Keine alltägliche Lösung:Kommunalpolitiker kippen Kuss-Kreisel

Die Gemeinderäte in Petershausen wollen für den Pausenhof des künftigen Schulhauses viel Geld ausgeben. Dafür sparen sie an anderer Stelle: Sie entscheiden gegen eine Bringzone, wo Eltern ihre Kinder absetzen können

Von Petra Schafflik, Petershausen

Vor dem Schulhaus in Petershausen wird seit Monaten gebaggert, die Bauarbeiten für die Erweiterung kommen voran. Die Gemeinde plant für die Grundschule einen dreigeschossigen Anbautrakt, der an das bestehende Gebäude angedockt wird und mehr Platz schaffen wird für neue Ganztagsklassen, eine Mensa und die Mittagsbetreuung. Doch nicht nur das: Teil des Konzepts ist auch ein neu gestalteter Pausenhof.

Die Freifläche liegt bisher zwei Meter über Straßenniveau als gepflasterter Innenhof zwischen Rathaus und Schule. Künftig wird das Areal gleichmäßig schräg zur Straße hinunter abfallen - diese Planung vom Dachauer Büro Luska hat der Gemeinderat längst genehmigt. Ein mäandernder Weg, Bäume, kleine Rasenflächen und Sitzstufen für ein "grünes Klassenzimmer" sollen auf dieser schiefen Ebene vielfältige Spielmöglichkeiten für die Schulkinder eröffnen. An diesem Konzept wurde in der jüngsten Sitzung des Bauausschusses nicht mehr gerüttelt. Einzig die bisher geplante "Kiss-and-Ride-Zone" an der Turnhalle, wo Eltern ihre Kinder sicher aus dem Auto aussteigen lassen sollten, hält eine Mehrheit für unnötig. Diese Eltern-Zufahrt wird nun nicht kommen.

Schon jetzt steuern Väter und Mütter, die ihr Kind mit dem Auto bringen, von der Münchner Straße her den Parkplatz an der Turnhalle an, um dort Mädchen und Buben sicher aussteigen zu lassen. Weil die Fahrzeuge dann rückwärts ausrangieren, werden zu Fuß ankommende Schüler gefährdet. Planer Michael Luska hat deshalb dort einen kleinen Kreisverkehr geplant, wo Kinder aussteigen und die Eltern mit ihren Autos anschließend weiter vorwärts aus der Stichstraße ausfahren könnten. Doch mit dieser Gestaltung "kommen noch mehr Eltern auf die Idee, ihr Kind mit dem Auto zu bringen", schimpfte Gerhard Weber (CSU). Das Angebot sei unnötig, weil auf der anderen Schulseite an der Bürgermeister-Rädler-Straße Fahrzeuge gefahrlos halten und die Eltern ihre Kinder absetzen könnten.

Planer Luska entgegnete, die Parkfläche an der Turnhalle werde nun mal genutzt "und das Schlimmste ist das Rückwärtsfahren, da sehen sie die Kinder nicht". Mit der geplanten Bringzone würden alle Fahrzeuge vorwärts unterwegs sein, die Gefahr reduziert. "Die Eltern haben da nicht reinzufahren", meinte Weber. Am Ende votierte eine Mehrheit dafür, den geplanten Kreisel zu streichen und so 70 000 Euro Baukosten zu sparen.

Der neue Pausenhof wird voraussichtlich 1,2 Millionen Euro kosten. Vor diesem Hintergrund waren die Kommunalpolitiker einverstanden, entgegen einer ursprünglichen Idee nun keinen Weichboden auf der Freifläche zu verlegen, sondern wieder einen Pflasterbelag. Eine Entscheidung, die 20 000 Euro spart. Dafür wird der Stellplatz der Mülltonnen mit Holzlamellen verkleidet, um den optischen Eindruck des nagelneuen Platzes nicht mit unschönen Betonhäuschen zu verschandeln.

Angesichts von geplanten 14 Abfalltonnen diverse Müllsorten plus zwei Großraum-Papierbehältern forderte Wolfgang Stadler (SPD), die Schule solle ein "progressives Abfallkonzept zur Müllvermeidung" entwickeln. Diskutiert wurde über die geplanten Sitzstufen, die sich zu einem kleinen Atrium gruppieren wie auch die niedrigen Balancierbalken, die entlang der den Hof hinauf mäandernden Wege geplant sind. "Für mich sind das Gefahrenquellen", sagte Weber. "Dort sind schließlich auch Sechsjährige unterwegs, das sind kleine Kinder." Die für die Sicherheit zuständige Gemeindeunfallversicherung habe keine Bedenken, erklärte Bürgermeister Marcel Fath (FW). Zumal die Balancierstangen als Wegbegrenzung verhindern sollen, dass Kinder mit Rad oder Roller den Pausenhof zur Straße steil hinunterrasen. Planer Luska sagte: "Eine gute Lösung, auch wenn sie nicht alltäglich ist."

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