Viel zu lange schon haben die Kommunalpolitiker das Thema vernachlässigt.

© SZ vom 11.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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