Karlsfelder See:Zwei Hunde sollen Rettungsschwimmer werden

Wasserwacht Rettungshunde

Vier Lebensretter, zwölf Beine: Barbara Seitz mit Fuchur (Golden Retriever) und Tobias Fritsch mit Django (Schweizer Schäferhund).

(Foto: N.P.JØRGENSEN)

Django und Fuchur sollen der Wasserwacht am Karlsfelder See künftig dabei helfen, Menschen vor dem Ertrinken zu bewahren. Für die entsprechende Ausbildung müssen sie hart trainieren.

Von Viktoria Hausmann, Karlsfeld

Die Wasserwacht Karlsfeld bekommt tierische Verstärkung. Die Hunde Django und Fuchur sollen den Rettungsschwimmern in Zukunft bei der Bergung Ertrinkender helfen. Mit maßgeschneidertem Geschirr und eigens in Italien produzierten Hunde-Schwimmwesten sind der Schweizer Schäferhund Django und der Golden Retriever Fuchur stark genug, einen Rettungsschwimmer und eine zu bergende Person an Land zu ziehen. Sie sind die ersten dafür ausgebildeten Wasserrettungshunde im Landkreis Dachau und stehen kurz vor ihrer Abschlussprüfung.

Ein Sonntagvormittag. Der Karlsfelder See liegt ruhig darnieder. Kaum Wind. Minimaler Wellengang. Nur vereinzelt schwimmen Leute im Wasser. Ideale Trainingsbedingungen für die Hunde der Wasserwacht. Django kann es kaum erwarten, in den See zu hechten. Sein Herrchen und Rettungsschwimmer Tobias Fritsch hält ihn noch kurz zurück. Auf sein Kommando springen Hund und Herr gemeinsam und in voller Montur vom Steg und schwimmen ein kleines Stück hin und her. Djangos weißes Fell glänzt unter der neongelben Hundeschwimmweste hervor.

Wasserwacht Rettungshunde

Training: Während sich die Rettungsschwimmerin auf die Fixierung des Patienten konzentriert, schleppt der Hund beide ab.

(Foto: N.P.JØRGENSEN)

Fuchur, der Hund von Rettungsschwimmerin Barbara Seitz, beobachtet Django skeptisch vom Ufer. Der Golden Retriever sträubt sich, ins Wasser zu springen. Seitz wirft einen kleinen Quietscheleuchtturm hinein. Fuchur mault. Der Leuchtturm dümpelt genau an der Stelle, an der Fuchur nicht mehr stehen kann. Erst als Django darauf zu schwimmt, stürzt sich auch Fuchur ins kühle Nass: "Fuchur ist schon manchmal ein kleiner Angsthase. Die ersten drei Monaten wollte er gar nicht ins Wasser," erzählt Barbara Seitz. Erst als sie mit ihm in einem besonders flachen Gewässer übte, merkte ihr Goldie, dass es gar nicht schlimm ist, kurzzeitig keinen Kontakt zum Boden zu haben. Seitdem trainiert er freiwillig ein bis dreimal pro Woche mit seinem Frauchen im See.

Dabei ziehen Fuchur und Django die Rettungsschwimmer abwechselnd zu einer zu rettenden Person im Wasser - im Training ist das meist der jeweils andere Rettungsschwimmer - und helfen ihnen dabei, mit der Person im Griff zurück an Land zu schwimmen: "Das Sinn dabei ist, dass man selbst nicht so aus der Puste ist, wenn man beim Ertrinkenden ankommt. Wir müssen da oft wirklich Gas geben und ihn dann sicher festhalten, wobei die Leute häufig panisch rumzappeln," erklärt Fritsch. In einem solchen Fall haben die Retter nur wenige Minuten Zeit. Besonders Kinder ertrinken schnell und vor allem leise: "Kinder recken meist noch kurz den Kopf nach oben um Luft zu holen und sind dann verschwunden. Wir müssen wirklich schnell sein, um sie zu retten," sagt Fritsch.

Viele Menschen würden die einfachsten Baderegeln missachten oder die Gefahren im Wasser unterschätzen, erklärt Seitz: "Mit vollem Magen oder unter Alkoholeinfluss sollte man nicht baden gehen." Manche Badegäste können gar nicht schwimmen, sehen aber, wie andere scheinbar mühelos im See planschen, gehen dann ins Wasser und verlieren irgendwann den Boden unter den Füßen. Manche Vorfälle werden auch erst stark zeitverzögert bei der Wasserwacht gemeldet. So wie ein Badeunfall in der vergangenen Woche, bei dem ein 50-jähriger Mann im Karlsfelder See ertrank und erst nach einer aufwendigen Suchaktion mit Hubschraubereinsatz und mehreren Tauchgängen, an der auch Tobias Fritsch beteiligt war, am Folgetag tot geborgen werden konnte.

Die Hunde müssen jederzeit ruhig bleiben

Damit den Hunden im Einsatz nichts passiert, tragen sie spezielle Rettungshundeschwimmwesten mit mehreren Haltegriffen und Taschen. So können sie auch zwei oder drei Menschen ziehen, ohne unterzugehen: "Ertrinkende sollen sich aber nicht an den Hund hängen, sondern wir lassen uns von ihm ziehen und halten die zu rettende Person, so können wir sie sicher aus dem Wasser holen," erklärt Fritsch. Die Tiere können im Notfall gemeinsam mit den Rettern sogar von einem Hubschrauber abgeseilt werden. Alle Abläufe werden regelmäßig geübt. Django und Fuchur müssen diese ganz genau kennen.

Die beiden Vierbeiner haben auch gelernt, in besonderen Stresssituationen, zum Beispiel im Fall einer Reanimation, ruhig in der Nähe ihres Herrchens oder Frauchens zu liegen, um auf keinen Fall im Weg zu sein. Daher ist absoluter Gehorsam in jeder Situation wichtig. Die beiden Rüden werden seit eineinhalb Jahren zu Wasserrettungshunden ausgebildet. Die Idee dazu kam Tobias Fritsch, als er zufällig eine Fernseh-Dokumentation über italienische Wasserrettungshunde sah. Er erzählte seiner Kollegin Barbara Seitz davon. Beide hielten es für eine tolle Möglichkeit, ihre Hunde auch bei Einsätzen dabei zu haben und sie körperlich und geistig richtig auszulasten.

Nach der letzten nötigen Abschlussprüfung in diesem Herbst sollen Django und Fuchur bei Einsätzen mit Seitz und Fritsch ertrinkende Personen retten. Die Vorprüfung haben beide schon bestanden. "Der schwierigste Teil war eigentlich für uns zu lernen, wie wir unsere Hunde trainieren müssen. Die beiden lernen das eher spielerisch durch Übungen und Training", erzählt Fritsch. Hunde kennen übrigens keine Prüfungsangst. Sie wissen nicht, ob gerade eine Prüfung oder ein Training stattfindet. Ob sie bestehen, hängt deshalb maßgeblich von der Nervosität ihrer Besitzer ab: "Die Hunde merken, wenn wir nervös sind, und das schlägt manchmal auf sie über," erklärt Barbara Seitz: "Deshalb sagt man, dass der Fehler immer beim Hundehalter liegt und nicht beim Hund."

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