Süddeutsche Zeitung

Karlsfelder See:"Das Wasser können Sie sogar trinken"

Hervorragende Wasserqualität: Das Gesundheitsamt prüft alle 19 Badeseen im Landkreis. Jetzt war der Karlsfelder See dran.

Corinna Hillebrand-Brem

Bis zu 50 Milliliter Seewasser schluckt ein erwachsener Schwimmer beim Baden. Bei Kindern handelt es sich sogar um die zehnfache Menge. Wenn das Gewässer durch Bakterien oder Viren verunreinigt ist, droht darum akute Infektionsgefahr. Die Krankheitssymptome reichen von Hautirritationen über Übelkeit und Atemwegsinfektionen bis hin zu lebensbedrohlichen Erkrankungen.

Wenn ein See verschmutzt ist, muss also sofort ein Badeverbot zum Schutz der Gesundheit - und nicht zuletzt auch zum Schutz des Sees - erlassen werden. Deshalb werden die 19 Badeseen im Landkreis in der Badesaison monatlich überprüft.

Diesmal steht der Karlsfelder See auf dem Prüfstand - das einzige EU-Badegewässer im Landkreis. Janine Gräbner vom Gesundheitsamt entnimmt an vier ausgewählten Stellen jeweils 250 Milliliter Seewasser für eine Untersuchung im Labor. Der See wird auf Färbung, Geruch, Sichttiefe oder Algenbefall genau in Augenschein genommen. Außerdem wird der ph-Wert und die Temperatur der Probe protokolliert, um, wenn nötig, zu intervenieren.

Neben der Überprüfung der Wasserqualität muss auch die Infrastruktur der Badestelle gemäß einer EU-Richtlinie laufend gewährleistet werden. Darum werden Toilettenanlagen, Abfalleimer und Grillstellen regelmäßig kontrolliert.

Die mikrobiologische Analyse der Proben obliegt anschließend dem Landesuntersuchungsamt Oberschleißheim, dem die gekühlten Wasserproben übermittelt werden. Dabei wird das Wasser auf so genannte Indikatorkeime, vorwiegend Fäkalkeime, hin untersucht.

Auch auf aktuelle Belange wird reagiert: Im Zuge der Ehec-Erkrankungen sind auch in der Dachauer Seenlandschaft Probemessungen durchgeführt worden - alle jedoch mit unbedenklichem Messergebnis.

Nach der eingehenden Analyse der Wasserproben werden die Datensätze "umgehend veröffentlicht", garantiert Hans Bergemann, Abteilungsleiter des Gesundheitsamts Dachau. Badegäste können sie im Internet regelmäßig einsehen. Wenn die Messwerte die zulässigen Obergrenzen überschreiten, reagieren die Behörden sofort: mit Badeverboten und Ufersperrungen. Das sei auch schon am Karlsfelder See vorgekommen, sagt Blank, allerdings liege das schon zehn Jahre zurück.

"Es ist enorm, was ein See hygienisch verkraften muss", sagt Rainer Blank, Hygienekontrolleur des Gesundheitsamts. Die Verschmutzung rühre vor allem von Entenkot und dem Schmutz her, den die Badegäste selbst ins Wasser tragen, etwa Hautschuppen und Sonnencremeprodukte. Denn "der Badegast ist phänomenal", sagt Blank ironisch. "Er cremt sich ein und lässt den Sonnenschutz 15 Minuten später im Wasser abwaschen".

Diese Belastung schade vor allem dem See selbst, sei in den letzten Jahren aber deutlich zurückgegangen - durch die Reaktion der Industrie. Die Entwicklung wasserfester Sonnencremes und ph-neutraler Seifen habe die Belastung durch den Menschen deutlich reduziert, so Blank. Durch den Schmutz kann sich im See Schlamm bilden, der sich am Boden absetzt. Es kommt zur Schleierbildung an der Oberfläche, der See wird trübe.

Eine Sanierung ist möglich, aber nur durch kostspielige Verfahren. Man muss die Grundwasserquellen wieder künstlich freilegen oder den Schmutz absaugen. Im Landkreis Dachau ist das momentan aber nicht nötig. Alle 19 Gewässer weisen bei der Überprüfung eine konstant gute Wasserqualität auf und werden als hervorragend bis gut eingestuft. Auch die Bilanz des Karlsfelder Sees sei seit Jahren einwandfrei. Blank meint im Überschwang: "Daraus könnten Sie sogar trinken."

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Quelle:
SZ vom 13.07.2011
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