Kloster Altomünster:Räumungsklage gegen Klosterbewohnerin

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  • Die letzte Ordensschwester hat das Kloster Altomünster im Februar verlassen.
  • Nun lebt noch eine selbst ernannte Postulantin in dem baufälligen Gemäuer - sie weigert sich, auszuziehen.
  • Nun steht sie in München vor Gericht, denn die Erzdiözese kann sich nicht mit ihr einigen.

Von Viktoria Großmann, Altomünster

Das Kloster Altomünster ist noch immer bewohnt, obwohl es offiziell seit Januar aufgelöst ist. Im Februar verließ die frühere Priorin Apollonia als letzte Ordensschwester das Birgitten-Kloster. Nun wohnt dort noch Claudia Schwarz, die sich selbst als Postulantin bezeichnet. Die zuständige Erzdiözese München-Freising sowie der Vatikan erkennen das Postulat nicht an, weil zum Orden nur noch zwei Nonnen gehören. Somit kann kein Leben in der klösterlichen Gemeinschaft mehr geführt werden.

Da sich die Erzdiözese mit der Bewohnerin nicht einigen kann, soll nun das Gericht entscheiden. An diesem Dienstag verhandelt das Landgericht München II den Fall. Die Erzdiözese klagt auf Räumung einer Zelle, die Beklagte weigere sich, diese zu verlassen, so teilt eine Gerichtssprecherin mit. Das Ordinariat ist im Zugzwang, denn das Landratsamt Dachau als zuständige Baugenehmigungsbehörde hat der Erzdiözese die Nutzung zu Wohnzwecken untersagt. Im Brandfall würde das Gebäude zur "Todesfalle", wie es Pressesprecher Wolfgang Reichelt ausdrückt.

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Vor Gericht geht es nur um Claudia Schwarz, doch wird das Kloster zumindest zeitweise auch noch von einem Rechtsanwalt bewohnt, so bestätigt die Erzdiözese. Der Mann war vom selbsternannten Klosterdirektor Jörg Fehlner eingestellt worden, der den Umbau des Klosters zu einem "Burnoutcentrum" betrieben hatte.

Mindestens drei Ordensangehörige braucht es um, eine Gemeinschaft zu bilden. Die Franziskanerinnen-Schwester Gabriele Konrad aus dem Kloster Schönbrunn, welche die Auflösung des Klosters leitete, erklärte in einem Pressegespräch, um neue Ordensschwestern für das Leben im Kloster mit seinen unterschiedlichen Aufgaben ausbilden zu können, brauche es eigentlich mehr als drei Nonnen.

Nachdem Schwester Apollonia das Kloster verlassen hatte, ging für Altomünster und ganz Deutschland auch die 520 Jahre währende Geschichte des Birgittenordens zu Ende. In einem Münchner Altenheim lebt noch eine weitere Birgittenschwester aus Altomünster; bereits seit mehr als fünf Jahren. Apollonia zog in eine Pfarrei in der Oberpfalz. Der alte Zweig des Ordens ist damit in Deutschland fast ausgestorben. In Bremen lebt eine Gemeinschaft von Birgittenschwestern eines neueren Zweigs.

Was macht Schwester Apollonia in der Oberpfalz?

Claudia Schwarz jedoch scheint es als ihre Berufung anzusehen, das Kloster und den Orden in Altomünster zu erhalten. Gegen alle Kirchenvorschriften. Das aufgelöste Kloster untersteht keiner Pfarrei mehr. Die laut Medienberichten 38 Jahre alte Frau und frühere Rechtsanwältin, hat demnach keinen Seelsorger und keinen Beichtvater. Auf dieser Internetseite wird regelmäßig - auch in dieser Woche - zu Montagsgebeten zum Erhalt des Klosters aufgerufen. Diese finden in einem Altomünsterer Privathaushalt statt.

Apollonias Umzug in eine Pfarrei in der Oberpfalz wird dort als "Auszeit" und "Urlaub" beschrieben. Sie wolle sich "für einige Tage von dem Medienrummel" erholen. Im selben Beitrag ist von einer weiteren Postulantin die Rede, die allerdings laut Erzdiözese nicht im Kloster lebt. Wenige Tage nach dem Eintrag zum "Urlaub" ruft Schwester Apollonia zum Montagsgebet auf, obwohl sie ja nach eigener Aussage im Blog im Bayerischen Wald ist. Im Impressum des Blogs ist als Betreiberin Schwester Apollonia angegeben. Wie jedoch aus dem Umfeld der ehemaligen Ordensfreunde "Fratres et Sorores ab extra" zu hören ist, wollte die Nonne damit nie etwas zu tun haben.

Der Arbeitsvertrag mit dem Rechtsanwalt ist aufgelöst

Sie habe sich beklagt, ständig etwas unterschreiben zu müssen. Auch die Erzdiözese sieht Apollonias Unterbringung in der Pfarrei Vilseck nicht als endgültig an. Zuständig als Oberin ist für die 63-jährige Nonne weiterhin Schwester Gabriele Konrad. Wie Apollonias weiterer Weg aussehen soll, stehe nicht fest, erklärt Ordinariatssprecherin Bettina Göbner. Schwester Konrad habe versucht, sich auch mit Claudia Schwarz zu einigen und Hilfsangebote gemacht, damit diese ihren geistlichen Weg in einer anderen Gemeinschaft fortsetzen kann, so sagt Göbner.

In einem anderen Rechtsstreit musste die Erzdiözese teilweise nachgeben. Der Arbeitsvertrag jenes Rechtsanwalts, der auch zeitweise noch im Kloster wohnen soll, musste nach einem Gerichtsbeschluss erfüllt werden, ist aber mittlerweile aufgelöst. Noch bis Ende Juni allerdings muss die Erzdiözese die Unterkunft des Mannes sicherstellen. Theoretisch kann das Landratsamt im Falle von Claudia Schwarz eine Zwangsräumung durchsetzen. Wie in Zivilrechtssachen üblich wird jedoch zunächst ein Vergleich angestrebt werden.

© SZ vom 23.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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