Karlsfelder Bahnhof:Die Crux mit den Parkscheinautomaten

Karlsfelder Bahnhof: Derzeit wirkt es geordnet: Das Parkchaos, das vor der Corona-Krise um den Karlsfelder Bahnhof herum herrschte, ist derzeit selten zu finden und doch wächst der Parkdruck in dem Bereich stetig.

Derzeit wirkt es geordnet: Das Parkchaos, das vor der Corona-Krise um den Karlsfelder Bahnhof herum herrschte, ist derzeit selten zu finden und doch wächst der Parkdruck in dem Bereich stetig.

(Foto: Toni Heigl)

Moderne Geräte sind teuer, deshalb will der Karlsfelder Gemeinderat sich erst ein Konzept für den gesamten Ort überlegen, bevor die Autofahrer am Bahnhof zur Kasse gebeten werden. Zudem stehen im Westen große Veränderungen an

Von Christiane Bracht, Karlsfeld

Die Karlsfelder hatten sich das so schön vorgestellt: Alle Autos stehen fein geordnet in Reih und Glied am Straßenrand. Keiner parkt mehr rund um den Bahnhof in zweiter Reihe, in Feuerwehrzufahrten oder Halteverboten, sodass Rettungsdienste oder auch der ganz normale Verkehr keine Schwierigkeiten hat vorbeizukommen. Die Lösung gegen das Parkchaos sollten Automaten sein. Ein Euro pro Tag hatten sich die Gemeinderäte noch im November als Gebühr überlegt - genauso viel wie die Stadt München jenseits der Grenze in der Gerberau verlangt.

Doch ganz so einfach gestaltet sich die Sache nicht. Die Parkscheinautomaten sind nämlich teuer. 41 000 Euro würde allein die Hardware kosten, so die Verkehrsplaner. Dann müsste der Bauhof in Eigenleistung noch ein Betonfundament gießen. Das würde weitere 9000 Euro kosten. Außerdem bräuchte die Gemeinde noch eine Software und einen Betreiber, damit die Leute auch Handytickets lösen und die Parkraumüberwacher eine Online-Abfrage machen könnten. Wünschenswert sei laut Experten natürlich auch, wenn die Automaten melden würden, wenn etwas defekt ist. Moderne Geräte sind eben kleine Computer und damit elektronische Wunderwerke. Vier Automaten hatten sich die Gemeinderäte ursprünglich vorgestellt. Würde man mehr haben wollen, etwa um an anderen Orten in Karlsfeld auch eine Parkraumbewirtschaftung einzuführen, wäre es etwa genauso teuer, erklärten die Experten im jüngsten Umweltausschuss.

Manch ein Kommunalpolitiker schluckte schwer angesichts der hohen Preise und der extrem leeren Kasse der Gemeinde. Fünf Jahre oder mehr würde es dauern bis Karlsfeld eine schwarze Null schreiben könnte, wenn man die vier Automaten am Bahnhof wie geplant aufstellen würde, so Verkehrsreferent Bernd Wanka (CSU). Angesichts dessen war man sich schnell einig: Vorerst soll es keine Parkscheinautomaten geben. Das Problem ist ja seit Beginn der Corona-Krise auch nicht mehr ganz so drängend, denn seit viele im Homeoffice sitzen, gibt es am Bahnhof auch wieder mehr Parkplätze.

Ganz verwerfen wollten die Gemeinderäte die Idee mit den Parktickets aber auch nicht, denn die Anwohner im Karlsfelder Westen hätten die Parkscheinautomaten schon gerne gehabt. Von ganz einfachen Geräten, in die man nur Geld hineinstecken kann, riet der Verkehrsplaner ab. Man müsse damit rechnen, dass Bargeld in zehn Jahren keine Rolle mehr spiele. Schon jetzt hätten viele kein Kleingeld mehr dabei. Schaffe man jetzt die einfachen Geräte an, hätten sie nach relativ kurzer Zeit nur noch Schrottwert, denn nach Aussage der Experten ist wohl eine Änderung der Straßenverkehrsordnung angedacht, die die simplen Automaten unzulässig machen würden.

Bis Januar wollen die Fraktionen nun überlegen, wo es in Karlsfeld noch sinnvoll wäre, Parkscheinautomaten aufzustellen. Denn wenn man sich für die moderne Variante entscheide, müsse man gleich so viele bestellen wie man im Ort brauche, erklärte Wanka. In Betracht käme wohl auch das Gebiet um das Rathaus herum. Denn im Quartier Rathausstraße, Lessing-, Theodor-Storm- und auf Teilen der Gartenstraße ist das Parken ebenfalls schwierig. Deshalb sollte dort eine Bewohnerparkzone eingerichtet werden. Allein an der Umsetzung hapert es noch. Vorstellen kann Wanka sich Parkscheinautomaten auch am Bürgerhaus, wo viele Anwohner die Plätze für Veranstaltungsbesucher besetzen.

Abgesehen davon gilt es im Bereich des Bahnhofs noch einiges abzuklären: Seit längerer Zeit plant etwa die Deutsche Bahn ein Parkhaus auf dem Park&Ride-Platz auf Münchner Seite zu errichten. Würde sie dies realisieren, wären plötzlich bis zu 300 kostenlose Parkplätze da, dreimal so viele wie bisher. Dann würde die Anschaffung der teuren Automaten vermutlich nicht lohnen. Doch um das Vorhaben ist es seit geraumer Zeit ruhig geworden.

Zudem stehen in nächster Zeit in diesem Bereich große Änderungen an. So wird die so genannte Hirmerei in Allach nahe dem Bahnhof gebaut, das bedeutet mehr Anwohner und mehr Verkehr. Der zweite Bahnsteig für eine neue S-Bahnlinie über den Nordring ist ebenfalls geplant. Auch das wird wohl mehr Parker anlocken. Und als drittes wird in absehbarer Zeit unweit des Bahnhofs das neue Gymnasium errichtet werden. Dazu soll es noch eine Verkehrsplanung geben, so Wanka. München und Karlsfeld müssten darin gemeinsam festlegen, wie die Schüler künftig sicher zum Unterricht kommen können. Auch das wird wohl Auswirkungen auf die Situation an der S-Bahn haben. "Der Parkdruck im Westen wird erheblich steigen", prophezeit der Verkehrsreferent. Bürgermeister Stefan Kolbe (CSU) soll nun einen Ansprechpartner bei der Stadt München ausfindig machen, um ein gemeinsames Verkehrskonzept erstellen zu können.

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