Karlsfeld:Zugeparkt

Rund um den S-Bahnhof Karlsfeld stellen Pendler ihre Autos bis weit in die angrenzenden Wohnstraßen hinein ab. Verkehrsreferent Bernd Wanka (CSU) spricht von "innerstädtischen Problemausmaßen" an Werktagen

Gregor Schiegl

Jeden Tag bietet sich an der Bayernwerkstraße das gleiche Bild. Die Autos stehen Stoßstange an Stoßstange, vor dem S-Bahnhof Karlsfeld ist alles zugeparkt. Selbst bis weit in die umliegenden Wohnstraßen stehen die geparkten Autos der Pendler. Die Klagen der Anwohner häufen sich, der Verkehrsreferent des Gemeinderats Bernd Wanka (CSU) konstatiert: "Der Parkdruck hat zu Werktagszeiten innerstädtische Problemausmaße erreicht." Ein Parkraumkonzept für den Bereich westlich des S-Bahnhofs soll nun auf Wankas Antrag Abhilfe schaffen. "Wir wissen, dass sich die Situation peu à peu verschlechtert", sagt der CSU-Gemeinderat.

Dass es sich keineswegs nur um ein gefühltes Problem handelt, belegen Zahlen der noch laufenden Verkehrsuntersuchung im Auftrag der Gemeinde. Danach hat sich der Verkehr auf der Bayernwerkstraße zum S-Bahnhof in den letzten Jahren mehr als verzehnfacht. Die Verkehrszählung zeigt außerdem, dass von den Auswärtigen, die über Dachau in die Bayernwerkstraße fuhren, 1400 Fahrzeuge nicht wieder über die Eversbuschstraße abgefahren sind. Ein Großteil dieser Autos - Wanka schätzt die Zahl auf etwa 1000 - müssen folglich dort parken.

Viele Pendler, vor allem aus Dachau, Bergkirchen und Olching steigen erst in Karlsfeld in die S-Bahn, weil der Bahnhof schon auf Münchner Grund liegt und damit in der günstigeren Tarifzone des MVV-Innenbereichs liegt. Den kostenpflichtigen Park&Ride-Platz (für die Tageskarte zahlt man einen Euro) nehmen allerdings die wenigsten Pendler in Anspruch. Sie weichen lieber auf die kostenlosen Parkplätze in Karlsfeld aus. Ähnliche Probleme gibt es in der Stadt Dachau und in Petershausen; Petershausen erhebt Gebühren, um die Blechlawine einzudämmen.

Bernd Wanka weiß selbst, dass es "denkbar schwierig" werden wird, die Situation westlich der Bahn zu verbessern. Recht viel mehr Instrumente als Anwohnerparkzonen auszuweisen und Parkautomaten hat die Gemeinde kaum. Wanka betont aber auch, dass es nicht darum gehe, alle auswärtigen Pendler draußen zu halten. "Wir wollen nicht mit dem eisernen Besen durchkehren. Auch die Leute aus Bergkirchen haben ein Recht, zu ihrer Arbeit zu kommen." Bei jeder Bemühung zur Entlastung der Karlsfelder vor Verkehr müsse es "absolutes Ziel" sein, "dass die Berufspendler an ihrem Wohnort in den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) einsteigen und nicht erst an der Stadtgrenze zu München." Dazu müsse man den Pendlern aber auch attraktive Alternativen anbieten.

Die laufende Verkehrsuntersuchung liefert der Gemeinde die notwendigen Informationen zu den Pendlerströmen. Wenn diese ausgewertet sind, lassen sich auch bedarfsgerechte Lösungsansätze zur Verbesserung des ÖPNV entwickeln. "Das Thema Verkehr ist zu komplex für eine Kleinlösungstaktik", sagt Wanka. Und der Druck wächst - von innen wie von außen: Westlich der Bahn wird derzeit das größte neue Wohngebiet im Landkreis hochgezogen. Auch die Anrainergemeinden von S-Bahn und Linie A weisen neue Wohngebiete aus, von denen viele in München arbeiten werden und durch Karlsfeld müssen.

Effiziente Maßnahmen zur Verkehrsentlastung kann die Gemeinde daher nicht im Alleingang entwickeln: Andere Kommunen, Behörden und Verbände wie der MVV müssen mitziehen. Ansätze für eine gemeindeübergreifende Abstimmung über Verkehrsfragen gibt es bereits über den Regionalentwicklungsverein Dachau Agil und die Westallianz. Die Karlsfelder CSU steht zudem auch in engem Kontakt zu ihren Parteikollegen in den Münchner Bezirksausschüssen.

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