Süddeutsche Zeitung

Karlsfelder Bahnhof:Boxen gegen das Chaos

Am Karlsfelder Bahnhof stehen Fahrräder kreuz und quer. Nun haben Verkehrsplaner eine Lösung für das Problem erarbeitet

Von Christiane Bracht, Karlsfeld

Eilig in der Unterführung abgestellte Räder, andere die einfach über den nächsten Zaun gehängt wurden, weil man sonst gerade keinen Platz fand - das Radlchaos am Karlsfelder Bahnhof ist den Gemeinderäten schon lang ein Dorn im Auge. Doch Abhilfe schaffen ist nicht so einfach. Gerade auf der Ostseite, von der wohl die meisten kommen, ist wenig Raum für genügend Ständer. Die SPD drängte schon vor einem Jahr darauf, das Radfahren zur S-Bahn attraktiver zu gestalten. Schließlich geht es darum, den Autoverkehr zu minimieren, Alternativen zu schaffen. SPD-Fraktionschef Franz Trinkl schlug deshalb Fahrradboxen vor. Denn wer ein teures Rad habe, wolle es auch sicher anketten können. E-Bikes und Pedelecs sollten geladen werden, während man mit der S-Bahn unterwegs ist.

Jetzt hat die Luska Freiraum GmbH dem Karlsfelder Bauausschuss Vorschläge gemacht, wie man das Problem lösen könnte. Einziger Haken: Das Projekt kostet etwa eine Million Euro. "Überraschend teuer", findet Trinkl. Dennoch will man die Sache in Angriff nehmen. Autostellplätze sind schließlich deutlich teurer. In zwei Bauabschnitten sollen die neuen Fahrradabstellanlagen realisiert werden. Zunächst will man die bereits westlich des Bahnhofs bestehende vergrößern. Momentan können dort 208 Räder untergestellt werden, künftig sollen 60 weitere unter dem Glasdach Platz haben. Außerdem ist geplant, im kommenden Jahr, zwölf so genannte Fahrradboxen aufzustellen, die an Leute verliehen werden, die ihre Räder besonders sicher wegschließen wollen oder Strom zum Laden ihrer Akkus brauchen. Welche Modelle man wählt, ist noch offen. Sicher ist nur, dass die Wahl großen Einfluss auf den Gesamtpreis hat.

Ebenfalls 2020 soll sich auch östlich der Bahn etwas tun. Die 72 einfachen Radlständer werden abgebaut. Stattdessen will man ein Stück vom Hang links und rechts vom Ausgang der Unterführung abtragen, um dort einen doppelstöckigen Fahrradständer mit Überdachung installieren zu können. Das Gestell bietet Platz für 128 Räder.

Den dritten Vorschlag der Planer, weitere 124 oder gar 136 Radständer ebenfalls auf der Westseite nördlich der Karlsfelder Bahnhofsunterführung aufzustellen, wollten die Gemeinderäte angesichts der Kosten lieber auf 2021 vertagen. Auch diese Ständer sollen doppelstöckig werden und überdacht. Doch bevor man die Stahlkonstruktionen fest installiert, müsste an dieser Stelle erst noch der Boden gepflastert werden. Außerdem sollen hier voraussichtlich Fahrradboxen aufgestellt werden. Wie viele und welche ist noch ungewiss. Bis zu 50 wären möglich, so der Planer. "Das Gute ist, wir können mit ein paar anfangen und später weiter ausbauen", sagt Trinkl. Diskutiert werden muss auch noch darüber, wie man die Boxen bewirtschaftet. Die Planer sollen im Dezember ein paar Konzepte vorstellen.

Für das Gesamtprojekt erhofft sich die Gemeinde Karlsfeld einen Zuschuss vom Freistaat Bayern, erklärt Verkehrsplaner Günther Rustler. Wie hoch der ist, hängt natürlich von den Gesamtkosten ab. Allein die neue Anlage nordwestlich des Bahngeländes wird nach ersten Berechnungen mit etwa 485 000 Euro zu Buche schlagen. Die Erweiterung im Westen kostet voraussichtlich 128 000 Euro verschlingen und die auf der Ostseite 275 000 Euro. Die Ingenieurkosten und einiges mehr ist in den Preisen noch nicht enthalten.

Damit im nächsten Jahr genügend Mittel vorhanden sind, um den ersten Teil des Projekts anzugehen, soll die Luska Freiraum GmbH ihre Pläne nun für die nächste öffentliche Sitzung im Dezember verfeinern. Nur so können die Karlsfelder Gemeinderäte das nötige Geld im gemeindlichen Haushalt bereitstellen.

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Quelle:
SZ vom 12.11.2019
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