Karlsfelder See: Badeinsel:Gute Idee geht baden

Eine Badeinsel am Karlsfelder See wäre ein echtes Highlight - da sind sich die Gemeinderäte einig. Und dennoch wird es keine geben. Das Risiko ist zu groß.

Gregor Schiegl

Eine Badeinsel im Karlsfelder See, das wäre eine tolle Attraktion für Kinder. Darüber war man sich am Montag im Hauptausschuss einig. Dass der Antrag von SPD-Gemeinderätin Anita Neuhaus dennoch dramatisch Schiffbruch erlitt - nur Eleonore Haberstumpf und Peter Neumann vom Bündnis unterstützten sie - lag an den zahlreichen Widrigkeiten, die geradezu beispielhaft illustrieren, wie schwierig es für Kommunen mittlerweile ist, selbst kleine Projekte umzusetzen.

Karlsfelder See: Badeinsel: Der Karlsfelder See ist vor allem bei Kindern aus der Region um München beliebt.

Der Karlsfelder See ist vor allem bei Kindern aus der Region um München beliebt.

(Foto: Toni Heigl)

"Es reicht heute nicht mehr, einfach ein paar Fässer und Bretter zusammenzunageln", sagt Wolfgang Offenbeck (CSU). Sein Kollege Bernd Wanka: "Früher haben die Eltern gesagt: Hast' halt nicht aufgepasst. Heute suchen sie einen Verantwortlichen."

Die Gemeinde müsse sich absichern. Eleonore Haberstumpf überzeugen die Einwände nicht recht. "Es kann nicht sein, dass man Haftungsgründe vorschiebt", ärgert sie sich. Mit einer Badeinsel wäre der Betrieb am Karlsfelder See in jedem Fall sicherer.

Dann hätten die Kinder auch eine Alternative zu dem Tarzan-Seil, das sie am Nordufer an einen Baum gebunden haben. Von dort schwingen sie sich über den See und springen ins Wasser - knapp neben einem Mäuerchen. "Wenn ich dabei zusehe, wird mir angst und bange."

Und dann sind da noch die Kosten: 10 000 Euro veranschlagt die Gemeinde für eine TÜV-zertifizierte Badeinsel. Dabei grübelt sie, wo sie noch sparen kann, um in Zukunft überhaupt ihre Pflichtaufgaben - von der Kinderbetreuung bis zum Busverkehr - zu erfüllen.

"Aufgrund der derzeitigen Haushaltslage", sagt Bürgermeister Stefan Kolbe (CSU), sehe er keine Chance für das "berechtigte Anliegen". Und die Idee von Bündnis und SPD, Sponsoren zu suchen: leichter gesagt als getan. "Man redet sich ja schon den Mund fransig, wenn es um Tausend Euro für soziale Zwecke geht."

Letzte Priorität

Mit der Anschaffung der Insel wäre es dann auch noch nicht getan. Jemand müsse sie unterhalten. Kolbe: "Das erzeugt Arbeit und überfordert den Bauhof auch irgendwann einmal."

Bernd Wanka sieht "mindestens zwei Fachprüfungen im Jahr" auf die Gemeinde zukommen; das seien die üblichen Auflagen der Versicherungen. "Und da sehe ich Schwierigkeiten." Denn dazu brauche man auch noch Hilfe von Feuerwehr und Wasserwacht.

Hinzu kommt, dass die Kommune mit dem Vorhaben gewissermaßen in fremden Gewässern fischt. Der Karlsfelder See steht unter Oberhoheit des Landkreises in Gestalt des Erholungsflächenvereins. Deren Vertreter haben klar gemacht, dass eine Badeinsel für sie "in der Priorität an letzter Stelle" stehe.

Sie würde den Charakter des Sees von einem Natur- und Landschaftssee zudem zu einer Badeanstalt verändern, heißt es. In Folge dessen müssten strenge Auflagen erfüllt werden, insbesondere was die Badeaufsicht betrifft. Diesen Klotz will sich der Verein wohl nicht ans Bein binden.

Eleonore Haberstumpf wundert sich, warum das alles so kompliziert sein muss: "Ich sehe so viele Badeinseln in Seen." Selbst im Waldschwaigsee gibt es eine, die friedlich auf den Wellen schaukelt. Ordnungsamtsleiter Walter Stadler: "Die ist aber offiziell auch nicht angemeldet."

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