Klimaschutz:Landrat zeichnet Projekte aus

Energiepreis 2016

Die Wasserkraftschnecke der Hanielwerke, die Bürgerenergiegenossenschaft Haimhausen, Petershausen und Vierkirchen und das deutschlandweit einmalige Stromspeicherprojekt in Röhrmoos erhalten den Energiepreis 2016.

(Foto: Niels P. Joergensen)

Nachhaltige Wege zur Stromerzeugung, weniger Luftverschmutzung, Umweltschutz: Der Landkreis vergibt den Energiepreis an Projekte aus Haimhausen, Petershausen und Röhrmoos

Von Petra Schafflik, Dachau

Energie aus erneuerbaren Quellen erzeugen, innovativ verteilen, auf kreative Art speichern: Die Projekte, die Landrat Stefan Löwl (CSU) am Montag mit dem Energiepreis 2016 des Landkreises auszeichnete, beschreiten unterschiedliche Wege zu dem gemeinsamen Ziel, den Klimaschutz mit lokalen, zukunftsweisenden Ideen und Vorhaben voranzubringen. Prämiert wurden die Wasserkraftschnecke der Elektrizitätswerke Haniel in Haimhausen, ein Mieter-Stromprojekt der Bürgerenergie-Genossenschaft HaPeVi (Haimhausen, Peterhausen, Vierkirchen) und der Einsatz von Elektro-Autos zur Stromspeicherung im Franziskuswerk Schönbrunn. Nachdem in diesem Jahr gleich neun sehr interessante Bewerbungen eingegangen sind, entschied der Umweltausschuss, den mit 3000 Euro dotierten Preis auf drei Projekte aufzuteilen. Das große Interesse an der 2010 initiierten Auszeichnung, die anfangs eher ein Schattendasein geführt hatte, freut Löwl: "Der Energiepreis hat im Landkreis seinen Platz gefunden".

Klimaschutz fängt im Kleinen an

Nicht allein große Vorhaben bringen die Energiewende voran. "Vielmehr fängt Klimaschutz im Kleinen an", betonte der Landrat bei der Preisverleihung. Um regionale Vorhaben zu würdigen, wurde der Energiepreis vor sechs Jahren initiiert. Seither werden "spannende Vorhaben mit Vorbildcharakter" ausgezeichnet, erklärte Esmeralda Schlehlein, Klimaschutzbeauftragte des Landkreises. In diesem Jahr ist die Entscheidung offenbar nicht leicht gefallen. Auch unter den abgelehnten Vorhaben, so Schlehlein, "waren tolle Projekte mit unterschiedlichen Ansätzen." Ausgewählt hat der Umweltausschuss schließlich drei Projekte: Den Energiepreis erhalten die E-Werke Haniel in Haimhausen für ihre "Wasserkraftschnecke am Schwebelsbach." Der regionale Stromerzeuger betreibt bereits seit 100 Jahren klassische Wasserkraftwerke. Am Schwebelsbach war aber die Fließgeschwindigkeit für eine übliche Turbine zu gering. "Restwasser strömte ungenutzt an der Schleuse vorbei", erklärte Geschäftsführerin Andrea von Haniel bei der Preisverleihung. Als aber die Wehranlage am Bach erneuert werden musste, wurde die Installation einer speziellen Wasserkraftanlage, einer Wasserschnecke, wirtschaftlich sinnvoll. "Das war für uns Neuland", sagt von Haniel. Rasch zeigte sich, dass diese Technik, die besonders für geringere Wassermengen geeignet ist, sich rechnet und auch ökologische Vorteile hat, da Fische ohne Schaden passieren können. 145000 Euro wurden investiert, um eine Wasserschnecke zu installieren, die jährlich etwa 78000 Kilowattstunden Strom produziert, 22 Haushalte mit Ökostrom versorgt und 40 Tonnen Kohlendioxid einspart. "Eine ökologische wie ökonomische Lösung für Wasserkraft", sag die Klimaschutzbeauftragte.

Mieterstrom-Projekt

Auch der zweite Energiepreisträger 2016 erzeugt Strom aus erneuerbaren Quellen - per Photovoltaik-Anlage auf zwei Mehrfamilienhäusern in Petershausen. Solarstrom ist eine bewährte Technik, "das Innovative ist der Mieterstrom", erklärte Christian Schmid, Aufsichtsrat der Bürgerenergie-Genossenschaft. Die erzeugte Energie wird über ein lokales Hausnetz den Mietern der 21 Wohnungen und drei Ladengeschäfte angeboten. Ein richtungsweisender Ansatz, denn in der Regel haben Mieter keine Möglichkeit, "eigenen" Strom zu verbrauchen. Finanziert wurde das 100 000-Euro-Projekt von den 118 Genossenschaftsmitgliedern. Ziel war, dass möglichst viel Strom von den Bewohnern selbst genutzt werden kann. Jetzt, wenige Wochen nach Inbetriebnahme, werden bereits 35 Prozent des Dachertrags im Haus verbraucht. Der Erfolg bestärkt die Energie-Genossen: "Wir wollen weitermachen", sagt Schmid. Ein ähnliches Mieterstrom-Projekt in Vierkirchen ist in Planung. Dorthin sollen auch die 1000 Euro Preisgeld fließen.

Strom in Fahrzeugen speichern

Nicht um Produktion, sondern um Speicherung von Energie geht es bei dem Projekt "Elektromobilität" des Franziskuswerks Schönbrunn. Dafür hat die Einrichtung für behinderte Menschen nicht einfach alte Dieselfahrzeuge durch E-Autos ersetzt, wie Projektleiter Andreas Simnacher erklärte. Sondern erprobt in einem Pilotprojekt gemeinsam mit Nissan und der Gesellschaft The Mobility House die Speicherung von Strom in Fahrzeugen. Konkret dienen die im Franziskuswerk geparkten Fahrzeuge als mobile Pufferspeicher, die bei Überkapazitäten im Netz Strom speichern. Diese Energie geben die Fahrzeuge zurück in Zeiten hoher Verbrauchsspitzen. Sollte sich die Technik im Alltag bewähren und breiter einsetzen lassen, müssten Kohle- und Atomkraftwerke seltener in Spitzenzeiten laufen. Um dennoch die Mobilität zu gewährleisten, bewahren die Fahrzeuge immer eine Restkapazität für 120 Kilometer Fahrstrecke. Noch befindet sich deutschlandweit einmalige Pilotprojekt in der Erprobung, sagt Simnacher. "Ein Dauerbetrieb ist noch nicht möglich." Dennoch spart allein der Ersatz der alten Dieselfahrzeuge durch die mit selbst erzeugtem Sonnenstrom aufgeladenen Elektroautos elf Tonnen Kohlendioxid jährlich.

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