Kommentar:Dachaus großes Versprechen

"Deine Botschaft werden wir weitertragen." Nach dem Tod des KZ-Überlebenden Max Mannheimer steht die Stadt in der Pflicht, ihren Worten auch Taten folgen zu lassen

Von Helmut Zeller

Viel, viel wichtiger ist, dass Ihre Schule weiterhin Aktivitäten gegen Rechtsextremismus unternimmt und immer wieder Zeichen setzt - Zeichen der Erinnerung an die Geschichte, der Wachsamkeit in der Gegenwart und der Verantwortung für die Zukunft." Das schrieb Max Mannheimer einmal einem Lehrer, der seine Schule nach dem Zeitzeugen benennen wollte, damit aber gescheitert war. Max Mannheimer freute sich über seine vielen Auszeichnungen und Ehrungen - aber für ihn stand immer die Sache im Vordergrund. Gerade deshalb wäre es wichtig, dass Dachau durch die Benennung eines Platzes oder einer Straße ein Zeichen setzt, dass Mannheimers Vermächtnis fortwirkt. Die Stadt - aber auch der Landkreis - steht moralisch in der Pflicht. Die Zurückhaltung in der Kommunalpolitik wirft Fragen auf. Hat sie den Zeitzeugen nach all den schönen Nachrufen schon vergessen?

Man muss wissen, dass ihn nicht alle in ehrendem Andenken halten - trotz des Wandels in der offiziellen Gedenkpolitik der Stadt. Teile der CSU-Fraktion etwa stimmten nur zähneknirschend zu, als der damalige OB Peter Bürgel (CSU) die von der SPD initiierte Verleihung der Ehrenbürgerwürde durchzog. Manche im Stadtrat waren auch froh, dass die gemeinsame Gedenkfeier für den Zeitzeugen im November nicht etwa im Thoma-Haus abgehalten wurde. Das gibt doch zu denken, ist schade und unwürdig - aber Erinnerungsgegner und Gleichgültige werden Hartmanns Vorstoß nicht bremsen können. Sie werden ihren Mund halten, da sie es andernfalls politisch nicht überleben würden.

Mit der Benennung eines Platzes oder einer Straße allein ist es jedoch nicht getan. Das hat Oberbürgermeister Hartmann erkannt: Nötig ist die Auslobung eines Preises, denn gerade an die künftigen Generationen richtet sich das Vermächtnis des Auschwitz-Überlebenden. In seinem Sinne sollte die Stadt die Jugend ermuntern und motivieren, sich für die Erinnerung und die Demokratie zu engagieren. Dem Theresienstadt-Überlebenden Ernst Grube ist gerade das politische Vermächtnis Mannheimers wichtig. Denn er prangerte bis zuletzt Missstände und Fehlentwicklungen an und kritisierte verantwortliche Politiker. Und es ist nun wirklich auch der Zeitpunkt gekommen, darüber nachzudenken, wie anderer ehemaliger KZ-Häftlinge gedacht werden soll. Dachau hat es Mannheimer versprochen: "Deine Botschaft werden wir weitertragen." Mal sehen, wie diese hehren Worte mit Inhalt gefüllt werden.

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