Klimaschutz im Landkreis:Vorbilder

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Christa und Reinhard Kreitmair aus Kleinberghofen und Roswitha Huber aus Rettenbach haben heuer den Energiepreis des Landkreises erhalten. Das Ehepaar sanierte mit hohem Aufwand sein Haus energetisch, die Solaranlage der Landwirtin speichert Sonnenstrom

Von Robert Stocker, Dachau

Winter und Schnee? Hierzulande bis auf weiteres Fehlanzeige, kündigen die Meteorologen auch für Weihnachten an. Eine Folge des Klimawandels, sagen Wissenschaftler, weil sich die Erde kontinuierlich erwärmt. Schuld daran sind auch Heizungen mit fossilen Brennstoffen, die Schadstoffe in die Luft hinausblasen. Wie der Ausstoß solcher Emissionen vermieden und gleichzeitig Energie gespart werden kann, haben jetzt die Preisträger des Energiepreises gezeigt, den der Landkreis jährlich vergibt. 2000 Euro erhält das Ehepaar Christa und Reinhard Kreitmair aus Kleinberghofen, 1000 Euro gehen an die Landwirtin Roswitha Huber aus Rettenbach. "Sie sind ein Vorbild für andere Bürger", lobte Landrat Stefan Löwl bei der Preisverleihung im Landratsamt. Jeder einzelne müsse sich am Klimaschutz beteiligen, "denn nur die Masse macht's."

Ihren Beitrag zum Klimaschutz und zur Energiewende haben die Kreitmairs mit der energetischen Sanierung eines Zweifamilienhauses in Kleinberghofen geleistet. An dem 1949 erbauten Haus, das der Großmutter von Reinhard Kreitmair gehörte, wurde immer wieder angestückelt, durch die Bauweise und eine fehlende Dämmung ging Energie verloren. "Wir wollten die Heizkosten senken und fossile durch regenerative Brennstoffe ersetzen", erklärt Christa Kreitmair das Ziel der Sanierung. Statt eines Abrisses und eines Neubaus entschied sich das Ehepaar dafür, das Haus rundum zu erneuern und mit der neuesten Energietechnik auszustatten. Sie bauten eine Fußboden- und Wandheizung ein, dazu einen Kaminofen mit Wassertasche und versahen das komplette Gebäude mit einer Außendämmung. Der Kaminofen mit Wassertasche erwärmt das Wasser im gesamten Haus. Der Energieverbrauch des grundlegend sanierten Gebäudes beträgt jetzt nur noch ein Siebtel des ursprünglichen Wertes. Die Bauarbeiten, die im Jahr 2013 begannen, waren ein langer und steiniger Weg. Mit dem Projekt nahm die Familie viele Mühen auf sich, zumal sie auch eine große Eigenleistung erbrachte. Doch die Kreitmairs hielten durch. "Die Arbeit war anstrengend, doch wir haben den Umbau zu keiner Zeit bereut", blickt Christa Kreitmair heute zurück. Vorbildcharakter hat das Projekt auch deshalb, weil dabei "graue Energie" genutzt wurde. Will heißen: Die Bauherren erhielten den Bestand des Hauses und sparten allein dadurch Energie.

Die Landwirtin Roswitha Huber, die in Rettenbach einen Hof mit 40 Milchkühen führt, versorgt ihren Betrieb überwiegend mit selbstproduziertem Strom. Sie ergänze ihre bestehende Photovoltaikanlage mit Solarzellen, die Strom für den Eigenverbrauch produzieren. Den größten Strombedarf hat der Betrieb morgens und abends, der zum Melken der Kühe, zum Kühlen und zum Aufheizen von Spülwasser nötig ist. Die meiste Energie benötigt die Landwirtin also dann, wenn die Sonne kaum oder nicht mehr scheint. Der Clou der neuen Anlage besteht in einer Sonnenbatterie, die im Keller des Wohnhauses untergebracht ist. Sie ist in der Lage, nicht verbrauchten Solarstrom zu speichern, bei Bedarf benötigte Energie abzugeben und die Verbrauchszeiten nach Wetterprognosen zu regeln. Wenn die Anlage einen Stromüberschuss produziert, können weitere Verbraucher zugeschaltet werden. "Wenn die Sonne scheint, ist oft zu viel Strom im Netz, wenn es dunkel ist, wird weniger Energie produziert", sagt Energieberater Wolf Dieter Feist, der die Anlage konzipierte. Feist ist ein Nachbar von Roswitha Huber, der die Landwirtin bei der Planung unterstützte. Die Anlage verfüge über eine intelligente Technik, die es ermögliche, Strom für das Spülwasser mittags zu produzieren, zu speichern und bei Bedarf abends abzugeben. "Sie ist auch ein Beitrag zur Netzstabilität", lobte Klimaschutzbeauftragte Maria Niedermaier. Die Investition wird sich über die Jahre rechnen. "Die Abschlagszahlungen sind schon kleiner", freut sich Preisträgerin Huber.

© SZ vom 19.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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