Kommentar:Beschwichtigung löst Probleme nicht

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Die Stadt Dachau will und muss Geld einnehmen. Also versucht sie, Gewerbe anzusiedeln. In der Folge davon nimmt der Verkehr zu, aber auf die dieses Problem haben die Kommunalpolitiker keine Antwort. Ein Verkehrskonzept muss her

Von Viktoria Großmann

Die Verkehrssituation an der Schleißheimer Straße in Dachau ist ein Problem, auf das die Stadtpolitiker keine Antwort haben. Das zeigte sich auf der Bürgerversammlung in Dachau Ost am Mittwochabend. Bei den Fragen und auch Vorwürfen der Anwohner zur Überlastung der Straßen in Dachau Ost, die mit weiteren Gewerbeansiedlungen noch steigen wird, kam Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD) ins Straucheln. Sein Bauamtsleiter Michael Simon zog sich auf juristische Erklärungen zurück. Dabei braucht es kaum noch ein Gutachten, das erklärt, wie hoch die Verkehrsbelastung ist. Vor allem braucht es keine Beschwichtigung. Das Problem ist in der Welt und muss gelöst werden.

Die Stadt will es allen recht machen: Sie will und muss Geld einnehmen, um Schulen, Kitas und Sportplätze zu bauen. Der einzige Weg, den man in Dachau sieht, ist, Gewerbe anzusiedeln, um die Steuereinnahmen zu erhöhen. Es ist sicher nicht zu verurteilen, wenn ein brachliegendes Gewerbegebiet wieder lebendiges Gewerbegebiet wird oder ein bestehendes bis auf den letzten Quadratmeter ausgenutzt wird. Doch über die Probleme, die das mit sich bringt, sollte offen gesprochen werden. Die Stadt ist an ihren Grenzen. Das heißt für jeden Anwohner, der sich über Autolärm und Abgase beschwert, sich zu überlegen, ob und wie er bei sich selbst anfangen kann. Es heißt für die Stadt für ein solches Umdenken die Weichen zu stellen: Zuverlässige, regelmäßige Busse, sichere Rad- und Fußwege - auch für neue Arbeitnehmer.

Die Anwohner müssen mit ihren Beschwerden ernst genommen werden. Stadträte und Oberbürgermeister verspielen sonst Vertrauen und Verständnis für wirklich nötige Vorhaben der Stadt. Vor allem schieben sie ein Problem auf, das keinen Aufschub duldet. Es muss ein Verkehrskonzept für die ganze Stadt her. Ganz optimistisch gesprochen: Vielleicht kann das Seeber-Gelände der Anstoß dafür sein und zugleich das nötige Geld für Verkehrsmaßnahmen in die Stadtkassen spülen. Eines ist auch klar: Nicht nur die Stadträte müssen Verständnis haben. Die Dachauer auch. Es ist bereits eng und es wird an einigen Stellen noch ungemütlicher. Das sind die Zumutungen des Wachstums. Der Stadt bleibt nur, es so verträglich wie möglich zu steuern.

© SZ vom 02.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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