Umgeworfene Dixi-Klos:"Der Vandalismus am Karlsfelder See nimmt immer mehr zu"

Reportage See

Großer Spaß für die einen - riesen Ärgernis für die anderen: Jede Woche werden die Toilettenhäuschen am Karlsfelder See umgeschmissen.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Unbekannte werfen nachts immer wieder die Dixi-Klos am Karlsfelder See um, sehr zum Ärger der Badegäste. Der Sicherheitsdienst ist bisher machtlos.

Von Christiane Bracht, Karlsfeld

Der Badespaß am Karlsfelder See ist manchmal sehr getrübt. Wummernde Lautsprecherboxen, Gänsekot und Rauchschwaden vom Grill in der Nähe sind für Erholungssuchende nicht immer leicht zu ertragen. Noch schlimmer ist jedoch der äußerst unangenehme Geruch, der aus umgeschmissenen Toilettenhäuschen dringt. "Oft stinkt es furchtbar", schreibt eine Facebooknutzerin in einer lokalen Gruppe. Es scheint ein besonderer Sport zu sein, den sich vermutlich ein paar Jugendliche ausgedacht haben: Nachts kommen sie an den See und schmeißen die mobilen Häuschen um, die der Landkreis für die Badegäste hat aufstellen lassen. "Der Vandalismus nimmt immer mehr zu", beklagt Landrat Stefan Löwl (CSU). "Das ist sehr schade. Denn andere müssen darunter leiden." Eine junge Mutter etwa, die an diesem Wochenende keine Toilette für ihr Kind mehr fand und deshalb nach kurzer Zeit wieder nach Hause fahren musste.

Die fünf WC-Anlagen, die um den See verteilt sind, mussten gesperrt werden. "Die Umpumpanlage funktioniert nicht mehr", erklärt Silke Lein, Sprecherin des Landratsamts. Nach 40 Jahren hat der Druck der Anlage nachgelassen. Die Folge: Die Toiletten verstopfen ständig. Im Herbst sollen sie saniert werden. Darum wird sich der Erholungsflächenverein kümmern, der den Karlsfelder See seinerzeit zu dem gemacht hat, was er jetzt ist: ein beliebtes Bade- und Spaziergehparadies.

Seit Frühjahr ist das für viele Badegäste ein riesen Ärgernis

Voraussichtlich ist dies der letzte Akt einer umfangreichen Sanierung des Geländes. Wege, Grillstellen, und der Uferbereich direkt am Wasser sind in den vergangenen Jahren bereits erneuert worden. Auch Schilder und Bänke wurden ausgewechselt. Als Ersatz für die kaputten WCs hat das Landratsamt vorübergehend mobile Toilettenhäuschen geordert. Schließlich will man verhindern, dass die Leute hinterm Busch verschwinden.

"Wieder liegen sämtliche Dixi-Toiletten auf der Seegartenseite flach am Boden. Lustig, lustig!", klagt ein Facebooknutzer mit wütenden und traurigen Emojis und tritt damit einen Chat los. Seit Frühjahr ist das für viele Badegäste ein riesen Ärgernis. Jede Woche würden die Häuschen reihenweise umgeworfen, bestätigt Lein. Zweimal in der Woche komme die Firma, die sie aufgestellt hat, säubere sie und richte sie wieder auf. "Einmal schwamm am Morgen sogar eins im See", berichtet Landrat Löwl. "Zum Glück sind sie dicht."

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Beschmierte WC-Anlagen - Mit einem Sicherheitsdienst versucht das Landratsamt dem Vandalismus Einhalt zu gebieten.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Ein 62-jähriger Karlsfelder hat auf Facebook Tipps gegeben, wie man das Umschmeißen verhindern kann: Verbindet man immer vier Häuschen mit Brettern oder Eisenstangen, sollte das Problem schnell gelöst sein, meint er. Der Mann hat sogar eine ausführliche Anleitung ins Netz gestellt.

Obwohl in diesem Jahr viel mehr Sicherheitsleute am See patrouillieren und bei Verstößen gegen die Satzung einschreiten, hat man die Toiletten-Umschmeißer noch nicht erwischt. Aber die Securitys haben aus anderen Gründen schon viele Bußgelder verhängt. Bis zum Juni wurden mindestens 80 Auto- oder Motorradfahrer dabei ertappt, wie sie mit ihrem Vehikel bis zum Ufer fuhren oder auf einem Rettungsweg parkten. 45 Hundebesitzer bekamen einen Bußgeldbescheid, weil ihr Tier keine Leine umhatte und 16 Personen grillten in einem Bereich, in dem es verboten ist. Einer entfachte ein offenes Feuer. Jeder von ihnen musste laut Lein etwa 100 Euro zahlen. Im vergangenen Jahr kamen die Leute noch mit einfachen Ermahnungen davon. Doch das hatte offenbar keine Wirkung. Die Kreisbehörde entschloss sich dazu, heuer erstmals "konsequent durchzugreifen".

"Sachbeschädigung am Karlsfelder See ist ein Riesenthema", sagt Löwl

Randalierer müssen übrigens, wenn sie erwischt werden, mit einer Strafanzeige wegen Sachbeschädigung rechnen. "Sachbeschädigung am Karlsfelder See ist ein Riesenthema", sagt Löwl. Bänke werden beschädigt, Rettungszeichen beschmiert, Schilder aus der Verankerung gerissen und auf den Boden geschmissen oder verbogen und mit Metallstangen geschlagen. Dabei handelt es sich nicht nur um Hinweisschilder, sondern auch um die Gedichte von Flüchtlingen und Studenten auf dem Weltfriedenspfad. "Es ist traurig", sagt der Landrat.

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Verbogene Schilder - Randalierer treiben seit einiger Zeit ihr Unwesen am Karlsfelder See.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Der jungen Mutter, die sich beschwert, dass sie drei Euro für den Parkplatz bezahlen musste und nach kurzer Zeit wieder nach Hause fahren musste, weil sie keine Toilette fand, sagt Löwl: "Der Karlsfelder See ist kein Freibad." Die Parkgebühr habe nichts mit der Nutzbarkeit zu tun, auch wenn der Zusammenhang ärgerlich sei. Es könne schon mal sein, dass man 800 Meter weit laufen muss. "Es ist ein Naturgebiet und das soll es bleiben." Auch wenn Verschmutzungen und Sachbeschädigungen zunehmen, solle das Gelände am See keinesfalls eingezäunt werden.

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