Karlsfelder Siedlerfest:In Dirndl und Badehose

Beim Festumzug zum 63. Karlsfelder Siedlerfest präsentieren sich die Gemeinde und ihre Vereine selbstbewusst in ihrer ganzen kulturellen Vielfalt. Auch gegen die tropische Hitze zeigen sich die Feierlustigen gut gewappnet

Von Petra Neumaier, Karlsfeld

Samstag, 14.33 Uhr: Karlsfelds Bürgermeister Stefan Kolbe (CSU) steigt auf die Bühne, bläst kurz durch den goldfarbenen Zapfhahn, bindet sich die grüne Schürze um und lächelt in die Kameras, die sich vor ihm postiert haben. Ein kräftiger Schlag, ein kleiner hinterher ("nur ein Sicherheitsschlag", wie er gleich danach stolz durch das Mikrofon verkündet) und schon ist das 63. Karlsfelder Siedlerfest "ozapft", das trotz tropisch heißer Luft beim Festumzug und Saunatemperaturen im Zelt sehr gut besucht ist.

Die Verkehrslage zuvor um die Festzugstrecke herum ist allerdings leicht unübersichtlich. Wer zum Fest will, kommt ja sowieso auf vier Rädern noch nicht einmal in seine Nähe. Wer aber daran vorbei will, muss lange in der Schlange stehen. Ungeduldiges Hupen, ein am Kreisel stecken gebliebener Bus, der sich nur durch mühsames Vor- und Zurücktasten aus der misslichen Lage befreien kann: Die Polizisten, die mit wedelnden Armen versuchen, die Knoten zu entwirren, kommen ganz schön ins Schwitzen. Einige Autofahrer lassen schließlich ihre Fahrzeuge stehen, gesellen sich zu den in mehreren Reihen wartenden Zuschauern und erfreuen sich an dem bunten Festzug, der von Böllerschützen am Sportplatz gestartet wird.

Große Komplimente raunen durch die Luft für die vielen Vereine, die ihre Festkutschen so hübsch und fantasievoll geschmückt haben. Großzügig lassen sie bunte Bonbons und Gummibärchen auf die Zuschauer regnen, rasch füllen die Kinder ihre Taschen und Körbe. Zuweilen gibt es sogar Becher mit Rotwein vom Wagen - für alle ist was da. Begleitet werden die Gruppen von sechs großen Kapellen, Männern und Frauen in schönen Trachten und vor allem von vielen, vielen Sportlern: Einmal mehr wird bei dem Umzug deutlich, wie bunt und vielfältig die Angebote der Gemeinde sind - und wie engagiert die Vereinsmitglieder sind: Trotz der wirklich hohen Temperaturen wird getanzt, gehüpft, mit Bällen gespielt und sowieso nach allen Seiten gewinkt. Zur Abkühlung wird auch mal die Wasserpistole benutzt. Aber nur auf ausdrücklichen Wunsch. Einen letzten Auftritt haben in dem Festzug die kleinen und großen Faschingsprinzen - selbstverständlich machen sie auch gleich Werbung für die kommende Saison. Ebenso wie andere Vereine, die Info-Blätter verteilen. Keine Zettel brauchen die Burschen: Sie werben mit braun gebrannten, gestählten Männerbrüsten und strammen Wadln auf ihrem hohen Festwagen für sich.

Nur einmal kommt der lange Zug ins Stocken, nicht rechtzeitig war wohl die Gartenstraße vom öffentlichen Verkehr freigehalten worden. Dann knattern zum Schluss etwa 15 alte Traktoren des Wegs, gefolgt vom röhrenden Kehrwagen.

Jetzt schnell zum Festplatz: Hier trifft gerade die Spitze des langen Zuges ein und trennt sich Fuß- vom Wagenvolk. Erstgenanntes darf sich über die gleißend weißen Sandwege zwischen den bunten Buden schlängeln, letztgenanntes muss abbiegen. Bis alle Teilnehmer am Zelt sind, verkürzen die Kapellen mit Standkonzerten und die Trachtengruppen mit ein paar Tänzchen die Wartezeit. Es ist ein fröhliches Miteinander und Durcheinander, zu dem sich auch Badegäste - zum Teil nur leicht bekleidet - gesellen und sich Sätze wie bunte Wasserbälle zuwerfen. "Bleibt ihr noch da"? "Ja, aber nicht so lange. Montag müssen wir wieder zu Hause sein."

Vor lauter Umtriebigkeit wäre da beinah das Bierfass auf der Bühne vergessen worden. Erst eine gute Viertelstunde vorm Anzapfen hievt es der Mitarbeiter der Brauerei auf den Tisch - die Aussicht beim Anzapfen auf eine Dusche ist nicht von der Hand zu weisen, aber der Bürgermeister hat den Hammer souverän in der Hand. Es kommt zwar viel Schaum aus dem Fass, zum Anstoßen auf den gelungenen Auftakt mit Landrat Stefan Löwl und dem Landtagsabgeordneten Bernhard Seidenath (CSU) reicht es aber allemal.

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