Kernzeit verlängert:Besseres Hortkonzept hilft Eltern und Kindern

Kreisschwimmfest

Für einen Schwimmkurs oder andere Aktivitäten bleibt im Hort keine Zeit. Das soll sich im Herbst ändern.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

In Bergkirchen werden die Betreuungszeiten verlängert. So ist es für alle weniger hektisch

Von Petra Schafflik, Bergkirchen

Nach der Schule schnell rüber zum Hort, dort Mittag essen, dann zügig zu den Hausaufgaben, bevor schon Mama vor der Tür steht. Ein straffer Zeitplan, wie ihn viele der 100 Mädchen und Buben im Eulen-Hort in Bergkirchen derzeit absolvieren. "Ein Gefühl wie am Bahnhof", sagt Iris Hille-Lücke, die als Gesamtleitung der gemeindlichen Kinderbetreuung kürzlich einen Tag in der Einrichtung hospitiert hat.

Doch dieser hektische Alltag soll der Vergangenheit angehören. Schon von September an, das hat der Gemeinderat auf Vorschlag von Iris Hille-Lücke und dem Hort-Team mit Leiterin Christine Doll jetzt beschlossen, werden die Kinder mehr Zeit im Hort verbringen. Denn die verbindliche Kernzeit wird von bisher 15 Uhr auf künftig 15.30 Uhr verlängert, dazu wird ein pädagogischer Tag bis 17 Uhr eingeführt. Ziel ist, dass alle Mädchen und Jungen genügend Zeit haben, um im Hort auch zur Ruhe zu kommen, sich auf eine Aufgabe zu konzentrieren, noch eine Runde mit den Freunden zu spielen oder an einem kreativen Projekt teilzunehmen. Wichtig sei, "die Dinge durch die Brille der Kinder zu sehen", erklärt Hille-Lücke.

Als das Hortkonzept kürzlich überarbeitet werden sollte, fiel auf: Einmal entwickelte Angebote wie den beliebten Schwimmkurs oder Workshops gab es im Hortalltag gar nicht mehr. Dafür fehle schlicht die Zeit, weil die Kinder so früh abgeholt würden, erklärt Hille-Lücke. Um 16 Uhr sei von 100 angemeldeten Kindern oft keine Handvoll mehr da. Die große Mehrzahl der Kinder werde zum Ende der verbindlichen Kernzeit um 15 Uhr abgeholt. Mehr als ein schnelles Mittagessen und Hausaufgaben seien für die Mädchen und Buben nicht zu schaffen. Bildung und Erziehung aber, wie sie der Hort nach gesetzlichen Vorgaben leisten soll, sei ohne gemeinsame pädagogische Freizeit gar nicht zu vermitteln, erklärt die erfahrene Pädagogin Hille-Lücke, selbst lange Jahre Leiterin im Kinderhaus Regenbogen.

Genau an diesem Manko setzt nun das neue Konzept an, das mehr Zeit und damit mehr Qualität bieten soll. Denn Bergkirchen biete viele Möglichkeiten, etwa für einen Skikurs am Monte Kienader, für kleine Exkursionen in Wald und Wiese. Zeit brauche es auch für Workshops, freies Spiel und damit Kinder miteinander Freundschaften aufbauen könnten. "Momentan können sie nicht einmal nach den Hausaufgaben rüber zur Rutsche am Rathaus, weil alle wieder da sein müssen zur Abholzeit."

Deshalb sollen Familien vom Herbst an statt zwei nun mindestens vier Tage buchen, die verbindliche Kernzeit verlängert sich auf 15.30 Uhr. Alles nicht, um Eltern aus ihrer Verantwortung zu nehmen - eher im Gegenteil. "Mütter zerreißen sich oft, um ihr Kind früh abzuholen", berichtet Hille-Lücke. Weil sie sich aus schlechtem Gewissen schlicht nicht trauen, so hätten es Gespräche ergeben, ihr Kind länger als nötig in der Betreuung zu lassen.

Doch damit sich die Schüler nachmittags im Hort wohlfühlen, brauche es Gemeinschaft und Beziehung. In Bergkirchen will der Hort deshalb stärker als bisher Kindern das Recht verschaffen, sich ihre Nachmittage nach eigenen Interessen zu gestalten, Neues auszuprobieren ohne Leistungsdruck und Freundschaften zu schließen. Die Ideen des engagierten Teams sind vielfältig, reichen von Zusatzangeboten wie Tanz über Töpfern bis Meditation. Schon jetzt legen aber die Mädchen und Buben selbst in Kinder-Konferenzen Themen und Projekte fest. Die sich künftig dann auch eher realisieren lassen, weil mehr Kinder länger da sind.

Bei den Eltern ist das neue Konzept auf Zustimmung gestoßen, berichtet Hille-Lücke. Wenige Familien, die nur eine kurze Betreuung an einzelnen Wochentagen benötigen, werden zur Mittagsbetreuung wechseln. Doch für Väter und Mütter, die eine stabile Hausaufgabenbetreuung, die Pflege von Freundschaften und Freizeitaktivitäten für ihren Nachwuchs in der Arbeitswoche nicht leisten können, bleibe der Hort das richtige Angebot. Das soll den Eltern helfen und sei "im Sinne der Kinder."

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