Die Dachauer Kreisräte haben sich ein ehrgeiziges Ziel gesteckt: Bis 2020 sollen die Kohlendioxid (CO₂)-Emissionen im Landkreis um 40 Prozent gesenkt werden. Einer der Bereiche, in dem viele Schadstoffe in die Luft geblasen werden, ist der Verkehr. Jetzt wurde im Kreistag ein Konzept vorgelegt, wie in diesem Teilbereich die CO₂-Emissionen gesenkt werden können. Die Experten des Münchner Verkehrsverbunds ( MVV) und der Beratungsunternehmen Transver und Baum Consult sehen hier in den kommenden sechs Jahren ein Reduktionspotenzial für den Ausstoß von CO₂ von 18 bis 22 Prozent.
Im vergangenen Jahr waren auch Bürger in fünf Veranstaltungen in die Erstellung von Zielen und Maßnahmen des Klimaschutz-Teilkonzepts eingebunden. Auf der Grundlage der Ergebnisse, die in diesen Workshops erarbeitet wurden, wurde ein 263 Seiten starker Maßnahmenkatalog entwickelt, den Markus Haller (MVV), Ulrich Glöckl (Transver) und Patrick Ansbacher (Baum Consult) im Kreistag vorstellten. Dort herrschte Einigkeit, dass die Klimaschutzziele im Verkehrsbereich nur gemeinsam erreicht werden könnten - von den Gemeinden, dem Landkreis, dem MVV und den Bürgern.
In den Veranstaltungen mit den Bürgern habe Einigkeit darüber bestanden, das ein wesentliches Ziel die Zusammenarbeit der Kommunen bei der Siedlung und der Verkehrsplanung sein müsse, erläuterte Ulrich Glöckl. Notwendig dazu sei es, die Menschen dazu zu bewegen, nicht jeden Weg mit dem Auto zurückzulegen. Für dringend erforderlich halten es die Ersteller des Konzepts daher, beispielsweise das Radwegenetz über Gemeindegrenzen hinweg auszubauen, aber auch Abstellanlagen für Fahrräder auszubauen. "Denn inzwischen gibt es auch im Landkreis einen deutlichen Trend zum Fahrradverkehr", merkte MVV-Vertreter Haller an. Mit Radschnellwegen, etwa nach München hinein, ließen sich nach seiner Ansicht auch Pendler verstärkt zum Umstieg auf das emissionsfreie Verkehrsmittel locken.
Mit Leihrädern an den Bahnhöfen, vor allem in Dachau, hätte man ein "Verkehrsmittel für die letzte Meile", so dass so mancher Bürger vielleicht aufs Auto verzichten würde. Als effizient bezeichnete Ansbacher Car-Sharing-Systeme. Es gebe Untersuchungen, dass Car-Sharing-Nutzer deutlich öfter mit öffentlichen Verkehrsmitteln fahren als Autobesitzer. Es würde auch leichter fallen, morgens mit dem Bus zur S-Bahn zur fahren, wenn man wüsste, dass man abends mit dem Linienbus, einem Rufbus oder einem Anruf-Sammel-Taxi auch wieder heimkäme. Doch zusätzliche Busse allein reichten nicht aus, um mehr Menschen zum Umstieg vom Auto zu bewegen. Die Busse müssten auch schneller ans Ziel kommen. Doch bewege man sich hier im Spannungsfeld zwischen Tempo und Flächenabdeckung, betonte Haller.
Der MVV-Experte erteilte einer U-Bahnverlängerung von Feldmoching nach Karlsfeld eine Absage, da hier die Kosten-Nutzen-Rechnung nicht stimme. Die zusätzlichen Fahrgäste würden vorwiegend nur von der S-Bahn auf die U-Bahn umsteigen, so das Ergebnis von Untersuchungen. Damit rief er den Widerspruch der beiden Karlsfelder Kreisräte Stefan Handl (CSU) und Mechthild Hofner (ÖDP) hervor, die beide erklärten, dass eine Entlastung der überfüllten S-Bahn gut täte.
Informationskampagnen für Neubürger über ÖPNV-Angebote, die Einbeziehung von Betrieben in eine Mobilitätsmanagement oder die Unterstützung von Mitfahrgelegenheiten gehören nach Ansicht der Experten zu den indirekten Maßnahmen auf dem Weg zu einer Reduzierung des Schadstoffausstoßes. In drei Schlagworten fassten sie die wesentlichen Ansatzpunkte für weniger Co₂-Emissionen im Verkehr zusammen: "Verlagern, vermeiden, verträglich abwickeln."
Von einer "Daueraufgabe für die Zukunft" sprach Landrat Hansjörg Christmann (CSU). Und auch Grünen-Fraktionssprecherin Marese Hoffmann betonte: "Verhaltensänderungen sind nur möglich, wenn entsprechende Möglichkeiten geschaffen werden." Dass die Umsetzung nicht einfach werde, sagten auch CSU-Fraktionschef Wolfgang Offenbeck ("Es gibt viele dicke Bretter zu bohren.") und sein Pendant von der SPD, Marianne Klaffki ("Jetzt fängt die Arbeit erst an.")
Doch speziell einen Punkt machten gleich mehrere Kreisräte aus, der den Bürgern vor allem im Hinterland das Umsteigen auf den ÖPNV schwer mache: die Tarifstruktur des MVV. "Der MVV ist auf dem Land zu teuer und daher nicht attraktiv. Im Moment ist das Auto billiger", kritisierte Grünen-Kreisrat Roderich Zauscher aus Odelzhausen. Auch Gerhard Hainzinger (CSU), Bürgermeister der Nachbargemeinde Sulzemoos, stieß ins selbe Horn: "Das ist eine ungerechte Tarifstruktur bei uns draußen. Der MVV bevorzugt den Ballungsraum."
Das 263-Seiten Papier ist im Internet unter "www.klimaschutz-dachau.de/Aktuelles/TeilkonzeptVerkehr.aspx" zu finden.