Klimaschutz:Wärme speichern, biologisch reinigen

Den diesjährigen Energiepreis des Landkreises gewinnen Peter Drechsler aus Dachau sowie die Gemeinde Karlsfeld

Von Christiane Bracht, Dachau/Karlsfeld

Wer etwas für den Klimaschutz tun will, der muss mutig und aufgeschlossen gegenüber neuer Technik sein. Mit dem Naturwärmespeicher haben Peter Drechsler und seine Frau Christine Puhr aus Dachau in diesem Jahr viel Pioniergeist bewiesen. Als erste Kunden überhaupt haben sie eine derartige Anlage gekauft, um unabhängig von Öl und Gas ihr Haus beheizen zu können. Die neue Technik, bei der Umgebungswärme aus Luft oder Erde aufgesogen und in einem Teich vor dem Haus gespeichert wird, ist ein Pilotprojekt, das am Dienstag mit dem Energiepreis des Landkreises Dachau belohnt worden ist. Ebenso hat die Gemeinde Karlsfeld für ihre innovative Anlage zur biologischen Reinigung des Abwassers von Stickstoff einen Preis bekommen. Beide waren mit je 1500 Euro dotiert.

Wichtige Einzelbeispiele

Zwar ist jedes Projekt für sich nur ein kleiner Schritt in Sachen Klimaschutz, doch es seien wichtige Einzelbeispiele, sagte Landrat Stefan Löwl bei der Preisverleihung im Landratsamt. "Deswegen wird sich das Weltklima nicht ändern, aber es zeigt, dass wir was tun." Er hofft, dass sich Nachahmer finden, die ebenfalls mit Pioniergeist in die Zukunft blicken. "Jeder muss das Klima schützen, jeder Bürger", mahnte Löwl. Insgesamt hatten sich sechs Personen beziehungsweise Firmen und Verbände um den Energiepreis beworben. Unter anderem das Franziskuswerk in Schönbrunn, das seine Beleuchtung auf LED umgestellt hat, das Hotel Modi in Dachau, das eine Wasseraufbereitungs- und Fotovoltaikanlage präsentierte, die Firma Schubauer in Petershausen, die eine Wasserkraftanlage verlegt und die Wehranlage an der Glonn saniert hatte, sowie die Katholische Landvolkshochschule am Petersberg, die mit einem E-Lastenrad für die Haustechnik aufwartete. Doch die Jury entschied sich für die beiden ersten Projekte, weil sie eine neuere, unbekanntere Technik haben, so die Begründung. Das Besondere an dem Naturwärmespeicher ist, dass er nicht 365 Tage im Jahr die gleiche Leistung bringen muss, sondern dass diese regelbar ist. Bei einer Außentemperatur von zehn Grad läuft die Heizung zum Beispiel nur mit zwei Kilowattstunden, bei minus zehn Grad braucht sie dagegen sechs Kilowattstunden. Das begeisterte nicht nur den Eigentümer Peter Drechsler, sondern auch die Jury. Außerdem kann man die Anlage auch zum Kühlen und zur Aufbereitung von Warmwasser verwenden.

Karlsfeld investiert eine halbe Million Euro in die Kläranlage

Mit der sogenannten Deammonifikationsanlage hat die Kläranlage in Karlsfeld ein hoch innovatives Verfahren zur energiearmen Reinigung von Abwässern installiert. Etwa eine Million Euro hat das die Gemeinde gekostet. Bei dem Verfahren werden Bakterien, Planctomyceten, in dem 28 Grad warmen Becken gehegt und gepflegt. Sie bauen dort Ammonium mit Hilfe von Nitrit ab, das in dem Becken gebildet wird, erklärt Betriebsleiter Peter Oberbauer. Der große Vorteil dieser Anlage im Vergleich zum konventionellen Reinigen des Abwassers ist, dass deutlich weniger Strom aufgewendet werden muss und dass die Reinigungsleistung besser ist. Aber das Verfahren ist auch sehr sensibel. Es kann leicht zu Fehlern kommen und so muss die Anlage 24 Stunden am Tag überwacht und kontinuierlich durch moderne Online-Messtechnik überprüft werden. Und einmal pro Woche müssen die Messgeräte im betriebseigenen Labor analysiert werden. "Es ist eine wunderbare Entwicklung", sagte Karlsfelds Bürgermeister Stefan Kolbe. "Wir versuchen die Energiewende mit vielen kleinen Schritten am Laufen zu halten und wir freuen uns über den Preis, weil er die Anerkennung für unser Engagement ist."

Energiespeicher; Energiespeicher Peter Drechsler

Heizen mit einem Gartenteich vorm Haus. Peter Drechsler gehört zu den diesjährigen Gewinner des Energiepreises. Über die Auszeichnung zeigt er sich hoch erfreut.

(Foto: Niels Jørgensen)

2012 hat die Gemeinde schon einmal einen Energiepreis gewonnen, damals mit dem Heizkraftwerk. Das Preisgeld soll übrigens in die Umweltbildung investiert werden, sagt Kolbe.

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