Süddeutsche Zeitung

Kirche :Sperrgebiet

Im Januar wurden im Inneren der Pfarrkirche St. Martin in Weichs Risse entdeckt. Nun wurde das Gotteshaus vorerst für Besucher geschlossen. Gottesdienste werden jetzt im Pfarrheim abgehalten

Von Sonja Siegmund, Weichs

"Bis auf Weiteres gesperrt" steht seit Kurzem auf dem roten Plakatanschlag an der Tür der Pfarrkirche St. Martin. Gottesdienste und andere kirchliche Veranstaltungen würden im Pfarrheim abgehalten, heißt es weiter. Bereits im Januar dieses Jahres waren am Chorbogen zwischen Altarraum und Kirchenschiff Querrisse festgestellt worden. Deshalb hat die Kirchenverwaltung über dem Chorbogen ein Gerüst für die Untersuchung des Schadens mit Schutzhülle für die beiden Seitenaltäre aufstellen lassen, das noch immer steht.

Auf Nachfrage bei Josef Heilander, Mesner von Sankt Martin, ist zu erfahren, dass die Pfarrkirche aus Sicherheitsgründen auf unbegrenzte Zeit gesperrt sei. Seitdem die Querrisse festgestellt wurden, seien einige Untersuchungen der Bauaufsicht des Ordinariats München-Freising vorgenommen worden. Nach den Erkenntnissen der Fachleute habe bislang für die Kirchenbesucher keine Gefahr bestanden. Bei einem neuen Ortstermin mit Experten der Baubehörde sei nunmehr empfohlen worden, die Pfarrkirche aus Sicherheitsgründen bis zur Schlussuntersuchung zu sperren. Josef Heilander rechnet bis frühestens Ende Oktober 2019 mit einer abschließenden Analyse der Restauratoren. Die letzte Renovierung der Weichser Pfarrkirche war zwischen 1971 und 1973 durchgeführt worden.

Die Pfarrei Weichs wurde vermutlich 760 mit einer Kirche aus Holz gegründet und erstmals 1266 urkundlich erwähnt. Somit zählt sie zu den ältesten Pfarrsitzen im Landkreis Dachau. Um 1300 entstand in der Ansiedlung an der Glonn die erste Steinkirche im gotischen Stil. Der heutige Kirchenbau enthält im Chor und Untergeschoss des Turms noch gotische Bauteile. Das Langhaus stammt aus barocker Zeit um 1720 und wurde 1874 verlängert. Die Innenausstattung der Kirche überrascht mit feinen Stuckarbeiten nach Wessobrunner Manier, die von dem Dachauer Stuckateur Benedikt Heiß 1720 ausgeführt wurden. Dieser Stuckdekor umrahmt mit Fruchtgirlanden, Blüten- und Akanthusranken die Fresken an den Decken des Altarraums und Kirchenschiffs. Viele der Darstellungen zeigen Szenen aus dem Leben des Heiligen Martin, der seinen Mantel teilt und einem Bettler schenkt. Auch der Hochaltar ist dem Kirchenpatron St. Martin geweiht, die Seitenaltäre dem Heiligen Johannes dem Täufer und dem Heiligen Sebastian.

Die Pfarrei Weichs wurde im März 2013 mit den benachbarten Pfarreien Vierkirchen und Petershausen zusammengeschlossen. In diesem Pfarrverband mit 18 Kirchen und Kapellen werden gut 8000 Katholiken betreut. In welcher dieser Kirchen in nächster Zeit die Gottesdienste für die Weichser gefeiert wird, soll demnächst in einer Sitzung des Pfarrverbands festgelegt werden. Mesner Heilander zufolge wurden bereits Trauergottesdienste kurzfristig in das Weichser Pfarrheim verlegt, eine Hochzeit konnte in der Pfarrkirche Vierkirchen gefeiert werden.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.4637465
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 12.10.2019
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.