Kein Licht im Jugendtreff:Notizen eines Gassigehers

Jugendzentrum

Der Altomünsterer Jugendarbeiter Marlon Köhler, hier bei der Einweihung des neuen Jugendtreffs im März 2018, ist beliebt und anerkannt.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Die Kritik Josef Haltmayrs am Altomünsterer Jugendarbeiter irritiert die Gemeinderäte

Von Horst Kramer, Altomünster

Marlon Köhler ist ein Mann der klaren Worte. Der 46-Jährige ist seit 15 Jahren als Jugendarbeiter in der Gemeinde Altomünster aktiv. Wenn es um die Interessen seiner Schützlinge geht, wird er stets deutlich, ob in Ämtern oder im Gemeinderat. Nun trat Marlon Köhler in der Gemeinderatssitzung im Rathaussaal in eigener Sache auf. Und sprach, wie gewohnt, deutlich. Der Anlass: Beim Treffen des Gremiums im April hatte der fraktionslose Gemeinderat Josef Haltmayr, der bis März der SPD angehörte, sich an die Gemeinderäte gewandt: Er wollte wissen, ob es im Jugendzentrum am Bahnhof Probleme gebe, denn den gesamten Winter über habe er in dem Haus kein Licht an den Abenden gesehen.

Die Frage machte im Ort rasch die Runde und hatte Folgen - nicht zuletzt, weil weder Bürgermeister Anton Kerle (CSU) noch einer seiner Mitarbeiter dazu Stellung bezogen hatte. Köhler sagte nun offensichtlich verärgert: "Ich bin seitdem mehrfach von Eltern angesprochen worden, was denn mit dem Jugendzentrum los sei." Dass zuweilen kein Licht von Außen zu sehen ist, hält er für möglich. Doch in den Kernzeiten - dienstags und freitags zwischen 14.30 und 18.30 Uhr - sei das Haus immer geöffnet. In der Regel sei er selber vor Ort, sagte Köhler, manchmal einer seiner freiwilligen Helfer.

Denn der Jugendarbeiter hat ein Problem: Sein Wochenstundenkontingent beläuft sich auf 30 Stunden - nicht viel Zeit, wenn man für 850 Jugendliche und Kinder zuständig ist. Köhler kümmert sich nicht nur um den Jugendtreff, sondern geht auch zu den "Hotspots" in der Gemeinde; zudem erstellt und betreut er die umfangreichen Sommer- und Herbstferienprogramme. Köhler hat die inklusiven Sommercamps mit dem Franziskuswerk in Schönbrunn auf den Weg gebracht. Das bezeichnete er als "unser Alleinstellungsmerkmal". Weiter hat er den Umzug des Jugendzentrums von der Schultreppe 4 in das Bahnhofsgebäude mit organisiert. "Und wir sind eines der wenigen Jugendzentren, das den ganzen Sommer über geöffnet ist", betonte er. Köhlers indirekte Botschaft lautete: Im Grunde reichen meine Wochenstunden nicht aus.

Josef Haltmayr ließ jedoch nicht locker, er forderte von Köhler: "In den Kernzeiten müssen Sie da sein." Sonst könne das Zentrum seinen Zweck als Anlaufstelle nicht erfüllen. Haltmayr griff den Jugendarbeiter an: "Ich gehe jeden Abend mit meinem Hund spazieren und komme dabei regelmäßig am Juz vorbei." Von November bis Februar habe er dort kein einziges Mal Licht brennen gesehen. Er könne seine Beobachtungen belegen, so Haltmayr, denn er habe alles schriftlich dokumentiert.

Bei Haltmayrs Erklärung wurde es auf den Besucherplätzen unruhig, ungefähr zwanzig junge Menschen verfolgten den Disput. Eine junge Frau wollte sich zu Wort melden, wurde aber von Bürgermeister Anton Kerle (CSU) unterbrochen: "Zuschauer haben kein Rederecht." Kerle versprach, der Angelegenheit nachzugehen und die Arbeitsaufzeichnungen von Köhler zu prüfen. Er lud den Gemeinderat Haltmayr ein, daran teilzunehmen. Dem kommunalen Jugendarbeiter sprach der Bürgermeister ausdrücklich das Vertrauen aus. "Wir arbeiten seit Jahren mit Ihnen zusammen, wir wissen, was wir an Ihnen haben." Die Gemeinde Altomünster sei dankbar, dass Köhler ihr in allen Fragen der Jugend mit "professionelle Hilfe" beistehe. Kerles Statement wurde vom Publikum und den anderen Räten mit lautem Beifall quittiert.

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