Toiletten am Karlsfelder See:Landkreis spart an der Hygiene

Toiletten am See

Die Toiletten am Karlsfelder See werden täglich gereinigt.

(Foto: N.P. Jørgensen)

In den Toiletten am Karlsfelder See werden keine Seife und kein Desinfektionsmittel mehr bereitgestellt - während die Zahl der Corona-Infektionen steigt.

Von Christiane Bracht, Karlsfeld/Dachau

Der Badespaß am Karlsfelder See ist dieser Tage getrübt. Zumindest bei denjenigen, die die Toilette benutzen müssen. Seife oder auch nur ein Desinfektionsmittel gibt es nicht. Toilettenpapier auch nicht immer. In Zeiten von Corona wirft das Fragen auf. Einige haben sich deshalb auch schon beim Landratsamt, das für die Ordnung am See zuständig ist, beschwert. Doch von dort heißt es nur: Die Leute sollten "selbst Hygienemittel mitbringen". Und das in einer Zeit, in der vor allem die staatlichen Behörden überall auf Hygiene drängen, Konzepte und Vorsorge verlangen, um nicht wieder in die Gefahr eines Lockdown zu kommen. Geschäfte sollen getrennte Ein- und Ausgänge nachweisen, Räume müssen gut durchlüftet werden, an vielen Orten werden Trennwände und bauliche Veränderungen verlangt - nur am Karlsfelder See scheint man lockerer mit den Vorsichtsmaßnahmen umzugehen.

Gleichzeitig steigen die Zahlen der Coronainfektionen im Landkreis Dachau kontinuierlich an: Anfang vergangener Woche gab es noch 37 Erkrankte, an diesem Montag sind es bereits 51. Außerdem ist ein weiterer Mensch aus dem Landkreis Dachau verstorben, der sich mit dem Virus angesteckt hatte. Er war das 31. Todesopfer . Inzwischen sind schon 92 Personen in Quarantäne, vor einer Woche waren es 84.

"Es ist ein Dilemma, und es ist nicht optimal"

Noch sind die Infizierten laut Landratsamt fast alles Reiserückkehrer aus Kroatien, Bosnien, Kosovo, Bulgarien und auch Kreta. Am Donnerstag wurden acht Personen positiv getestet, am Freitag sechs, am Samstag sogar zehn. Und am Wochenende waren es erstmals nicht mehr nur Reiserückkehrer, die sich das Virus eingehandelt haben, sondern auch Familienmitglieder. Die nächste Stufe der Infektionen ist also erreicht, so formuliert es jedenfalls Landrat Stefan Löwl (CSU). Er appelliert an die Eigenverantwortung eines jeden.

Doch hinsichtlich der Toiletten am Karlsfelder See verteidigt er seine Behörde: "In den Containern gibt es keine festen Vorrichtungen für Seife und Desinfektionsmittel", erklärt er. Anfangs habe man einige Spender hingestellt, doch diese seien sofort verschwunden. "Der Karlsfelder See ist ein unbewachter öffentlicher Bereich, kein Freibad, da ist manches nicht darstellbar", sagt er. Die Alternative sei, die Container ganz zu schließen. Aber dann machten die Badegäste ihr Geschäft im Gebüsch, und das sei auch wieder nicht erwünscht. "Es ist ein Dilemma, und es ist nicht optimal", gibt der Landrat zu. Man könne höchstens noch prüfen, ob man Personal für die Toiletten engagiere. Doch dann koste die Nutzung 50 Cent. Im Hinblick auf die Sanierung der alten Toilettenhäuschen aus Holz wäre dies sicher eine Überlegung wert, sagt er. Denn jedes Jahr wird an den Anlagen etwas kaputt gemacht oder beschmiert. Daran ändert auch der Sicherheitsdienst bisher nicht viel.

Toiletten am See

Seife und Desinfektionsmittel gibt es nicht mehr.

(Foto: N.P. Jørgensen)

Im vergangenen Jahr hatte der Landkreis noch Dixi-Klos aufgestellt als Ersatz für die defekten Toilettenanlagen. Doch Jugendliche warfen sie regelmäßig um, einmal schwamm eines morgens im See. Dieses Jahr hat die Kreisbehörde lieber Container aufgebaut, die am Ende der Saison wieder verschwinden werden. Die Sanierung der alten Holzhäuser mit ihren Sanitäranlagen wird wohl noch ein paar Jahre dauern. Der Grund: Die finanziellen Mittel des Erholungsflächenvereins sind begrenzt. Doch das erste von fünf Häuschen soll heuer noch fertig werden, so der Landrat. Jedes Winterhalbjahr wird dann ein weiteres in Angriff genommen.

Hinsichtlich der Hygiene versichert die Kreisbehörde, dass die Toiletten täglich gereinigt werden, an besonders heißen Tagen, an denen viele Besucher am See sind, auch zwei Mal. Entgegen mancher Beschwerde werde auch Toilettenpapier in den Kabinen aufgefüllt.

Am Karlsfelder See gelten Hygiene- und Abstandsregeln

Auf dem gesamten Gelände des Karlsfelder Sees - dazu gehören auch die Parkplätze - gelten die aktuellen Hygiene- und Abstandsregeln, darauf weist das Landratsamt explizit noch einmal hin. Der Sicherheitsdienst überprüft das, des öfteren übrigens auch die Polizei. Von der Ferne sehe es zwar häufig übervoll aus, erklärt der Landrat. Doch wenn man näher hinkomme, sehe man schon, dass die Grüppchen Abstand hielten - auch im Wasser. Natürlich müsse ab und zu mal eine Ermahnung ausgesprochen werden, aber eklatante Verstöße habe es bisher nicht gegeben, so Löwl.

Nur einmal habe eine große Party am Ufer des Karlsfelder Sees stattgefunden, bei der die Feiernden mit zunehmendem Alkoholpegel recht eng beieinander waren. "Und solche Partys sind gefährlich, egal ob auf Ibiza oder am Karlsfelder See", mahnt der Landrat.

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