Kommentar:Attraktiv und effektiv

Der Ausbau der ehemaligen Linie A nach Altomünster ist ein klassisches Beispiel, wie Pendler von der Straße gelockt werden können

Von Robert Stocker

Mehr als hundert Jahre ist die Strecke jetzt in Betrieb, und sie hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich - die Zugverbindung von Dachau nach Altomünster, die in weitem Bogen über Markt Indersdorf führt. Auch das hat einen historischen Hintergrund: Die kurvige Strecke ist die Folge eines Trassenstreits, den die Gemeinden im Dachauer Hinterland führten. Schon Ludwig Thoma, der einige Jahre in Dachau lebte, zuckelte mit der Dampflok zu seinem Jagdrevier. Die als Bummerl oder Bockerl belächelte Bahn stand aus wirtschaftlichen Gründen noch in den 1990er Jahren auf dem Prüfstand. Der Landkreis setzte sich vehement für den Erhalt der Strecke ein und beteiligte sich an der Finanzierung neuer Dieseltriebwagen.

Der Beschluss, die Zugverbindung zu elektrifizieren und ins MVV-Netz zu integrieren, hat endgültig ihre Zukunft gesichert. Bis zu ihrem Ausbau war die ehemalige Linie A die einzige nicht elektrifizierte Strecke der Münchner S-Bahn. Bund, Freistaat und Deutsche Bahn AG investierten 50 Millionen Euro in das Projekt, das jetzt seine Früchte trägt. Die Zahl der Fahrgäste ist um ein Viertel in die Höhe geschnellt. Die Menschen im Dachauer Hinterland honorieren es, wenn die Züge öfter, schneller und direkt nach München fahren. Der Ausbau der ehemaligen Linie A ist ein klassisches Beispiel, wie Pendler von der Straße gelockt werden können: indem das Angebot des öffentlichen Nahverkehrs attraktiver wird. Das ist das Ziel eines großen Konzepts, an dem der Landkreis derzeit arbeitet. Auch das Busangebot soll attraktiver werden; dabei geht es nicht nur um den Fahrtakt, sondern auch um eine bessere Anbindung an die S-Bahn. Wer die Straßen vor einem Kollaps bewahren will, muss Anreize für den Umstieg vom Auto auf öffentliche Verkehrsmittel schaffen.

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